Lauenberg (red). Im Naturschutzgebiet „Eichenhudewälder bei Lauenberg“ siedelt ein seltener Pilz, der vom Aussterben bedroht ist. Der Mosaikschichtpilz lebt dort, wo alte, dicke Eichenbäume erhalten werden und gleichzeitig besonders viel Totholz belassen wird. Ein solches Pilz-Paradies befindet sich im Sollingrevier Hilwartshausen. Das Waldschutzgebiet gehört den Niedersächsischen Landesforsten und wird vom Forstamt Dassel gepflegt. Hier hat Pilzfachmann Günther Schier den am Holz lebenden Schichtpilz entdeckt. Nur drei weitere Fundorte sind im Solling bekannt, an denen diese Pilzart vorkommt. „Dass der Pilz in diesem Waldstück vorkommen kann, ist ein Verdienst unserer Naturschutzbemühungen. Seit langem schon haben wir diese Fläche aus der Nutzung genommen. Wegen ihrer hohen naturschutzfachlichen Wertigkeit ist sie als „Habitatbaumfläche“ langfristig gesichert“, betont Kai Conrad, der als Förster für Naturschutz bei den Landesforsten tätig ist. „Wir erhalten alle Alteichen sowie absterbenden Bäume auf dieser Fläche. Das daraus entstehende Totholz ist Voraussetzung dafür, dass dieser seltene Pilz hier leben kann“, lautet ein Grund, warum die Landesforsten die Huteeichen bei Lauenberg uralt werden lassen.
Alte Eichen sind Paradies für seltene Arten
Der seltene Pilz gilt als Naturnähezeiger und steht auf der Rote Liste, sein Erhalt ist daher ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Die 300-jährigen Lauenberger Eichen sind aber nicht nur Lebensraum für seltene Pilze, sondern mit ihren vielen Höhlen und Mikrohabitaten auch Heimat für Fledermäuse und sehr seltene Holzkäfer, wie den Eremiten. „Wichtig ist bei dieser Fläche nicht nur der Verzicht auf die wirtschaftliche Nutzung des Eichenholzes, sondern auch die aktive Förderung der alten Eichen. Wir stellen sie regelmäßig von aufwachsenden, bedrängenden Buchen frei“, hebt der Fachmann für Naturschutz hervor und ergänzt: „Natürlich müssen wir an die Zukunft denken, denn auch die alten Eichen sterben irgendwann und dann müssen neue Bäume da sein, an denen die Arten leben können. Daher pflanzen wir einzelne junge Eichen dort, wo alte absterben, damit Mosaikschichtpilz und Co auch in 200 Jahren noch Lebensraum finden“.
Besonders aufwendig seien Pflegearbeiten zur Verkehrssicherheit, die das Forstamt Dassel im Lauenberger Wald finanziert, damit Besucher das Kleinod überhaupt begehen können: Alte Huteeichen in Wegesnähe würden nicht einfach gefällt, wenn sie Spaziergänger gefährden. Spezielle Rück- und Erhaltungsschnitte sollen sie so lange standsicher halten, so Kai Conrad.
Gute Zusammenarbeit mit Spezialisten
Naturschutzförster Conrad ist Pilzfachmann Günther Schier dankbar für seinen Fund. Diese engagierten Fachleute seien wichtige Partner der Landesforsten bei die Naturschutzarbeit. „Sie weisen uns auf seltene Arten und besonders wertvolle Flächen hin und geben uns wichtige Hinweise für deren Schutz. Und nicht zuletzt sind solche Funde auch eine Bestätigung für unsere Naturschutzarbeit“, freut sich Conrad. Das Forstamt Dassel möchte diese Zusammenarbeit noch intensivieren und plant gemeinsame Monitoringprojekte oder Fortbildungen der Kolleginnen und Kollegen durch die Fachleute.
Foto: Kai Conrad