Einbeck/Northeim (red). „Ein Glaubensbekenntnis dauert eine Minute fünfunddreißig, das brauchen wir jetzt nicht stoppen“, entscheidet Stephan Fritz und geht zum nächsten Punkt im Fernsehgottesdienst in Northeim über. Noch ist es eine Probe, doch schon jetzt muss alles sitzen, vor allem die Dauer von 45 Minuten gilt es penibel genau einzuhalten.
Dafür haben sich Stephanie und Jan von Lingen, Benjamin Dippel, Fritz Baltruweit und die Kurrende, der Jugendchor der St. Sixti-Gemeinde, eingefunden. Stephan Fritz, Pastor und Senderbeauftragter für ZDF-Fernsehgottesdienste ist ebenfalls da und übernimmt die Regie. Jeder Text, jedes Lied, jedes Gebet wird durchgegangen und die Zeit gestoppt. Natürlich auch die Übergänge. Wer steht wo? Wann steht sie oder er auf und wie lange dauert der Weg dorthin? Wird bei der Lesung eine Bibel in die Hand genommen oder in die Kamera geblickt?
Es sind lauter Details, die sonst in einem Gottesdienst keine Rolle spielen, für die Wirkung im Fernsehen aber enorm wichtig sind. Etwa 35 Mitarbeitende werden die Aufzeichnung technisch begleiten, mehr als 20 Mitwirkende gestalten den Gottesdienst, da muss alles nach genauem Drehbuch ablaufen. Sogar den beiden Superintendenten ist anzumerken, dass sie bei dieser Probe erst einmal nervös sind, denn vieles ist eben doch ein klein wenig anders als sonst. Inhaltlich geht es in der Predigt um das Thema „Trost“. Ein neu komponiertes „Trost-Lied“ von Liedermacher Fritz Baltruweit und ein besonderer Bildausschnitt der mittelalterlichen Glasmalereien führen durch den Gottesdienst. Immer wieder blickt und deutet Jan von Lingen darum zu den Fenstern hinauf.
„Bleib bei mir, guck in die Kamera“, fordert Stephan Fritz ruhig, aber bestimmt. Die Fernsehzuschauer können den Blick nun mal nicht nach oben wenden. Leuchtet ja ein. Allmählich schütteln alle ihre Aufregung ab, die neue Situation beginnt Spaß zu machen. „Das Ziel heute Abend ist, dass alle sich wohlfühlen“, erläutert Stephan Fritz, denn auch Verkrampftheit wäre auf dem Bildschirm zu sehen.
Allerdings ist es bis zur Ausstrahlung ja noch ein wenig hin, denn dieser Gottesdienst wird erst im kommenden Jahr ausgestrahlt. Zur Feier und Aufzeichnung des Gottesdienstes lädt die Gemeinde aber schon jetzt zu einem ungewöhnlichen Termin ein Die Gemeinde hofft, dass viele Besucherinnen und Besucher das Kirchenschiff am Freitag, 30. Juni, ab 15.15 Uhr füllen. Zwei Tages später wird dann am Sonntag, 2. Juli, ab 9.30 Uhr ein weiterer Gottesdienst live übertragen. Diesen werden Pastor Dr. Stefan Leonhardt und Pastorin Elisabeth Knötig gestalten. Er wird von der Kantorei St. Sixti unter Leitung von Kreiskantor Benjamin Dippel und dem Barrockensemble „fa festa musicale“ gestaltet. Die Gemeinde wird gebeten, bereits um 9 Uhr in der Kirche sein.
Die Probe ist nun erst einmal durch, leider aber ganze drei Minuten zu lang. Verglichen mit dem Alter der mehr als fünf Jahre alten Kirchenfenster mag das wenig erscheinen, im Fernsehen, wo es auf Sekunden ankommt, ist es jedoch viel. Also wird gemeinsam überlegt, wo diese Zeit eingespart werden kann. Die Fürbitten können noch umformuliert werden, schlägt Stephanie von Lingen vor. Ein Orgelzwischenspiel kann er wegfallen lassen, sagt Benjamin Dippel und auch Fritz Baltruweit ist bereit, die eine oder andere Strophe seiner Lieder zu kürzen. Damit passt alles, das Fernsehen kann kommen.
Foto: Christian Dolle