Einbeck (red). Die expressionistische Malerin Irma Stern (1894–1966) aus Südafrika hatte verwandtschaftliche Beziehungen zu Einbeck. In Berlin wurde sie ab 1918 für ihre „exotischen“ Bilder gefeiert, in Südafrika später zur Nationalkünstlerin gekürt. Bei den Großeltern in Einbeck entstanden mehrere ihrer Werke. Während zahlreicher Aufenthalte dort pflegte Irma Stern enge Freundschaften mit gleichaltrigen jungen Frauen aus Einbecker Familien. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stellte sie den Kontakt zu Deutschland bis nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig ein.
Im Berliner Brücke-Museum wird vom 13. Juli bis 2. November die Ausstellung „Irma Stern. Eine Künstlerin der Moderne zwischen Berlin und Kapstadt“ gezeigt. Die Co-Kuratorin der Ausstellung, Dr. Lisa Hörstmann, wird am Sonnabend, 28. Juni, um 18 Uhr in der Alten Synagoge Einbeck über die Ausstellung sowie über die internationale Künstlerin und deren Verbindungen zu Einbeck berichten. Es wird ein solidarischer Eintritt praktiziert – am Ende geht der „Hut“ herum. Platzreservierungen sind erbeten beim Förderverein Alte Synagoge, ausschließlich unter
Die Kunsthistorikerin Lisa Hörstmann promovierte an der Abteilung Kunst Afrikas des Kunsthistorischen Instituts der Freien Universität Berlin zum südafrikanischen Siedlerprimitivismus. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart sowie freie Kuratorin in Berlin.
Die deutsch-südafrikanische Künstlerin Irma Stern etablierte sich nach dem Ersten Weltkrieg erfolgreich in der Berliner Kunstszene, bis sie 1933 aufgrund der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten ihre Aufenthalte in Deutschland vollständig einstellen musste. Als Frau marginalisiert und vom Antisemitismus bedroht, war sie zugleich als Weiße Nutznießerin des südafrikanischen Apartheid-Regimes. Sie schuf ein komplexes Werk, das gleichermaßen von Emanzipation und kultureller Aneignung geprägt ist.
Bis heute gilt Stern in Südafrika als wichtigste Vertreterin der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts – in Deutschland ist ihr Schaffen hingegen bislang kaum bekannt. Das war nicht immer so: Stern studierte Malerei in Weimar und Berlin, war Gründungsmitglied der Novembergruppe und eng mit dem Brücke-Künstler Max Pechstein befreundet. In den 1920er-Jahren stellte sie in den bedeutenden Berliner Galerien aus. Der deutsche Kunstbetrieb feierte ihre exotisierenden, ausdrucksstarken Porträts.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war die jüdische Künstlerin gezwungen, ihre Aufenthalte in Deutschland zu beenden. Ihr Lebensmittelpunkt war Kapstadt. Von dort aus unternahm sie bis zu ihrem Tod zahlreiche Arbeitsreisen durch Afrika und Europa. In enger Zusammenarbeit mit südafrikanischen Museen präsentiert das Brücke-Museum nun die erste Einzelausstellung zu Irma Stern in ihrer einstigen Heimatstadt Berlin. Gezeigt werden rund 40 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken.
Die Veranstaltung wird gefördert durch die Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises Northeim sowie durch die Bürgerstiftung Einbeck. Mehr Informationen: www.bruecke-museum.de/de/programm/ausstellungen/3817/irma-stern-eine-knstlerin-der-moderne-zwischen-berlin-und-kapstadt
Fotos: Courtesy of the Trustees of the Irma Stern Collection, Privat