Einbeck (gs). Kürzlich luden der Vorsitzende des Kreisverbandes Christian Grascha und die stellvertretende Kreisvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Kreisverbandes Marion Villmar-Doebeling regionale Pressevertreter im gemütlichen Ambiente der "Kaffeerösterei" in Einbeck zum Pressetalk ein und stellten den Beschluss des FDP Kreisverbandes Northeim zum Thema „Beste Bildung mit bester Ausstattung“ vor, der vor einigen Wochen während eines Workshops an authenrischer Stelle, nämlich der BBS Einbeck, erarbeitet wurde. In dem Beschluß geht es um die Schulausstattung der Schulen in der Trägerschaft des Landkreis Northeim, insbesondere um die Digitalisierung. Das Thema Bildung, so Grascha, ist bereits seit 2016 ein Haupthema des FDP Kreisverbandes Northeim. Beste Bildung, so Grascha weiter, ist die Grundvoraussetzung für selbstbestimmtes Leben und auch für den Landkreis ein entscheidender Standortfaktor. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen unsere vielfältigen Schulen weiterhin starke sowie technisch und räumlich bestens ausgestattet sein. Neben der herkömmlichen Ausstattung ist die Digitalisierung der Schulen eins der Hauptthemen. Die Digitalisierung unserer Schulen soll dabei immer Mittel zum Zweck für die beste Bildung sein und nicht bewährte Kulturtechniken ersetzen, sondern ergänzen. Die Beziehungsgestaltung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern sowie Schülerinnen und Schülern untereinander sind integraler Bestandteil unserer Vorstellung von zukünftiger Schule und der Umsetzung der Digitalisierung.
Bei dem Worhshop hat der FDP Kreisverband Northeim nachfolgenden 7-Punkte Beschluss erarbeitet:
1. Wir wollen sukzessive alle weiterführenden Schulen im Landkreis Northeim mit lernfördernden Schulräumen sowie mit einem durchgängigen Farbkonzept für die schulischen Innenräume ausstatten. Hierzu gehören: farbenfrohe Wände in den Klassenräumen und Fluren, ausreichend Tageslicht, gute Akustik sowie ansprechendes und flexibel verwendbares Mobiliar, das den pädagogischen Anforderungen und Bedürfnissen der jeweiligen Schülerschaft gerechter wird. Für alle offenen und gebundenen Ganztagsschulen sehen wir die Notwendigkeit von ebenso ansprechend gestalteten Ruhezonen und Ruheräumen. Insbesondere Farbe steigert die menschliche Kreativität und Motivation und somit die Lernbereitschaft durch die Steigerung des Wohlbefindens.
2. Wir wollen mit einem attraktiven Außengelände sowie Pausenflächen zu einer lernfördernden Umgebung beitragen. Bewegung und sozialer Umgang untereinander sind auch wichtige Faktoren für erfolgreiches Lernen. Wir wollen, dass jede Schule ein Konzept für das jeweilige Außengelände entwickelt, das dann sukzessive umgesetzt wird.
3. Der Digitalpakt des Landes und des Bundes für die Schulen muss zügig umgesetzt werden und für eine belastbare digitale Infrastruktur an den weiterführenden Schulen im Landkreis sorgen. Die etwa 5.000.000 Euro, die dadurch in die weiterführenden Schulen des Landkreises fließen, sind aber nur als Anschubfinanzierung zu sehen. Durch den technischen Fortschritt müssen die Mittel in den ersten Jahren durch Mittel des Landkreises erhöht und dann dauerhaft verstetigt werden. Unser Ziel ist die Anfangsinvestition mittelfristig mit 5.000.000 Euro aus Mitteln des Landkreises zu verdoppeln und dann mit einem jährlichen Betrag von 200.000 Euro zu verstetigen.
4. Jede Schule soll ein Medienkonzept entwickeln, das die optimale digitale Ausstattung definiert, ein pädagogisches Konzept darlegt und Lernprozesse grundsätzlich hinterfragt.
5. Grundvoraussetzung für die Digitalisierung sind eine flächendeckende Breitband-Anbindung der Schulen in Gigabit-Geschwindigkeit und die Versorgung aller Schulen mit WLAN. So können dann sinnvoll Tablets im Unterricht eingebunden werden und die Chancen für ein verstärkt individuelles Lernen genutzt und Lernergebnisse verbessert werden. Mit Lernsoftware und Apps können Lehrkräfte beispielsweise den Fortschritt des einzelnen Schülers verfolgen und damit die optimale Förderung ermöglichen. Auch Virtual Reality und Augmented Reality bieten neue Chancen.
6. Wir wollen die Ideen der Schülerinnen und Schüler bei der Umsetzung der Digitalisierung nutzen. Häufig haben diese als Digital Natives eine andere Sichtweise. Mit digitalen Lösungen können sich die Schülerinnen und Schüler interaktiv in die Gestaltung des Unterrichts sowie in Prozesse der Schule einbringen. Wir wollen, dass sich interessierte Schülerinnen und Schüler an jeder Schule in einem Digital Advisory Board organisieren und damit zentraler Ansprechpartner für die Digitalisierung sind.
7. Für die Betreuung der IT an den Schulen schlagen wir ein dreistufiges Konzept vor. Angesichts der Herausforderungen durch die Digitalisierung reichen bisherige Maßnahmen, Lehrkraft betreut „nebenbei“ und zentraler Service des Landkreises, nicht mehr aus. Unser dreistufiges Konzept besteht aus einer IT-Lehrkraft/einem ITSchulassistenten (nach Größe der Schule), einer IT-Schüler-Firma sowie IT-Experten der Kreisverwaltung oder externen Dienstleistern. Die IT-Lehrkraft muss stundenweise vom Unterricht freigestellt sein und IT-Qualifikation aufweisen. In der IT-Schüler-Firma können sich Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich organisieren und übernehmen einen Teil der IT-Betreuung. Der externe Dienstleister unterstützt bei komplexeren Fragen und kann ggf. auch von mehreren Schulen beauftragt werden. Um Reibungsverluste zu vermeiden, sollte jede Schule ein Service-Level-Agreement treffen, d.h. alle Beteiligten müssen klar wissen, an welcher Stelle sie verantwortlich sind und wo andere sich um Supportmaßnahmen kümmern müssen.
Marion Villmar-Doebeling erläuterte am Beispiel Felix-Klein-Gymnasium Göttingen, was allein Farben und Umgestaltung von Räumlichkeiten an einer Schule bewirken können. Die Klassenräume sind großzügig ausgelegt, hell und freundlich. Pinnwände, Klassenschränke ebenso wie eine angemessene technische Ausstattung sind überall vorhanden. Seit der Neugestaltung, so der Schulleiter, gäbe es keinen Vandalismus mehr. Was die Digitalisierung der Schulen betrifft, so Villmar-Doebeling, verfolgt der Kreisverband die estnische Idee, im baltischen Estland ist das digitale Klassenzimmer Alltag – und ein Erfolgsmodell.
Foto: Gerd Stahnke