Northeim (red). Die Themen Wirtschaft und ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) sollen in diesem Jahr die Schwerpunktthemen der CDU-Kreistagsfraktion Northeim bilden. In der vergangenen Fraktionssitzung fand nun ein Auftaktgespräch zum Thema ÖPNV per Videokonferenz mit Jörn Schepelmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Jan-Christopher Linck, Dezernent für Wirtschaft und Kreisentwicklung des Landkrieses Northeim, sowie Michael Frömming, Geschäftsführer des ZVSN (Zweckverband-Verkehrsbund Südniedersachsen) statt.
Aus dem Landtag berichtete der Abgeordnete Schepelmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion zu aktuellen Themen wie dem 49€-Ticket. Hierzu habe das Land zwar die Finanzierung für 2023 gesichert, die konkrete Umsetzung dieses Tickets vor Ort in den Kommunen müsse aber von diesen selbst gewährleistet werden. Als problematisch sehe man vor diesem Hintergrund das „große Fragezeichen“ in der Finanzierung ab 2024 und darüber hinaus an. Hier sei die Landesregierung dringend aufgefordert, zeitnah ein Finanzierungskonzept zu entwickeln um eine Perspektive für die Kommunen zu schaffen. Einen generellen Verzicht auf das Auto bzw. den Individualverkehr werde man in den ländlichen Bereichen in Niedersachsen jedoch voraussichtlich nie durch den ÖPNV kompensieren können. Dies sei unter den aktuellen Gegebenheiten utopisch. Dennoch müsse man versuchen, den ÖPNV und SPNV attraktiver zu gestalten. Hierfür sei ein engeres Verkehrsnetz erforderlich. Insbesondere für den SPNV könnte dies durch die Reaktivierung stillgelegter Haltepunkte erfolgen. Diesbezüglich müsse seitens der Landesnahverkehrsgesellschaft zeitnah ein neues Eignungsgutachten erstellt werden, da das aktuelle ca. sieben Jahre alt ist.
Erfreulichere Nachrichten konnte der Geschäftsführer des Zweckverbundes Verkehrsverband Südniedersachsen (ZVSN), Michael Frömming, vermelden; nach dem coronabedingten Einsturz der Fahrgastzahlen könne man im ÖPNV nun wieder eine deutliche Fahrgastzahlsteigerung erkennen, die nun wieder das „Vor-Corona-Niveau“ erreicht habe. Problematisch gestalte sich jedoch die ab diesem Jahr greifende Green-Vehicle-Directive der EU, welche vorsieht, dass bei der Neuvergabe von (Bus-) Linien ein bestimmter Prozentsatz an Fahrzeugen verwendet werden muss, welche einen geringen/ garkeinen Schadstoffausstoß vorweisen können. Als Alternative zu den gebräuchlichen Dieselbussen würden sich hierfür lediglich Elektro- und Wasserstoffbusse anbieten. Zwar habe man nach Aussage von Schepelmann bereits einige gut laufende Pilotprojekte, so zum Bspw. Wasserstoffbusse im Landkreis Friesland, wie diese aber ohne eine Bundesförderung nur durch die Kommunen Finanziert werden können, sei eine große Frage. Hier gäbe es mit den norddeutschen Bundesländern aber bereits einen engen Austausch. „Hier brauchen wir Landkreise bzw. die ÖPNV-Aufgabenträger, bei uns der ZVSN, vom Land dringend ein zeitnahes Signal, wie die Finanzierung dessen gewährleistet werden kann. Die Kommunen werden das in ihrer aktuellen Situation nicht schaffen“, erklärt Jan-Christopher Linck, zuständiger Dezernent für Wirtschaft und Kreisentwicklung des Landkreises Northeim.
Zuletzt wurde seitens der Kreistagsabgeordneten noch über die Möglichkeit der Ergänzung des Bestehenden ÖPNV gesprochen, zum Beispiel über sogenannte „On Demand-Verkehre“. Hierbei handelt es sich um ein rufbusähnliches Konzept, welches nicht als Konkurrenz zum bestehenden ÖPNV oder Taxen-Verkehr gedacht ist, sondern als Ergänzung dienen soll. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde hier seitens des ZVSN, an dem auch der Landkreis Northeim beteiligt, ist bereits auf den Weg gebracht. „Die Entwicklung auf diesem Gebiet werden wir weiterhin verfolgen und unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie auch in unserem Landkreis prüfen und wo möglich etablieren“, erklärt Beatrix Tappe-Rostalski, Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion abschließend.
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