Dassel (red). Quellen, Bäche und Flüsse naturnah gestalten, Trinkwasser schützen und Menschen vor Hochwasser bewahren – so lautet der Auftrag einer Arbeitsgruppe mit Namen „Gebietskooperation Weser-Nethe“. Die Interessenvertreter sollen dafür sorgen, dass Gesetze wie die Wasserrahmenrichtlinie für Gewässer innerhalb der Gebietskooperation eingehalten werden. Zuletzt tagte die Arbeitsgruppe im Forstamt Dassel, wo sie die bisherigen Anstrengungen der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) in den Solling-Wäldern kennenlernte. Dort arbeiten Forstleute seit Jahren an dem Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Laut dieser Richtlinie sollen sich Bäche, Flüsse und Moore zu intakten Ökosysteme und Lebensräumen für Pflanzen, Tiere und Menschen entwickeln. 

Organisiert hatte die Zusammenkunft Ende August der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Das Forstamt Dassel stellte seine Räumlichkeiten zur Verfügung und Förster Kai Conrad begleitete die Vertreter der Gebietskooperation durch die Tagung. Neben Angehörigen vom NLWKN waren auch Mitarbeiter von den Wasserbehörden der Landkreise Northeim, Holzminden und Göttingen, von der Landwirtschaftskammer sowie der Unterhaltungsverbände Bever-Holzminde und Lenne vertreten. 

Der Austausch über die jüngsten Entwicklungen aus dem Land und über die Gewässerallianz Niedersachsen waren die ersten Tagungspunkte. Anschließend standen die Bemühungen der NLF zur Renaturierung der Bäche, Quellen und Moore im Solling im Mittelpunkt. Kai Conrad, Waldökologe in den Forstämtern Dassel und Neuhaus, stellte die vielfältigen Projekte vor, mit denen die Landesforsten in den Solling-Gewässern den guten ökologischen Zustand der Bäche und Quellregionen sicherstellen. Dazu wurden in den zurückliegenden Jahren aus zahlreichen Bächen Hindernisse entfernt. Große Durchlässe ersetzen ehemals kleinere, sodass Tiere wieder im Gewässer wandern können. Auch die naturnahe Ufervegetation fördern Forstleute: Sie entnehmen Nadelholz entlang der Bächen und pflanzen heimisches Laubholz. 

Ein Beispiel aus der Praxis stellte Förster Conrad am Riepenbach in der Försterei Hilwartshausen vor. Er ist ein Nebenbach der Ilme und somit auch Teil des FFH-Schutzgebietes „Ilme und Nebenbäche“. Revierleiter Jörg Becker erläuterte den Teilnehmern der Gebietskooperation, wie Fichten an Quellbächen entfernt und durch Erlen und Moorbirken ersetzt wurden. An Forstwegen zeigte er, wo dünne und dunkle Rohrüberfahrten entfernt und durch Furten oder großlumige Durchlässe ersetzt wurden. Auch andere technische Verbauung mussten weichen: Ein mehrere Meter hoher Erddamm, der den Bach durchtrennte, wurde aufgebaggert. Nun kann das Gewässer auch hier wieder ungehindert fließen.

Ein weiteres Thema war die extensive, naturschutzorientierte Bewirtschaftung der angrenzenden Wiesenbiotope. Waldökologe Kai Conrad stellte wertvolle Nasswiesen vor, die jährlich von Hand gemäht würden und erläuterte, dass alle Grünlandbereiche entlang des Baches ohne Düngung und Chemieeinsatz bewirtschaftet würden. Dadurch würden sich viele Pflanzenarten und damit auch Insekten einfinden, so Conrad. Und da keine Schadstoffe in den Bach sickerten, werde somit auch das Trinkwasser geschützt. 

Kai Conrad appellierte daran, den Schutz der Gewässer ganzheitlich zu betrachten. „Die meisten Moore im Solling sind wichtige Quellregionen unserer Bäche. So ist das Teichwiesenmoor das Hauptquellgebiet der Ilme. Folgerichtig renaturieren wir auch diese wichtigen Biotope“. Sagte Conrad über die gerade abgeschlossene Moorrenaturierung in den Teichwiesen. 200.000 Euro seien in den letzten 10 Jahren in das Projekt geflossen, eine Investition mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und Fördermitteln der EU. 

Die Besucher zeigten sich beeindruckt von den umfangreichen Aufwendungen, die die Landesforsten im Solling zum Schutz und zur Verbesserung seiner Gewässer treffen. Sie verabschiedeten sich aus Dassel mit dem Eindruck, die Waldbäche im Solling in guten Händen zu wissen und besseren Zeiten entgegen fließen zu sehen.

Foto: NLF / Conrad