Northeim/Bad Gandersheim (lpd). Viel zu erzählen gab es in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Am 9. Oktober zwischen 12 und 13 Uhr unterhielten sich Rosita Wismach, ehemalige Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Northeim, die aktuelle Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Uljana Klein und Annegret Wrobel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Gandersheim, mit NDR-Moderator Michael Thürnau über die Arbeit der Projektgruppe "frauenORT Roswitha von Gandersheim". Das Projekt ist auf Initiative des Landesfrauenrates entstanden. Inzwischen existieren in Niedersachsen bereits 30 solcher frauenORTe, die sich mit historischen Frauen auseinandersetzen, um an die häufig vergessenen Frauen und ihr Wirken zu erinnern. 

Roswitha von Gandersheim gab der Stadt den Namen, erzählt Rosita Wismach: Die Kanonisse lebte im 10. Jahrhundert im Kloster und wurde durch ihre Dichtung in lateinischer Sprache berühmt und bedeutend. Sie dichtete für die Ottonen, die sie verehrte: Eine kluge und gebildete Frau, die sich aus dem Gesellschaftsleben zurückzog, um im Kloster mehr Freiheiten zu genießen. Doch das hätte sie jederzeit verlassen können, da sie keine Nonne war. Roswitha gilt als erste Schriftstellerin Deutschlands. In der großen Projektgruppe wurden 25 Projekte erarbeitet, erklärt Rosita Wismach und nennt einige Beispiele: Ein Platz für Freunde des Geocachings, ein Hörspiel auf CD mit Jugendlichen, ein Holzpult wie im Scriptorium Roswithas in der Berufsschule.

Bis heute lebt die Erinnerung in Bad Gandersheim: vom Ortseingangsschild bis in die Stiftskirche, es gibt u.a. Kunstprojekte mit Schulen, Spaziergänge auf Roswithas Spuren, die durch die Stadt angeboten werden, oder jährlich den Roswitha-Literaturpreis für Auto-rinnen. Uljana Klein ist fasziniert von dieser Frau im frühen Mittelalter, die auf vieles verzichtet hat und sich womöglich durch den Eintritt ins Kloster als Kanonisse vor einer Zwangsheirat schützte. Roswitha schrieb Dramen und Gedichte - auch Liebesgedichte - eine sehr moderne Schriftstellerin also. Der Geist Roswithas ist noch ganz gut erhalten, lächelte sie, obwohl nicht mal ein Bild der berühmten Frau existiert und es bei ihren Lebensdaten eher vage heißt, sie sei um 935 geboren und vermutlich zwischen 773 und 980 gestorben. Viele setzen sich dennoch bis heute mit dieser Frau auseinander. Und Bad Gandersheim hat heute eine Bürgermeisterin, die sich für die Belange ihrer Stadt einsetzt, ergänzt Uljana Klein heiter.

Bei der Eröffnung 2013 war Annegret Wrobel wichtig, dass eine neue Roswitha-Briefmarke aufgelegt wurde, dazu erschien eine Postkarte. In diesem Jahr wurde beispielsweise eine Roswitha-Fahne vor der Stiftskirche gehisst. Besonders freute sich Annegret Wrobel über die E-Mail-Botschaft vom Landesfrauenrat: Der frauenOrt kann sich mit Roswitha um einen ICE-Namen bewerben. Außerdem geht es im Moment um den Antrag als "immaterielles Kulturerbe", der bis zum 30. Oktober gestellt werden muss. Annegret Wrobel erinnert sich, dass in ihrer Schulzeit noch nicht viel über Roswitha gesprochen wurde. Alle Jahrgänge gingen damals in eine Klasse - da war es wohl schwierig, das für alle richtig erlebbar zu machen, meinte sie. 

Zwei Termine stehen in diesem Jahr noch an: Am 26. Oktober um 19 Uhr geht es um das Thema "Reformation gestern und heute" im Martin-Luther-Haus in Bad Gandersheim. Am 3. November um 19 Uhr in der Klosterkirche Brunshausen wird u.a. aus den Dramen der Roswitha gelesen. Unterhaltsam wird das, das versprechen die Gäste in der Sendung. Im kommenden Jahr startet dann das Projekt "Frauen in Bad Gandersheim", um ein Heft herauszubringen und eine Ausstellung zu starten zum 5-jährigen Jubiläum des frauenORTes Roswitha von Gandersheim.

Von Montag bis Freitag heißt es zwischen 12 und 13 Uhr bei NDR 1 Niedersachsen „Die Plattenkiste – Hörer machen ein Musikprogramm“ und die Sendung wird komplett von den Gästen gestaltet. In der Sendung können sich Vereine, Clubs, Organisationen vorstellen – egal ob Chor, Surfclub, Theater- oder Selbsthilfe-Gruppe. Informationen zur Bewerbung unter www.ndr1niedersachsen.de

Foto: lpd