Einbeck/Northeim (red). Es geht vielfach um Anerkennung, mindestens um Aufmerksamkeit - dies war eine der wichti-gen Kernaussagen, die der Sozialpädagoge und Eltern-Medien-Trainer Moritz Becker vom Verein "smiley - Verein zur Förderung der Medienkompetenz e. V." bei einer Online-Veranstaltung vor Kurzem behandelte. Auf Einladung des im Landkreis Northeim tätigen Netzwerks "Jugendschutz - und DU?" - bestehend aus dem erzieherischen Kinder- und Jugendschutz des Landkreises, dem Präventionsteam der Polizeiinspektion Northeim und der Suchtberatungsstelle der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH - beleuchtete Becker auf einprägsame, unterhaltsame, aber auch mal nachdenkliche Art das Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen.

Dabei ging er auch auf die Auswirkungen der Pandemie ein. Die bis zu 87 Teilnehmenden hatten über einen parallel laufenden Chat die Möglichkeit, Dinge zu kommentieren und Fragen zu stellen. Beckers Kollege Ralf Willius behielt den Chatverlauf im Blick und brachte die dort genannten Aspekte immer wieder in die Veranstaltung ein. Moritz Becker sensibilisierte zunächst für die unterschiedlichen Arten und die Schnelllebigkeit der Mediennutzung. Nach seinen Aussagen nutzen viele junge Menschen die Möglichkeit, über das Posten von Inhalten Anerkennung in Form positiver Rückmeldungen zu erhalten oder zumindest die notwendige Aufmerksamkeit.

Letzteres könne auch über Tabu-Brüche erfolgen, indem Inhalte gepostet würden, die erschreckend wirken könnten. Die Darstellung der eigenen Person in sozialen Netzwerken sei auch ein Teil der Identitätsentwicklung. Diese könne aber leider auch durch Mobbing auf diesen Kanälen stark beeinflusst werden. Häufig habe er schon Kommentare gehört, die dem Opfer solcher Mobbing-Prozesse die "Schuld" gäben nach dem Motto: "Warum lädst Du auch ein solches Bild hoch?" Hier appellierte er an die Zivilcourage in dem Sinne, sich um das Opfer zu kümmern, denn es erleide durch Mobbing schwerwiegende seelische Verletzungen. In diesem Zusammenhang appellierte er auch an die Eltern, in solchen Situationen ihren Kindern mit Verständnis und einem offenen Ohr entgegenzutreten.

Seitens einer Zuschauerin wurde hierzu ein passender Vergleich geliefert. Es ist wie früher mit dem zu kurzen Rock, wenn Eltern geäußert haben "man sei doch selber schuld ein Opfer zu werden". Hier erging seitens Moritz Becker der Appell, dass alle Zuschauer im Internet zu Ersthelfern werden können, wenn sie nicht wegschauen, sondern sich für das Opfer einsetzen. Ein weiteres wichtiges Thema war das immer wieder zu beobachtende exzessive Computer-spielen von Jugendlichen.

Hier wies Becker darauf hin, dass auch über diese Tätigkeit bei Online-Spielen, bei denen man mit anderen Personen vernetzt sei und gemeinsam spiele, soziale Beziehungen aufgebaut werden und entsprechende Anerkennung erfolgen könne - gerade dann, wenn dies im realen Leben nicht gelänge. Wichtig sei, den Kontakt zu den Kindern nicht zu verlieren, im Gespräch zu bleiben, seitens der Eltern ehrlich interessiert zu sein und wohl-wollend zu begleiten, um die Motive und Gründe für die andere Art der Mediennutzung zu verstehen.

Als präventive Idee brachte der Medienpädagoge die Nutzung eines Familienhandys ins Spiel, welches dazu beitrage, im regelmäßigen Austausch mit seinen Kindern zu bleiben und in problematischen Situationen verständnisvoll eingreifen und unterstützen zu können. Zudem könne es so gut gelingen, den Kindern einen angemessenen Umgang mit dem Medium beizubringen. Mit einem eindrücklichen Alltagsbeispiel, "Wir bringen unseren Kindern so früh wie möglich schwimmen bei, damit sie nicht ertrinken, warum sollten wir das dann bei der Handy- und Mediennutzung anders machen", rundet Moritz Becker den Elternabend ab. Einige Aspekte konnten aufgrund der Komplexität des Themas nur angerissen werden.

Auf Grund der sehr guten Resonanz auf die Veranstaltung plant das Netzwerk "Jugendschutz - und DU?" aber bereits weitere digitale Elternabende. So wird am 19. Januar 2023 Frau Eva Hanel, Medienpädagogin von der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), ihren Vortrag präsentieren. Weitere geplante Online Veranstaltungen finden am 08. Februar 2023 zum Thema Cybergrooming durch Juuuport-Scout Ayla Schaub und am 19. April 2023 zum Thema Mediennutzung in Bezug auf die Zielgruppe 1.- 5. Klasse durch Referent Stefan Schaper statt. Über diese Veranstaltungen wird das Netzwerk im Vorfeld wieder genauer informieren.

Ein weiterer Veranstaltungshinweis seitens Smiley e.V. bezieht sich auf einen offenen Elternabend am 21. Dezember 2022 mit der Möglichkeit Fragen zu stellen. Eine Anmeldung hierzu findet sich auf der Internetseite www.smiley-ev.de.

Zum Thema Handykontrolle und Erziehungsverantwortung wird auf folgende Beiträge vom Jugendschutznetzwerk hingewiesen: https://www.landkreis-northeim.de/portal/meldungen/jugendschutznetzwerks-jugendschutz-und-du-im-landkreis-northeim-900003099-23900.html

Foto: Polizei