Northeim (red). Wie bereits in den vergangenen Jahren bleibt auch 2024 der Betrug im Zusammenhang mit Geldanlagen im Internet ein großes Thema bei der Polizei Northeim. Bis November dieses Jahres beläuft sich die Gesamtschadenssumme bei Geschädigten aus dem Landkreis Northeim bereits auf über 500.000 Euro. Die Geschädigten sind meist männlich und erstrecken sich über alle Altersgruppen. Alle haben den Wunsch, ihr Erspartes mit möglichst hohem Ertrag anzulegen.
Der Betrug beginnt oft mit Werbeanzeigen oder Videos auf Social-Media-Plattformen, wie Facebook oder Instagram, immer häufiger aber auch über vermeintliche Info-Videos bei Google-News. In den Videos erscheinen bekannte Gesichter wie Sandra Maischberger, Maybrit Illner, Markus Lanz, Peter Maffay oder die Bekanntheiten aus der TV-Sendung „Höhle der Löwen“. Mittels künstlicher Intelligenz werden den Personen verfälschte Dialoge hinterlegt, worin eine vermeintlich unschlagbare Investmentmöglichkeit thematisiert wird. Tatsächlich haben die gezeigten Personen jedoch nichts mit der thematisierten Anlagemöglichkeit zu tun.
Über die in den Videos verlinkten Webseiten geben die Opfer ihre Kontaktdaten preis. Daraufhin erfolgt in der Regel ein Anruf eines angeblichen Anlageberaters, häufig über WhatsApp und oft von einer ausländischen Telefonnummer, insbesondere aus Großbritannien (+44 ...) oder Österreich (+43 ...). Der Anrufer spricht meist deutsch, in manchen Fällen auch Englisch.
Der vermeintliche Berater verspricht hohe Gewinne auf Geldanlagen. Das anfängliche Investment von mehrheitlich 250 Euro erzielt innerhalb weniger Tage beeindruckende Gewinne. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Geld in Aktien, Anleihen oder Kryptowährungen sowie neuerlich auch in überdurchschnittlich gut verzinste Festgeldanlagen investiert wird. Doch diese Gewinne existieren nur auf dem Papier. Die Kurse und angeblichen Gewinne auf den Online-Investment-Accounts der Opfer werden durch die Täter manipuliert und sind nicht real. In Wirklichkeit wird das Geld der Opfer nie investiert, sondern landet auf den Konten der Täter.
Beeindruckt von den scheinbar hohen Gewinnen, investieren die Opfer bald größere Beträge. Sie folgen den Aufforderungen ihres „Beraters“ und überweisen innerhalb kurzer Zeit immer höhere Summen. Diese Zahlungen erfolgen vorwiegend an verschiedene Konten, sowohl im Inland als auch im Ausland, selten jedoch an denselben Empfänger. Zudem eröffnen die Opfer auf Anweisung der Betrüger Konten und Accounts bei Krypto-Börsen, wobei die Täter unbemerkt die Zugangsdaten abfangen und so vollen Zugriff auf das Geld der Opfer erhalten.
Die schmerzhafte Erkenntnis kommt in der Regel, wenn die Opfer versuchen, sich ihre „Gewinne“ auszahlen zu lassen. Die Auszahlungen werden mit dem Hinweis auf angebliche Steuern oder Gebühren verweigert. Es wird plötzlich ein separates Auszahlungskonto benötigt oder der Kontakt zu dem bisherigen Berater bricht einfach ab. Der Berater ist nicht mehr erreichbar und die Investment-Webseite ist offline. Die Opfer verlieren den Zugriff auf ihr investiertes Geld.
Die Polizei Northeim warnt dringend vor solchen scheinbar überdurchschnittlich profitablen Geldanlagen.
- Seien Sie misstrauisch, wenn Sie von angeblichen Beratern aus dem Ausland über WhatsApp kontaktiert werden.
- Vertrauen Sie Ihr Geld niemals jemandem an, den Sie nicht persönlich kennen und investieren Sie nicht in Anlageformen, mit denen Sie nicht vertraut sind.
- Wenn Sie investieren möchten, prüfen Sie die Angebote gründlich und holen Sie sich gegebenenfalls Rat, etwa bei Ihrer Hausbank.