Kreis Northeim (r). Die Polizei Northeim verzeichnete im Landkreis Northeim im Jahr 2021 einen leichten Anstieg der registrierten Straftaten. Im Vergleich zum Vorjahr (6.388) kam es zu einem Anstieg von 91 auf insgesamt 6.479 bekannt gewordener Fälle. Trotz des Anstiegs gehört der Landkreis Northeim weiterhin zu einem der sichersten Regionen in Niedersachsen.
Neben dem Anstieg der Fallzahlen kam es zu einer minimalen Reduzierung der Aufklärungsquote auf 68,37 Prozent (vgl. Vorjahr 70,43 Prozent). Dies ist jedoch die drittstärkste Aufklärungsquote der Polizeiinspektion Northeim im Zeitraum der letzten zehn Jahre. Zudem liegt die Aufklärungsquote über dem Wert der Polizeidirektion Göttingen mit allen fünf Polizeiinspektionen (66,98 Prozent) und dem Landesschnitt von 64,07 Prozent.
"Ich bin stolz drauf, dass die Mitarbeitenden der Polizeiinspektion Northeim durch ihre Arbeit erneut eine deutlich über dem Landesschnitt liegende Aufklärungsquote erreichen konnten. Es galt die Qualität der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung trotz der Herausforderung der Pandemie auf einem hohen Niveau zu etablieren.
Im Jahr 2021 mussten aufgrund herausragender Delikte insgesamt neun Ermittlungsgruppen eingerichtet werden. Dies bedeutete eine hohe Belastung für den Ermittlungsdienst. Als Beispiel ist hier die Mordkommission zum Tötungsdelikt nahe der Kläranlage in Northeim zu nennen. Nach kurzer Zeit konnten die Ermittlerinnen und Ermittler einen Tatverdächtigen ermitteln und diesen festnehmen.
Allen Mitarbeitenden der Polizeiinspektion Northeim gilt mein Dank für ihre geleistete Arbeit des letzten Jahres. Ich freue mich solch ein starkes und motiviertes Team an meiner Seite zu wissen." sagte Polizeidirektorin Maren Jäschke, Leiterin der Polizeiinspektion Northeim.
Polizeidirektion Göttingen:
"Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen ist die Zahl der Straftaten im Jahr 2021 nochmals um mehr als vier Prozent gesunken. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote erneut leicht auf 66,93 Prozent und liegt damit deutlich um drei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Das ist die höchste Quote seit Bestehen der Polizeidirektion Göttingen. Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis und danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die trotz der Umstände, die aus der anhaltenden Corona-Pandemie resultieren, mit ihrer Expertise und ihrem Engagement maßgeblich zu diesem guten Ergebnis beigetragen haben. Die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen leben nach wie vor in einer der sichersten Regionen Niedersachsens," sagte die Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Göttingen Frau Gwendolin von der Osten.
Weiterhin steigende Fallzahlen bei Häuslicher Gewalt
Das zweite Jahr in Folge kam es in der Polizeiinspektion Northeim zu einem Anstieg der Fallzahlen bei Häuslicher Gewalt. Mit nun 341 Fällen wurde der Höchststand der letzten zehn Jahre erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr (300) bedeutet dies einen Anstieg von 13,67 Prozent. Ob dieser Anstieg ihren Ursprung in der Corona-Pandemie hat, wird erst nach Beendigung der Maßnahmen aufgrund der Pandemie und der dann sich entwickelnden Fallzahlen zu beantworten sein.
Der Leiter des Präventionsteams, PHK Dirk Schubert, erklärt dazu: "Die Bekämpfung der häuslichen Gewalt bleibt ein Schwerpunktthema der polizeilichen Arbeit in der Polizeiinspektion Northeim. Allerdings können auf diesem Gebiet nur Erfolge erzielt werden, wenn die gesellschaftlichen Anstrengungen forciert werden. Im Jahr 2021 kam es in Northeim im Rahmen einer Häuslichen Gewalt zu einem versuchten Tötungsdelikt. Durch die gute länderübergreifende Zusammenarbeit der Polizei konnte der 59-jährige Tatverdächtige durch die Polizei Brandenburg festgenommen werden. Dieser Fall zeigt, dass eine frühzeitige Erkennung sowie erfolgreiche Präventionsarbeit der Polizei in Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern unerlässlich ist, um Opfer zu schützen."
Polizeidirektion Göttingen:
"Der Begriff "Häusliche Gewalt" wurde im Jahr 2021 erstmals bundeseinheitlich definiert. Aufgrund dieser geänderten Definition sind die Daten der Vorjahre mit den aktuellen nicht mehr vergleichbar. Auf dieser Grundlage wurden 3.857 Fälle "Häuslicher Gewalt" im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen erfasst. Rund 60 Prozent davon waren Körperverletzungsdelikte. Von den vier als "Mord" eingestuften Sachverhalten wurde eine Tat vollendet, von 18 Totschlagsdelikten wurden sechs vollendet.
Wir werden der Bekämpfung von Straftaten im sozialen Nahraum auch weiterhin einen besonderen Schwerpunkt widmen. Daneben setzen wir auf eine verbesserte Sachbearbeitung und Kooperationen mit anderen involvierten Stellen, wie Ämtern und Opferschutzeinrichtungen, um so schnell und effektiv wie möglich helfen zu können. Wir werden ein besonderes Augenmerk auf die Prävention haben und insbesondere in Richtung der Opfer kommunizieren, dass häusliche Gewalt keine Familienangelegenheit, sondern eine schwere Straftat ist, die von uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt wird," so die Polizeipräsidentin der PD Göttingen.
Fallzahlen der Wohnungseinbruchdiebstähle auf Tiefstand
Entsprechend des Landestrends befindet sich die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle auf dem niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre. Im Jahr 2021 sind im Landkreis Northeim insgesamt 57 Fälle registriert worden. Somit können wir einen Rückgang zum Vorjahr (87) von 34,48 Prozent verzeichnen. Der weitere Rückgang der Fallzahlen ist neben dem Lockdown von Januar bis Mai 2021, als die Bevölkerung deutlich mehr Zeit als sonst zuhause verbracht hat, auch auf die Präventionsarbeit des Präventionsteams zurückzuführen. Leiter des Präventionsteams, PHK Dirk Schubert sagte dazu: "Die polizeilichen Maßnahmen bei der Bekämpfung von Wohnungseinbruchsdiebstählen in den letzten Jahren sowohl im Einsatzbereich, den ermittelnden Bereichen und der Präventionsarbeit wurden auch im Jahr 2021 fortgeführt. In der Präventionsarbeit der Polizeiinspektion wurde das Thema intensiv, zum Beispiel auch im Rahmen der sogenannten Sommertour auf den Wochenmärkten der Region, behandelt. Beratungen, Vorträge und öffentliche Veranstaltungen mit dem Ziel den Teilnehmenden sinn- und wirkungsvolle Tipps zur Absicherung ihrer Wohnbereiche aufzuzeigen haben dazu geführt, dass die Wohngebäude heute besser geschützt sind als je zuvor. Dies zeigt sich auch im steigenden Anteil von im Versuch stecken gebliebenen Einbrüchen."
Darüber hinaus wurden im Jahr 2021 insgesamt 412 Kontrollen zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls durchgeführt. Diese Kontrollen sind und werden auch zukünftig ein wichtiger Bestandteil der Bekämpfung dieses Delikts sein.
Tatmittel Internet
Im Bereich der Cyberkriminalität sind die Straftaten "unter Nutzung des Tatmittels Internet" in 2021 auf 1.034 Fälle gestiegen. Dieser Anstieg ist mit einer erhöhten Anzahl von Delikten im Zusammenhang mit der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie, Bedrohungen sowie Beleidigungen zu erklären.
Im Bereich der Betrugsstraftaten ist mit Bezug zum Vorjahr indes eine rückläufige Fallzahl zu verzeichnen: Waren es im Jahr 2020 noch 352 Fälle, sank die Zahl im Jahr 2021 auf 264 Fälle.
"Trotz des Rückgangs im Bereich der Betrugsstraftaten im Internet umschreibt der Bereich der Cybercrime-Bekämpfung aufgrund der mitunter sehr schnell fortschreitenden Digitalisierung einen sehr dynamischen Arbeitsbereich für die Polizei. Aufgrund sich ständig verändernder und neu hinzukommender Kriminalitätsphänomene und Begehungsformen ist ein Höchstmaß an Flexibilität erforderlich. Um den Erfordernissen zur Bekämpfung der Kriminalität im Bereich Cybercrime auch zukünftig erfolgreich begegnen zu können, werden auch in der Polizeiinspektion Northeim im Rahmen von Organisationsanpassungen künftig spezialisierte Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen, die über entsprechendes Fachwissen und Aus- und Fortbildung verfügen, in Cybercrime-Teams eingesetzt" sagte Isabel Fischer, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes der hiesigen Inspektion.
Polizeidirektion Göttingen:
"Cyberkriminalität war auch im vergangenen Jahr ein großes Thema für die Polizei - die Zahl der Straftaten unter Nutzung des Internets ist 2021 nochmal um mehr als zehn Prozent gestiegen. Dieser Trend ist im Wesentlichen auf die Entwicklung im Bereich der Bekämpfung der Kinder- und Jugendpornografie zurückzuführen, Einfluss hatte aber auch die anhaltende Corona-Pandemie, die die Begehung von Straftaten ins Internet verlagerte und insbesondere hohe Vermögensschäden verursachte. Gleichzeitig konnten wir aber auch die Aufklärungsquote in diesem Bereich steigern. Das zeigt, dass die vermeintliche Anonymität des Internets keine Sicherheit vor Strafverfolgung bietet. Darüber hinaus muss ganz deutlich gesagt werden, dass die Digitalisierung untrennbar mit steigenden Cyber-Risiken durch professionell agierende Kriminelle verbunden ist. Besonders Ransomware-Erpressungen treffen nicht nur international tätige Unternehmen, sondern auch den Mittelstand, Praxen und Handwerksbetriebe, wie wir auch in der Polizeidirektion Göttingen feststellen müssen. Deshalb müssen Cyber-Resilienz und IT-Sicherheit Chefsache sein," so Frau Gwendolin von der Osten.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen
Nicht unbedingt via Internet aber gleichwohl dem Deliktsfeld "Betrug" zuzuordnen sind Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Insgesamt registrierte die Polizeiinspektion Northeim 143 Taten (2020: 471), wovon 28 Taten vollendet wurden. Somit lag der prozentuale Anteil der Versuchstaten (115) bei über 80 Prozent. "Für die Präventionsarbeit der Polizeiinspektion Northeim bleibt das Deliktsfeld Betrug zum Nachteil älterer Menschen herausfordernd. Der Umstand, dass derart viele Straftaten im Versuchsstadium stecken bleibt und von einem hohen Dunkelfeld nicht-angezeigter Versuchstaten auszugehen ist, zeigt uns, dass die Präventionsmaßnahmen und Beratungsgespräche Wirkung zeigen. Trotzdem gilt es, insbesondere in Anbetracht einer Gesamtschadenhöhe von 312.587 EUR (2020 noch 139.699 EUR) bei 28 vollendeten Taten, weiterhin einen Fokus auf diesen Bereich zu legen. Aufgrund der pandemischen Situation sind ältere Menschen für polizeiliche Präventionsmaßnahmen aber schwerer zu erreichen als zuvor. Gleichwohl konnten im Rahmen von Vorträgen, öffentlichen Veranstaltungen und Pressemeldungen eine große Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern in der Zielgruppe erreicht werden. Um die Zielgruppe zu erreichen nutzen wir auch vermehrt die digitalen Medien und können auch so unsere Zielgruppe direkt oder über Verwandte, Bekannte und Freunde erreichen. Es gilt, diese Arbeit 2022 gleichermaßen fortzusetzen." erklärt Dirk Schubert, Leiter des Präventionsteams der Inspektion Northeim.
Geldausgabeautomatensprengungen
In Südniedersachsen kam es im letzten Jahr zu einer Steigerung der Anzahl von Geldautomatensprengungen. Die Polizeiinspektion Northeim ist von diesem Deliktsphänomen bisher nur gering betroffen. Im Jahr 2021 kam es zu zwei Geldautomatensprengung. Im Juni 2021 wurde versucht, in Kalefeld ein Geldautomat der örtlichen Sparkassenfiliale zu sprengen. Hierbei entstand ein Gesamtschaden von ca. 80.000 Euro. Zudem kam es im Oktober 2021 zu einer erfolgreichen Geldautomatensprengung in der örtlichen Sparkassenfiliale im Northeimer Ortsteil Sudheim. Dabei entstand ein Gesamtschaden von ebenfalls rund 80.000EUR. Bei beiden Taten wurden keine Personen verletzt.
Polizeidirektion Göttingen:
"Die Sprengung von Geldausgabeautomaten hat uns im vergangenen Jahr vermehrt beschäftigt, insbesondere im südlichen Teil unseres Zuständigkeitsbereichs. Bemerkenswert ist dabei, dass die Täter mit brachialer Gewalt vorgehen und keine Rücksicht darauf nehmen, dass Menschen durch die Explosionen oder umherfliegende Splitter verletzt werden könnten. Und auch der Gesamtschaden ist immens hoch - er beläuft sich allein in unserem Zuständigkeitsbereich auf mehrere Millionen Euro. Wir ermitteln intensiv, um den Tätern habhaft zu werden. Federführend ist hier unsere Zentrale Kriminalinspektion involviert, die im Bereich der Bekämpfung schwerster Kriminalität schon viele Ermittlungserfolge erzielt hat", sagte die Polizeipräsidentin der PD Göttingen.
Fazit der Inspektionsleitung
"Mein Jahresfazit: Trotz widriger Corona geschuldeter Rahmenbedingungen konnten wir 2021 in gewohnter Qualität für die Kriminalitätsbekämpfung im Landkreis Northeim sorgen. Wir haben auf sich verändernde Kriminalität durch teils auch organisatorische Anpassungen reagiert und sind für die Zukunft gut aufgestellt, um weiterhin Garant für Ordnung und Sicherheit zu sein," so abschließend die Inspektionsleiterin Maren Jäschke.
Foto: Polizei Northeim