Einbeck (red). Großer Fortschritt für eine nachhaltige Landwirtschaft: Mit einem neuen Verfahren kann KWS weltweit erstmals Biologicals für lange Zeit haltbar machen und dauerhaft am Saatgut von Zuckerrüben, Raps, Roggen und Kartoffeln anbringen. Die Methode funktioniert bei einer Vielzahl nützlicher Substanzen und Mikroorganismen.+++ Zu den Biologicals zählen Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze, deren Stoffwechselprodukte einen positiven Einfluss auf Pflanzen haben. Hinzu kommen auch pflanzliche Substanzen. Biologicals können das Wachstum von Nutzpflanzen vor allem unter Stressbedingungen stärken oder ihre Resistenz gegen Schädlinge erhöhen.

Erfolgreiche Tests

Nach der Aussaat vermehren sich die Mikroorganismen an der Wurzel und schaffen dabei günstige Wachstumsbedingungen für die Pflanzen. „Wir haben dieses Verfahren erfolgreich getestet und werden es nach und nach für unser Saatgut nutzen und den Landwirten zur Verfügung stellen. Besonders unter Stressbedingungen wie Trockenheit oder auf marginalen Böden kann der Landwirt von höheren Erträgen profitieren“, sagte Peter Hofmann, im KWS Vorstand unter anderem für Zuckerrüben zuständig.

Einer der Antriebe für das Verfahren ist der anhaltende Trend zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft mit weniger Chemie auf dem Acker. KWS forscht bereits seit mehr als zehn Jahren gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität Graz erfolgreich an Biologicals – und kann sie nun noch besser als zuvor am Saatgut einsetzen. Der Vorteil gegenüber früheren Verfahren: Die Mikroorganismen werden an das Saatgut angelagert und bleiben in dieser Form mindestens zwei Jahre haltbar.

Mikroskopisch feine Kapseln

Um dies zu erreichen werden die Biologicals mit einem biologischen Gel umgeben. Dabei entstehen mikroskopisch feine Kapseln, die in ihrem Inneren zum Beispiel die Mikroorganismen bergen. „Erst in dieser gut geschützten Form bringen wir die Mikroorganismen am Saatgut an“, erklärte Hofmann. Die Kapseln lassen sich aber auch in Wasser verteilen und auf Pflanzen sprühen, um ihre positiven Effekte zu nutzen.

Das Verfahren wurde von der TU Graz und dem von ihr ausgegründeten Unternehmen Biotenzz entwickelt. KWS hält nun eine exklusive Lizenz für Zuckerrübe, Raps, Roggen und Kartoffeln. „Diese Kooperation zeigt, dass wir auch mit externen Partnern gut zusammenarbeiten, um Landwirten das bestmögliche Saatgut zu bieten“, ergänzte Hofmann. Als unabhängiges und familiengeführtes Unternehmen erforscht KWS zahlreiche vielversprechende Ansätze für eine nachhaltige Landwirtschaft – Biologicals sind ein Teil dieser Initiative.

Der Erfolg ist auch messbar: Auf marginalen Böden und bei Trockenstress war der Ertrag bei Zuckerrüben dank des Einsatzes der neuen Technologie in mehrjährigen Großfeldversuchen in einer Testregion stabil und bis zu fünf Prozent höher als bei der Vergleichsgruppe von Pflanzen ohne Biologicals. „Das zeigt: Biologicals helfen dabei, die Toleranz von Pflanzen gegenüber klimatischen Extremen zu stärken und den Ertrag zu sichern“, sagte Hofmann. „Damit reagieren wir auch auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen, zum Beispiel lange Dürreperioden.“

Foto: KWS