Northeim/Einbeck (lpd). Der Landkreis Northeim tritt dem Bündnis „Rettet die 112 und den Rettungsdienst – Bündnis für den Rettungsdienst als Landes- und Kommunalaufgabe“ bei. Damit haben sich die Mitglieder des Kreistages mehrheitlich gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums ausgesprochen, das eine Umstrukturierung der Notfallversorgung plant.

Bei lebensbedrohlichen Notfällen steht deutschlandweit rund um die Uhr der Rettungsdienst als Aufgabe der Länder und Kommunen gemeinsam unter der Rufnummer 112 bereit. Die Feuerwehren, die Hilfsorganisationen und private Fachleute sind innerhalb weniger Minuten nach einem Notruf in der Lage Hilfe zu leisten. 365 Tage im Jahr, egal ob zum Extremsportler oder ins Seniorenheim: Der Rettungsdienst in Deutschland kommt zuverlässig innerhalb kurzer Fristen in international beneideter Qualität.

Und dennoch will das Bundesgesundheitsministerium die bewährten Strukturen zerschlagen und die Zuständigkeit für den Rettungsdienst auf den Bund verlagern. Dafür ist eine Grundgesetzänderung geplant. Gleichzeitig sollen nicht mehr die Krankenkassen die Kosten des Rettungsdienstes bezahlen, sondern die Länder und Kommunen.

Der Niedersächsische Landkreistag (NLT) fordert, den Gesetzentwurf zurückzuziehen und stattdessen einen Dialog mit den Ländern und Kommunen sowie den Feuerwehren und Hilfsorganisationen zu beginnen.

Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat der NLT dazu ein Bündnis ins Leben gerufen. Neben den Landkreisen und Kommunen sind auch Organisationen aus dem Rettungswesen, die die Ziele des Bündnisses unterstützen, herzlich eingeladen mitzumachen. Das ist per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! möglich.

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel teilt die Auffassung des NLT ausdrücklich und hat dem Kreistag deshalb eine entsprechende Drucksache zum Bündnisbeitritt vorgelegt, welcher der Kreistag gefolgt ist.

Aufgegriffen hat der Kreistag dabei auch das Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums, die Notrufnummer (112) mit der Nummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes (116117) zusammenzuführen. Denn die Zielsetzung, die Disposition des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes und des Rettungsdienstes zu optimieren, entspricht dem Modell, wie es im Landkreis Northeim seit mehr als zwei Jahren erfolgreich praktiziert wird.

Seit Juli 2017 läuft das Modellprojekt im Landkreis Northeim: Außer dem Notruf (112) landen auch die bei der Notrufnummer der örtlichen Ärzte (116117) Anrufenden direkt bei den Disponenten in der Northeimer Einsatzleitstelle. Anhand eines Fragenkatalogs kann der geschulte Disponent innerhalb kürzester Zeit feststellen, welche medizinische Versorgung benötigt wird, ob ein Rettungswagen und möglicherweise ein Notarzt geschickt werden muss, oder die Behandlung durch den zum Bereitschaftsdienst eingesetzten Arzt ausreicht. Das Ziel ist, in allen Fällen die erforderliche und optimale Hilfe auszuwählen. Der Landkreis hat damit gute Erfahrungen gemacht. So hat sich gezeigt, dass etwa zehn Prozent der Anrufer bei der (116117) aufgrund der benötigten medizinischen Versorgung besser direkt den Rettungsdienst (112) verständigt hätten.

„Wir bedauern deshalb, dass die Kassenärztliche Vereinigung aus dem Vertrag aussteigen und die gemeinsame Finanzierung der zusätzlichen Stelle in der Einsatzleitstelle beenden will“, erklärt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. Aus Gründen der Patientensicherheit und des Patientenschutzes hat der Kreistag die Kassenärztliche Vereinigung daher aufgefordert, das Projekt weiterhin zu unterstützen und die Fortführung zu ermöglichen.