Beverungen-Amelunxen (TKu). Damit hatte Landwirt Reinhard Schlüter und seine Familie nicht gerechnet. Eigentlich wollte Schlüter vor seiner Scheune im Löhneweg in Amelunxen Muttererde abtragen, um die Fläche neu zu gestalten, doch dann kam alles anders: Reinhard Schlüter und sein Sohn stießen auf eine Tellermine aus dem Zweiten Weltkrieg, woraufhin sie umgehend die Polizei alarmierten. Wie die Mine an seinen Platz gekommen ist, das konnte sich der Landwirt nicht erklären.
Was sie genau in der Erde vorgefunden haben, das wussten die Schlüters anfangs nicht, doch nach einer Recherche im Internet wurde ihnen klar, dass es sich um einen gefährlichen Fund handeln könnte. Um 09:15 Uhr traf die herbeigerufene Polizei an der Scheune ein, die sich etwas abseits am Radweg in Richtung Ottbergen befindet. Die Polizei verständigte das Ordnungsamt und die Feuerwehr zwecks Evakuierung sowie den Kampfmittelräumdienst Westfalen-Lippe, der aus dem Hochsauerlandkreis nach Amelunxen anrückte.
Solche Panzer-Minen vom Typ T-42 würden immer mal wieder gefunden, seien aber auch nicht so häufig anzutreffen, erklärt Volker Lenz vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe, der für die Entschärfung der Mine alarmiert worden ist.
Zunächst mussten um die Fundstelle rundherum Sandsäcke aufgestapelt werden. Dann wurde alles für eine kontrollierte Sprengung vorbereitet und mehrere Strohbunde obendrauf gepackt, damit keine Sprengschäden entstehen. 150 Meter um die Fundstelle musste alles abgesperrt werden und niemand außer dem Kampfmittelbeseitigungsdienst durfte sich jetzt noch in dem Bereich aufhalten. Vier Haushalte sind evakuiert worden. Die Evakuierung verlief zügig, da sich der Hof abseits befand. Um 15.05 Uhr ist die Weltkriegsmine dann gesprengt worden.
Etwa 40 bis 50 Zentimeter groß sei die Wehrmachtsmine aus dem Zweiten Weltkrieg gewesen, so der Landwirt, der die Sprengung aus sicherer Entfernung von einem Feld aus mit seiner Familie beobachtet hatte. Die Tellermine 42 wurde laut dem Experten des Kampfmittelräumdienstes Ende 1942 bei der Wehrmacht eingeführt. Sie wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs verwandt. Nachfolger war die ab 1943 eingeführte Tellermine 43. Die Mine, die verdeckt oder offen abgelegt wurde, löste durch Druck auf die Druckplatte auf dem Deckel aus. Weitere Zugzünder in der Seite und im Boden der Mine sowie Entlastungszünder waren für die Wiederaufnahmesicherung verantwortlich.
Zum Auslösen der Mine war ein Druck von 210 Kilogramm nötig. Laut Volker Lenz vom Kampfmittelbeseitigungsdienst konnte die scharfe Mine aufgrund ihres Zünders nicht transportiert werden. Sie sei nicht transportfähig, da sie laut dem Experten mit einem vorgespannten Zündsystem versehen ist. Während der jahrzehntelangen Lagerung in der Erde sei die Mine außerdem starker Korrosion ausgesetzt gewesen, weshalb man nie wisse, ob der vorgespannte Schlagbolzen noch von der eingebauten Halterung zurückgehalten werden kann.
Mit der Zeit würden solche Minen immer gefährlicher werden, so Volker Lenz, der eine positive Resonanz des Einsatzes zog. Schon wenige Minuten nach der Sprengung konnte Entwarnung gegeben werden und die Anwohner durften zügig wieder in ihre Häuser zurück, was vom Ordnungsamt der Stadt Beverungen organisiert wurde. Die Löschgruppe Amelunxen, die sich in der Nähe für den Fall der Fälle aufhielt, musste nicht tätig werden und auch Sprengschäden sind nicht entstanden. Die Überreste der Mine nahm Volker Lenz und sein Kollege nun mit zur Entsorgung. Sie kann jetzt, mehr als 75 Jahre nach Kriegsende, endlich gefahrlos verschrottet werden.
Video zum Fund einer Panzermine aus dem Zweiten Weltkrieg im Kreis Höxter.
Gepostet von Einbeck News - www.einbeck-news.de am Dienstag, 4. Januar 2022
Fotos/Video: Thomas Kube