Einbeck (r). Alles, nur keine Flachware: In ihrer Ausstellung „nie Nichts“ befragt die in Kassel lebende Fotografin Anja Köhne mit raumgreifender Hängung ihrer Werke die Grenze zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen Fotografie und Skulptur.
In der Einbecker Art Lounge NEWCOMER ist die Absolventin der Klasse Bernhard Prinz an der Kunsthochschule Kassel nun mit einer freien Arbeit zu erleben. Ihre Ausstellung „nie Nichts“ schlägt durch ihre ungewohnte Präsentation und die Einbeziehung weniger ausgewählter Requisiten eine Brücke zwischen klassischer Hängung und Rauminstallation. Ein Setting, das die Galerie gewissermaßen zu einer Bühne werden lässt – und verrät, dass Köhne unter anderem eine passionierte Theaterfotografin ist, die durch ihre intensive Arbeit mit den Spielräumen der darstellenden Kunst, ihren Blick für die Inszenierung von Objekten im (Bild-)Raum ungemein geschärft hat.
Der Eindruck des Bühnenartigen setzt sich in vielen von Köhnes Fotografien fort. Oft sind es technisch wirkende, zugleich aber kaum zu identifizierende Dinge – etwa verfremdend arrangierte Bestandteile ihres Fotoequipments – die Köhne isoliert in den weiten Weißraum ihrer teils großformatigen Fotoabzüge mit makelloser Lichtregie inszeniert. Die gezeigten Objekte werden gleichsam zu Skulpturen auf einem imaginären Sockel, durch das Medium Fotografie zurückgedrängt in die Zweidimensionalität. Köhnes Fotografien fragen nach der Grenze zwischen dem konkreten, greifbaren Objekt und seiner fotografischen Repräsentation. Indem Köhne ihre Fotografien teilweise frei im Raum platziert, werde diese ihrerseits selbst zu Skulpturen – und der Betrachter darf darüber grübeln, ob sich – wie in Jahrhunderten Kunstgeschichte geschehen – tatsächlich eine strikte Trennlinie zwischen „Flachware“ und Skulptur, zwischen dem Gegenstand und seiner Abbildung, zwischen „echt“ und „unecht“ ziehen lässt.
Die Ausstellung „nie Nichts“ von Anja Köhne wird am Donnerstag, 5. April 2018, um 18.30 Uhr in der KWS Art Lounge NEWCOMER, Tiedexer Straße 20 a/b eröffnet. Der Kunstkritiker Michael Stoeber wird in das Werk der Künstlerin einführen. DJ Kohlrabi – Aiko Okamoto aus Berlin – wird Kunst und Ausstellung mit speziell für diesen Anlass kreierten Elektrosounds begleiten. Interessierte sind herzlich eingeladen. Die Ausstellung ist bis zum 12.5.2018 zu sehen: mittwochs von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr, freitags von 16 bis 18 Uhr und sonnabends von 11 bis 13 Uhr.
Foto: Anja Köhne