Bad Gandersheim (red). Bürgermeisterin Franziska Schwarz gibt bekannt, dass der mit 5.500 Euro dotierte „Roswitha-Preis“, Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim, in diesem Jahr an die in Berlin lebende Schriftstellerin Ulrike Edschmid vergeben wird. Die Entscheidung hat die unabhängige Jury im Rahmen einer kürzlich stattgefundenen Sitzung getroffen. Die Preisträgerin wurde bereits fernmündlich durch die Bürgermeisterin informiert und beglückwünscht. Ulrike Edschmid wurde 1940 in Berlin geboren und wuchs auf der Burg Schwarzenfels in der Rhön im Main-Kinzig-Kreis auf. Sie studierte Literaturwissenschaft - zu Beginn an der Freien Universität Berlin und im Anschluss an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Ihre erste literarische Arbeit begann in den 1980er Jahren. Ihre Werke bewegen sich zwischen Biographie, Zeitgeschichte und Fiktion.
Für ihren Roman „Das Verschwinden des Phillip S.“ aus dem Jahr 2013 wurde sie mit dem „Johann-Jacob-Christoph Grimmelshausen-Preis“, dem „Preis der SWR-Bestenliste“ und dem „Johann Friedrich von Cotta-Literaturpreis“ ausgezeichnet. Der im Jahr 2021 erschienene Roman „Levys Testament“, der von einem Engländer mit polnisch-jüdischen Wurzeln während der Nachkriegszeit in Großbritannien erzählt, erhielt ebenfalls viel Lob. In der Begründung der Roswitha-Preis-Jury heißt es: „Ulrike Edschmid ist eine Schriftstellerin, die ihr Leben in Literatur übersetzt hat. Ihre Romane sind schmal, ihre Sprache ist hochkonzentriert und verdichtet und erzeugt einen Echoraum, in dem sich die gesellschaftlichen Umstände der Epoche spiegeln. Die Lebensläufe, von denen sie erzählt, sind gelenkt von den zumeist gewaltvollen historischen Bedingungen. Sie sind verbürgt, und doch beharrt Ulrike Edschmid auf der Gattung des Romans, weil sie weiß, dass über die Biografien anderer Men- schen und selbst über die eigene Biografie niemals Gewissheit herrscht. Mit Ulrike Edschmid wird eine Autorin mit dem Roswitha-Preis geehrt, die nicht nach Anerkennung strebt und keine Rechtfertigungen sucht, sondern gemeinsam mit ihren Leserinnen und Lesern nach Er- kenntnis strebt.“
Der älteste, alljährlich verliehene Literaturpreis für deutschsprachige Schriftstellerinnen, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen hat, wird am Sonntag, 12. November im „Rosencafé Brunshausen/Bad Gandersheim“ öffentlich an die Autorin vergeben. Der Preis erinnert an die erste deutsche Schriftstellerin, die Kanonisse Roswitha von Gandersheim, die im 10. Jahrhun dert im Stift Gandersheim Legenden, Dramen und historische Gedichte schrieb. Die Verleihung des traditionsreichen „Roswitha-Preises“ der Stadt Bad Gandersheim wird durch die Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland, die Volksbank e. G. in Bad Gandersheim, die Paracelsus-Kliniken Bad Gandersheim sowie den Energienetz-Betreiber Avacon Netz GmbH gefördert.
Foto: Lukas Hemleb/Suhrkamp Verlag