Einbeck (red). Welchem Merkmal die Löffelente ihren Namen verdankt, ist sofort offensichtlich - ihrem auffällig großen Schnabel. Durch diese charakteristische Eigenschaft lässt sie sich gut von anderen Entenarten unterscheiden. Der vordere Teil des Schnabels ist löffelförmig, breit und flach. Mit seiner Hilfe durchzieht sie die Wasseroberfläche nach Nahrung.

Die hübsche Ente gehört in die Gruppe der Schwimmenten, wie auch die bekannte Stockente.  Die Beine liegen, wenn man die Ente von der Seite betrachtet, etwa in der Körpermitte.  Diese Entenarten gründeln besonders gerne, tauchen aber nur selten. Vielleicht achten Sie einmal darauf – bei Tauchenten befinden sich die Beine eher im hinteren Körperdrittel. Schwimmenten liegen, da sie eher leichter sind, beim Schwimmen hoch auf dem Wasser, mit dem Schwanz über der Wasserlinie. Der Start aus dem Wasser erfolgt ohne Anlauf, als sogenannter Punktstart.

Die Löffelente ist stark an das Wasser gebunden und bevorzugt Gewässer mit vegetationsreichen Uferzonen und Schilfbereichen. In solchen Feuchtgebieten, Seen, Teichen, Flussarmen und Feuchtgraswiesen und -grünland fühlen sie sich wohl.  Jetzt ab April bis in den frühen Herbst hinein kann man sie gut auf den Gewässern beobachten.  So sind sie auch in größerer Anzahl als Gast- und manchmal auch als Brutvögel in den Leinepoldern vertreten. Dieses niedersächsische Feuchtgebiet ist ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Wasservögeln. „Es ist gerade ein toller Anblick in den Leinepoldern, der von großen Rest-Wasserflächen in Polder 1 mit vielen Wasser- und Wiesenvögeln geprägt ist. Besonders aufgefallen sind mir die vielen Löffelenten, die sich dort gerade tummeln“, erzählt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e.V.  „Vermutlich sind es in den letzten Wochen um die 400 Exemplare gewesen“, schätzt der Vogelexperte.

Die Männchen haben ein prächtiges Federkleid mit auffälligen grünen Kopfpartien, einem weißen Brustbereich und einer kastanienbraunen Brust- und Bauchseite und schwarzer Schwanzspitze. Interessanterweise hat das Männchen zudem eine gelbe Augenfarbe. Die Weibchen sind hingegen weniger auffällig gefärbt.  Bei ihnen ändert sich die Irisfarbe während des Brutgeschäftes in dunkelbraun. Sie haben ein braunes Gefieder mit dunkleren Flecken. Wäre da nicht der breite bräunliche Schnabel, könnte man sie mit einer weiblichen Stockente verwechseln.

Hier in den Leinepoldern und Seen finden sie auch reichlich Nahrung wie Wasserpflanzen, Plankton und Algen, Kaulquappen, Würmer, Insekten und deren Larven. Ihr löffelartiger Schnabel ist perfekt angepasst, um durch das Wasser zu sieben und winzige Algen und Kleinlebenwesen herauszufiltern. Die Löffelente trägt ihren auffälligen Schnabel wie ein Schild vor sich her. Daraus leitet sich auch ihr lateinischer Name „Anas clypeata“ ab; der Schildträger. 

Löffelenten brüten in lockeren Kolonien oder einzeln in dichten Vegetationsbereichen am Ufer von Gewässern. Das Weibchen legt eine ordentliche Anzahl von Eiern – das Gelege kann acht bis zwölf graugrüne Eier umfassen - in ein Nest aus Pflanzenmaterial. Es wird gerne am Boden, gut versteckt zwischen Ufer-Pflanzen nahe dem Wasser errichtet.  Die kleinen Küken sind Nestflüchter und folgen ihren Eltern sofort nach dem Schlüpfen ins kalte Nass.

Löffelenten sind Teil- oder Mittelstreckenzieher und ziehen in der Regel in gemäßigte Gebiete in West- und Südeuropa und Afrika, um den Winter zu verbringen, wobei ihre Zugrouten variieren. „Da sie zu den eher selteneren Arten in Niedersachsen zählen, freuen wir uns hier besonders über ihren Anblick in so großer Zahl. Einige wenige Paare werden vermutlich hier auch brüten“, so Thomas Spieker über die Wildente mit dem besonderen Schnabel.  Die Naturscouts führen auf Anfrage gern interessierte Gruppen in das EU-Vogelschutzgebiet zwischen Salzderhelden und Northeim. Daneben veranstalten sie öffentliche Führungen zu unterschiedlichen Themen. Die Angebote sind unter www.naturscouts-leinetal.de zu erfahren. 

Foto: Andreas Ständer, Naturscouts Leinetal e.V.