Salzderheden (red). „Seit einigen Monaten haben wir immer mal wieder einen Seeadler im Gebiet“, berichtet Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e.V. Jetzt im Herbst beginnt die Zeit der Zugvögel und lockt Vogelbeobachter aus ganz Norddeutschland in das Naturparadies aus Menschenhand. Neben zahlreichen Enten, Scharen von Gänsen, Reihern oder verschiedenen Sägerarten können auch immer wieder Raritäten beobachtet werden. Dazu gehört auch der größte einheimische Greifvogel: Einen Seeadler über die ausgedehnten Wasserflächen gleiten sehen oder bei einem Beutezug beobachten zu können, ist auch für die ausgebildeten Naturscouts ein besonderes Erlebnis.

Typisches Flugbild

Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) hat eine Flügelspannweite von knapp 2,5 Metern, bei einer Körperlänge bis zu 90 Zentimetern. Der große Vogel ist kaum zu verwechseln, der helle Kopf und der weiße Schwanz stehen im Kontrast zu dem dunkelbraunen Federkleid, dazu unbefiederte gelbe Beine. Im Flugbild sind die Federn der Schwingen abgespreizt, der Kopf mit dem markanten gelben Adlerschnabel nach vorne gestreckt.

Seeadler werden in Deutschland als nicht mehr gefährdet eingestuft – eine Erfolgsgeschichte für den Artenschutz, denn vor etwas über 100 Jahren waren die eindrucksvollen Greifvögel hierzulande nahezu ausgerottet.

Heute gibt es bei uns wieder mehrere Hundert Brutpaare des in ganz Europa geschützten Seeadlers, besonders viele in Mecklenburg-Vorpommern. Nahrungsreiche Binnen- und Küstengewässer sind sein Lebensraum. Die Greife bevorzugen saubere Seen und Flüsse, auf denen sie Fische knapp unter der Wasseroberfläche jagen. Aber auch Vögel bis zur Größe einer Graugans und kleine bis mittelgroße Säugetiere sowie Aas gehören zu ihrem Nahrungsspektrum.

Standortstreu im passenden Lebensraum

In Mitteleuropa verbringen Alttiere als Standvögel auch den Winter bei uns.  Ob Seeadler irgendwann zu den Dauergästen im Leinetal zählen werden, hängt neben der Nahrungsverfügbarkeit davon ab ob sie ungestört brüten können. Bevorzugt auf älteren hohen Bäumen bauen die Vögel, die übrigens in Dauerehe leben, große Horste aus Ästen. Im zeitigen Frühjahr schlüpfen aus bis zu drei Eiern die Jungvögel, die bis zum Frühsommer von den Eltern versorgt werden.

Auch im Südharz wurde in diesem Jahr ein Seeadler beobachtet. Im Drömling haben sich sogar mehrere Brutpaare niedergelassen. Ältere Seeadler sind in der Regel standorttreu. Findet der Adler einen Partner, stehen die Chancen die mächtigen Vögel zukünftig auch häufiger im Vogelschutzgebiet Leinepolder beobachten zu können, also gar nicht schlecht.

Foto: Wolfram Pachalli