Einbeck (red). Es ist immer wieder erstaunlich, welche Mengen an Müll und Unrat unsere Gewässer verschmutzen. Vieles tritt erst lange nach der „Entsorgung“ wieder zutage, wie etwa Verpackungen von Produkten, die schon seit Jahrzehnten entweder nicht mehr hergestellt werden oder mittlerweile ein anderes Design haben. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an die Zeit, als die Einbecker-Flaschen noch einen Bügelverschluss hatten. Solche mehr oder weniger zeitgeschichtlichen Fundstücke kommen bei den Reinigungsaktionen der Einbecker (Jung-)Anglerinnen und Angler immer wieder zum Vorschein. Leider besteht die Beute dann aber hauptsächlich aus ziemlich frischem Müll – auch wenn sie keinesfalls so riecht.
Am vergangenen Samstagvormittag trafen sich 35 unerschrockene Mitglieder des Einbecker Fischereivereins und seiner Jugendgruppe zum gemeinsamen Gewässerputz im Rahmen des „Catch&Clean Day“. Und wieder einmal hat es sich gelohnt. Nach nicht ganz drei Stunden war die Ladefläche des Vereinsfahrzeugs randvoll und Mühlenkanal, Krummes Wasser sowie die Stadtteiche am Bäckerwall und Krähengraben um schätzungsweise drei Kubikmeter (!) Müll und Unrat erleichtert. Die fleißigen (Jung-)Anglerinnen und Angler hatten trotz allem Spaß an der Sache – die mehr als unappetitlichen Gerüche und Anblicke taten dem jedenfalls keinen Abbruch.
Plastik in allen Farben und Formen, Müllsäcke, Elektroschrott, Bauschutt, Flaschen, Altglas und jede Menge gut gefüllte Hundekotbeutel. Sperrmüll war tatsächlich zur Abwechslung mal nicht dabei. Und nebenbei sind lange Uferbereiche, insbesondere am Mühlenkanal, derart offensichtlich mit Garten- und Grünabfällen belegt, dass man am Verstand der Leute zweifeln möchte. Offenbar ist einem der eigene Garten zu schade, um Platz für einen Kompost vorzuhalten. Stattdessen werden der Rasenschnitt und alles andere an und in die Gewässer gekippt. Die mehr oder weniger vorhandene Strömung wird es schon forttragen. Besonders interessant ist die Tatsache, dass die besagten Kotbeutel von Herrchen oder Frauchen zwar fachgerecht benutzt, dann aber nicht in den eigentlich reichlich vorhandenen Abfallbehältern, sondern durch geschickten Wurf im Ufergehölz oder im Bach entsorgt werden.
Seit Jahren und Jahrzehnten sind diese leider schon traditionellen Gewässerreinigungen durch die Mitglieder des Fischereivereins eine Sisyphusarbeit. In der Regel finden diese ein bis zweimal im Jahr in größerem Umfang statt. Daneben wird aber ebenso gesammelt „wenn man mal Zeit hat“ oder sowieso am Wasser unterwegs ist. Dies ist übrigens die Grundidee von „Catch and Clean“, einer Community, die vor einigen Jahren von zwei Gifhorner Anglern ins Leben gerufen wurde und die aktuell im sozialen Netzwerk Instagram mehr als 5.400 Follower hat. Unter dem Hashtag #catchandclean können dann Fotos der Beute im Müllsack und der in der Pfanne gepostet werden. Am Samstag mehr als 50 Angelvereine, Gruppen und Privatpersonen aus ganz Niedersachsen mit. Jedes Jahr werden es mehr, um unsere wertvollen Wasserlebensräume von dem zu befreien, was dort nicht hineingehört und auch um auf die grundsätzliche Problematik aufmerksam zu machen.
Mittags erfolgte dann der direkte Übergang zum angenehmen Teil des Tages. Zunächst mussten etwa 1.000 junge Atlantische Lachse im Rahmen des Leine-Lachs-Projektes in den (frisch geputzten) Vereinsgewässern verteilt werden. Dazu wird es noch einen gesonderten Bericht geben. Zum gemütlichen Abschluss traf man sich an der Leine, um sich während des „Catch“-Parts von den Fischen etwas ärgern zu lassen.
Um mehr über den Fischereiverein Einbeck e.V. und seine Tätigkeiten zu erfahren, sind ein Besuch auf der Website www.fischereiverein-einbeck.de oder das Instagram-Profil @einbeckerangler zu empfehlen.
Foto: Fischereiverein Einbeck e.V.