Hannover (red). Kinder und Jugendliche haben in der Pandemie stark zurückgesteckt, um ältere Menschen zu schützen. Ihre Lebenswelt wurde im Lockdown auf das äußerste Minimum – das häusliche Umfeld – beschränkt. Und noch immer wird ihr Alltag stark von Corona bestimmt, da in den Betreuungseinrichtungen regelmäßige Tests auf der Tagesordnung stehen. Gerade junge Menschen sind in einer stark prägenden Phase den gesellschaftlichen und gesundheitlichen Pandemiefolgen ausgesetzt. Niedersachsen kann und darf sich keine „Long-Covid-Generation“ junger Menschen leisten. Da waren sich heute Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen bei einer Diskussionsrunde im Niedersächsichen Ministerium für Wissenschaft und Kultur einig.
„Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft gegenüber Kindern und Jugendlichen solidarisch zeigen. Erwachsene, die aktiv eine Impfung verweigern, handeln unverantwortlich. Sie setzen Kinder und Jugendliche weiter Gefahren aus“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Es geht um eine ganze Generation und ihre Zukunft. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Forschung zu den Auswirkungen der Pandemie speziell im Hinblick auf Kinder und Jugendliche unterstützen. Wir brauchen eine gesicherte Datenbasis, um den sozialen und gesundheitlichen Folgen entgegenzuwirken.“
Kinder und Jugendliche seien keine homogene soziale Gruppe, betont Prof. Dr. Berthold Vogel, Geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) in Göttingen. Ihre sozialen Lebenslagen und damit auch die Risiken sozialer Verwundbarkeit unterschieden sich stark – nicht nur nach dem Erwerbsstatus der Eltern, sondern auch den Wohnorten ihrer Familie und der ganz konkreten sozialen Lebenswirklichkeit. „Die sozialen Abstände sind gewachsen“, so Vogel. „Aber es gibt starke Hinweise darauf, dass elterliche Zuwendung bei der Überwindung der Krise eine entscheidende Rolle spielt.“
„Die Krise zeigt Probleme und Stärken wie unter einem Brennglas“, hebt Prof. Dr. Luise Poustka, Direktorin der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Göttingen hervor. „Wir brauchen dringend eine enge und strukturierte Vernetzung über Sektorengrenzen hinweg. Alle gesundheitlichen und nicht gesundheitlichen Einrichtungen wie Kliniken, Praxen müssen mit Schulen, Jugendämtern und Trägern der Jugendhilfe eng kooperieren, um Kindern und Jugendlichen bestmöglich durch die Pandemie zu helfen.“
„Unsere Maxime muss sein: Erkennen. Verstehen. Behandeln“, so Dr. med. Thomas Buck, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Niedersachsen (äkn) und Vorsitzender der Bezirksstelle Hannover der äkn. „Wir schaffen gemeinsam ein strukturiertes Versorgungsmodell für pädiatrische Patientinnen und Patienten mit Long Covid in Niedersachsen."