Northeim (lpd). Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen und Mädchen geht uns alle an!“ setzt der Landkreis Northeim ein klares Zeichen und hisst anlässlich des „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, welcher jährlich am 25. November stattfindet, die Fahnen „Nein zur Gewalt“ vor dem Kreishaus.
Zudem lädt der Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungbeauftragten im Landkreis Northeim zur Filmvorführung „Promising Young Woman“ am Montag, den 27. November, um 19.30 Uhr in der Neuen Schauburg, Markt 10 in Northeim ein. Der Eintritt ist kostenfrei. Um Voranmeldung unter
Unterstützung für von Gewalt betroffene Frauen
Die Fälle von häuslicher Gewalt im Landkreis Northeim spiegeln den in Deutschland bestehenden Trend von steigenden Fallzahlen wieder. So wird in Deutschland etwa alle zwei Minuten ein Mensch Opfer von Häuslicher Gewalt, ein Großteil davon Frauen. Diese sind zudem ganz besonders von Gewalt in der Partnerschaft betroffen, durchschnittlich erleben jede Stunde mehr als 14 Frauen Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versucht zudem ein Partner oder Ex-Partner eine Frau zu töten. Die traurige Realität: Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches und alltägliches Problem.
„Der Gewaltschutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt ist ein Thema mit höchster Priorität“, erklärt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. „Die Zahlen zeigen, dass es unabdingbar ist, niedrigschwellige Hilfs- und Beratungsangebote für von Gewalt betroffene Frauen vorzuhalten. Das Frauenhaus hier im Landkreis Northeim und auch die Beratungs- und Interventionsstelle Häusliche Gewalt der Kreisverwaltung sind nur zwei Beispiele solcher unverzichtbaren Angebote. Gleichzeitig ist es wichtig, das Thema immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen, das Problembewusstsein zu schärfen und die Gewaltprävention zu fördern“.
Ebenfalls anlässlich des „Internationales Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ hat Landrätin Astrid Klinkert-Kittel am Donnerstag das Frauenhaus in Northeim besucht. Mitarbeiterinnen vor Ort haben die Landrätin durch die Räumlichkeiten geführt über ihre Arbeit im Frauenhaus berichtet. Zum internationalen Aktionstag am 25. November hat das Frauenhaus Northeim gemeinsam mit dem Café „Mein Lieblingsplatz“ in Northeim außerdem eine Kampagne organisiert, die von Landrätin Astrid Klinkert-Kittel unterstützt wird. Ab Samstag wird es dort Brötchentüten mit dem Aufdruck „Du hast das Recht auf ein Leben ohne Gewalt! 25.11.2023 Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Gewalt kommt uns nicht in die Tüte!“ geben. Auch Hinweise auf Unterstützungs- und Beratungsangebote sind auf der Brötchentüte abgedruckt.
Istanbulkonvention konsequent umsetzen
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich durch die Ratifizierung der Istanbulkonvention im Jahr 2018 verpflichtet, eine Vielzahl von Maßnahmen zu Prävention, Intervention, Schutz und Sanktion zu erfüllen und somit geltendes Recht in Deutschland umzusetzen. Das nimmt der Landkreis Northeim zum Anlass, um nachdrücklich Taten und Ergebnisse zu fordern, die zeigen, dass die Konvention vollumfänglich umgesetzt wird – dies ist bislang leider nicht der Fall.
„Es fehlen unter anderem ein nationaler strategischer Rahmen, sowie bundesweite Ziele zur Umsetzung der Konvention, welche die Rechte der Opfer in den Mittelpunkt stellen“, stellt Lara Neumann von der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt im Landkreis Northeim fest. So legt hierbei der Artikel 31 fest: „Wenn es in der Partnerschaft zu häuslicher Gewalt gekommen ist und dann nach der Trennung Umgangs- und Sorgerecht geregelt werden, muss die Sicherheit der Kinder und des betreuenden Elternteils vorrangig berücksichtigt werden.“ Sicherheit geht vor - und dies gilt nicht nur beim Anschnallgurt. Im Rahmen dieser Regelungen wird die Instanbulkonvention, durch die Regelung des Umgangs- und Sorgerechtes, immer wieder unterlaufen.
Des Weiteren fehlt eine verbindliche standardisierte Umsetzung der Risikoabschätzung für gewaltbetroffene Frauen. Die Gleichstellungsbeauftragte Julia Kögler fordert: „Landesweite Qualitätsstandards für Schutz und Beratung und eine solide öffentliche Finanzierung müssen endlich umgesetzt werden“. Viele Kommunen haben hierdurch Schwierigkeiten, das Recht auf Schutz, Beratung und Hilfe bei geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen vollumfänglich zu garantieren.
Weitere Informationen und Kontaktdaten zu Hilfsangeboten
Sind Sie von Gewalt betroffen? Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung werden Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr unterstützt. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.
Informationen zu Unterstützungsangeboten des Landkreises Northeim, sowie zur Beratungsstelle Häusliche Gewalt und zum Frauenhaus, finden Sie unter www.landkreis-northeim.de/biss.
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