Northeim (red). Mehr Sicherheit im Einsatz und ein schnelleres Gewinnen von möglicherweise entscheidenden Informationen: Unter diesem Ansatz hat der Landkreis Northeim innerhalb seiner Kreisfeuerwehr anderthalb Monate den möglichen Einsatz von Bodycams getestet. Die gesammelten Erkenntnisse sollen jetzt intern aufbereitet und ausgewertet werden.
„Die Einsatzlagen im Landkreis Northeim sind häufig komplex und auf den ersten Blick nicht immer vollständig zu überblicken. Das gilt mit Blick allein auf dieses Jahr unter anderem für das Extremwetter mit Tornado in Mackensen im Mai oder auch auf einen Unfall mit einem Reisebus mit fünf weiteren Fahrzeugen im Juli auf der Autobahn 7“, betont Kreisbrandmeister Marko de Klein. In diesen Situationen sei es für die Kräfte vor Ort, insbesondere für die Einsatzleiter und Gruppenführer, von elementarer Bedeutung, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. „Welche Gefahren drohen? Wo ist priorisiert schnelles Handeln erforderlich? Es gilt in den ersten Minuten viele Entscheidungen zu treffen, die für den weiteren Einsatzverlauf entscheidend sein können“, sagt der Kreisbrandmeister. Ersteintreffende Kräfte, in Northeim und Einbeck sind dies meist die Brandmeister vom Dienst, sind das die Momente, in denen sie zunächst auf sich allein gestellt sind. Dies könnte sich künftig ändern.
Für die Disponenten in der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst des Landkreises ist es nämlich ebenfalls hilfreich, sich selbst ein Bild von der Einsatzstelle verschaffen zu können. Das ist vor Ort nicht möglich – seit vielen Jahren stehen die Menschen hinter dem Notruf 112 deshalb unter anderem in Kontakt mit der Kreispressegruppe der Kreisfeuerwehr. Von größeren Einsatzstellen bekommen die Disponenten so Lagebilder, die unter anderem im vorausschauenden Disponieren der Mittel des Rettungsdienstes strategisch wichtig sein können. In einem sechswöchigen Test wurden jetzt Mitglieder der Kreispressegruppe mit einer Bodycam ausgestattet, die in erster Linie nicht nur das Einsatzgeschehen aufzeichnet, sondern über eine verschlüsselte Verbindung direkt den Disponenten in der Einsatzleitstelle zur Verfügung stellt. Die Leitstellendisponenten konnten so bei verschiedenen Einsätzen als auch Übungen auf die Livebilder zugreifen. „Insbesondere die Übertragungsstabilität des Videosignals auch aus Gebäuden heraus war dabei überzeugen.“ Technisch möglich wird die Übertragung durch eine in der Kamera integrierte SIM-Karte für das Mobilfunknetz. Die Verzögerung des Bildsignals vom Einsatzort über das Mobilfunknetz bis in die Leitstelle beträgt dabei knapp unter einer Sekunde.
Perspektivisch könnten die Bodycams für Führungskräfte der Feuerwehren sowie Funktionsträger der Kreisfeuerwehr eingesetzt werden. Sie sollen den Verantwortlichen der Feuerwehr keine Entscheidungen abnehmen, sondern lediglich eine noch bessere Unterstützung durch die Einsatzleitstelle in der Absolvierung größerer Einsatzlagen ermöglichen. Ob und in welcher Form dieses Projekt umgesetzt wird, das wird intern diskutiert.
Bildunterschrift: Im Einsatz mit der Bodycam: Die Kreispressegruppe war früher eine reine Einheit zur Kommunikation mit den lokalen Medien. Seit Jahren erweitert sich das Aufgabenspektrum unter anderem um die Bevölkerungskommunikation, darunter das Bespielen von WarnApps wie Biwapp und NINA. Mittels Einsatztablet können nicht nur die Daten der Bodycam ausgewertet, sondern auch das Bildsignal von Drohnen drahtlos empfangen werden.
Foto: Christian Vogelbein