Northeim (red). „Brennt unsere Kirche?“, war eine der durch Passanten häufiger gestellten Fragen am Samstag in Northeim. Über 100 Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und THW waren bei einer groß angelegten Alarmübung ab kurz vor 10 Uhr im Einsatz.
Die angenommene Lage: Durch Arbeiten im Glockenturm wurde ein Feuer ausgelöst. Dichter Rauch, erzeugt durch eine Nebelmaschine, drang aus dem Turm weithin über die Stadt sichtbar. Vier Personen, darunter zwei Puppen und zwei Verletztendarsteller, wurden vermisst.
Durch umfangreiche Sanierungsarbeiten hat sich die Northeimer St.-Sixti-Kirche in den vergangenen Jahren immer weiter in Details gewandelt. Unter anderem wurde das Dach baulich verändert. Zudem wurde die Heizungsanlage erneuert. Höchste Zeit also, 16 Jahre nach der letzten Übung in dem historischen Gebäude erneut die Einsatzkräfte auf die Probe zu stellen, waren die Feuerwehr Northeim um Ortsbrandmeister Rouven Goldberg und der Kirchenvorstand um Dr. Christian Steigertahl überzeugt.
Die Feuerwehren aus dem Stadtgebiet hatten gleich mehrere Aufgaben zu absolvieren. Sie mussten die vermissten Personen im Gebäude finden und retten, dabei die unzähligen Stufen und engen Treppen mit ihrer schweren Ausrüstung unter Atemschutz überwinden und die Löschanlage im Kirchturm kennen- und bedienen lernen. Der Rettungsdienst um das Deutsche Rote Kreuz aus Northeim hat die Betreuung der Patienten übernommen. Vom Technischen Hilfswerk aus Northeim kam ein Einsatzstellen-Sicherungs-System, kurz ESS, das im Ernstfall jegliche Bewegung der Kirche erfassen und Alarm schlagen würde. Unterstützung aus luftiger Höhe gab es von der Kreisverwaltung. Die Kreisfeuerwehr war mit der Fachgruppe Rettungsrobotik vor Ort, um ein dreidimensionales Lagebild aus der Luft zu erzeugen. Der Fachberater Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen (SRHT) um Kai Reuter beriet als Experte bei den Arbeiten in durchaus schwindelerregender Höhe. Die Werkfeuerwehr Continental hat mit Personal und ihrem Industrie-Löschfahrzeug unterstützt.
Die Übungsbeobachter unter anderem um Ortsbrandmeister Goldberg und seinen Stellvertreter Jan Friedrich zeigten sich mit dem Übungsverlauf mehr als zufrieden. Verschiedene Stellschrauben habe man erkannt und werde im Ausbildungsdienst gezielt darauf eingehen. Die Kirche will in speziellen Führungen für die Feuerwehr künftig das Wissen für den Ernstfall weiter ausbauen, damit eines der Wahrzeichen der Kreisstadt im hoffentlich nie eintretenden Ernstfall schnellstmöglich gerettet werden kann.
Fotos: Konstantin Mennecke/Kreisfeuerwehr