Northeim/Goslar (lpd). Die Mitglieder des Kreistages haben sich jüngst für eine enge Zusammenarbeit der Einsatzleitstellen der Landkreise Goslar und Northeim ausgesprochen. Ein sogenannter virtueller Leitstellenverbund soll das Fortbestehen beider Standorte sichern.

Die Landkreise Goslar und Northeim betreiben, jeweils eigenständig, eine Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst. Sämtliche Hilfeersuchen unter der Rufnummer „112“ aus den Kreisgebieten werden in der jeweiligen Leitstelle angenommen.

Das Versorgungsgebiet der Integrierten Leitstelle (ILS) des Landkreises Northeim beinhaltet rund 132.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Feuerwehreinsatz- und Rettungsleitstelle (FERLS) des Landkreises Goslar versorgt aktuell gut 130.000 Einwohnerinnen und Einwohner zzgl. gut 70.000 Touristen, die sich täglich im Kreisgebiet aufhalten.

In den Flächenländern Bayern, Brandenburg und Rheinland-Pfalz liegt der Versorgungsbereich pro Leitstelle bei rund 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Auch vor diesem Hintergrund mahnen die Krankenkassen, die die Kosten für den rettungsdienstlichen Anteil in den Leitstellen tragen, die Wirtschaftlichkeit der Leitstellen zu erhöhen und fordern zur Zusammenarbeit auf.

„Mit dem Landkreis Goslar arbeiten wir bereits sehr erfolgreich im Bereich der Telenotfallmedizin zusammen. Es ist für uns naheliegend, diese Zusammenarbeit auf den Bereich der Leitstelle auszudehnen“, erklärt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel einen Grund für die Partnerwahl.

Das Ziel des virtuellen Leitstellenverbundes ist es, durch die gemeinsame Erledigung von Aufgaben Kosten unter Umständen effizienter einzusetzen. Auch die Arbeitsqualität in beiden Leitstellen kann durch die Entwicklung gemeinsamer Qualitätsstandards verbessert werden. Die Aus- und Fortbildung der Disponenten und Disponentinnen könnte ebenfalls gemeinsam organisiert werden.

Der Betrieb einer Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst muss kalendertäglich rund um die Uhr erfolgen. Das bedeutet, eine Leitstelle muss technisch und personell jederzeit arbeitsfähig sein (24/7). Um diesem gesetzlichen Auftrag nachzukommen, müssen in beiden Leitstellen ausreichend Redundanzen (parallele Strukturen) gebildet werden.

Diese Redundanzen kommen immer dann zum Einsatz, wenn die vorhandene Infrastruktur der Leitstellen nicht ausreicht. So sind z. B. für die Abarbeitung größerer Schadenslagen in einer Leitstelle regelmäßig mehr Disponierende erforderlich als im Regelbetrieb. Auch müssen räumliche Redundanzen für den Fall eines Ausfalls eines Leitstellengebäudes vorgeplant werden.

„Ich bin überzeugt, dass wir durch die Zusammenarbeit eine wesentliche Verbesserung der Sicherheit unserer Bevölkerung erreichen können“, erklärt Holger Schulz, Leiter des Fachbereichs für Brand- und Katastrophenschutz.

Die Leitstellen beider Landkreise könnten sich bei Großschadenslagen gegenseitig personell unterstützen, in dem Anrufe in beiden Leitsteilen überregional angenommen werden, um die Hilfeersuchen dann an die jeweils zuständige Leitstelle zu übergeben. Sollte eines der Gebäude ausfallen, könnte die jeweils andere Leitstelle genutzt werden.

Der geplante virtuelle Leitstellenverbund bedeutet auch, dass beide Leitstellen für die Zukunft gut aufgestellt wären. Auch in Niedersachsen ist es denkbar, dass sich die reine Notrufbearbeitung zu einer Gesundheitsleitstelle wandelt, in der bspw. die Rufnummern 112 (Notruf) und 116 117 (kassenärztlicher Bereitschaftsdienst) unter dem Dach der Rettungsleitstellen eintreffen. Diese neue Aufgabe wäre nur durch einen Leitstellenverbund in der erforderlichen Qualität leistbar.

Die geplante Zusammenarbeit muss jetzt detailliert ausgearbeitet werden, entsprechende Beschlüsse des Kreistages sollen folgen.