Bad Gandersheim (red). Der mit 5.500 Euro dotierte „Roswitha-Preis“, Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim, ist im Rahmen einer Feierstunde im Äbtissinnensaal auf dem Klosterhügel Brunshausen an die in Berlin lebende Schriftstellerin Ulrike Edschmid vergeben worden. Bürgermeisterin Franziska Schwarz nahm die offizielle Verleihung vor. Die gewürdigte Autorin konnte aufgrund von erneuter Krankheit nicht persönlich an der Feierstunde teilnehmen.

Sie wurde von ihrer Lektorin, Katharina Raabe, vertreten, die den Preis entgegennahm und die Dankesrede von Edschmid verlas. Das Grußwort der Niedersächsischen Landesregierung überbrachte Dr. Andreas Philippi, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. Als Laudator fungierte Jury-Mitglied und Literatur-Kritiker Christoph Schröder aus Frankfurt am Main. Musikalisch wurde die Verleihungsfeier durch das Duo „The Catuna Jam“ umrahmt. In der Begründung der unabhängigen, aus namhaften Kritikern und Literatur- Experten bestehenden Roswitha-Preis-Jury für die Preis-Vergabe 2023 heißt es: „Ulrike Edschmid ist eine Schriftstellerin, die ihr Leben in Literatur übersetzt hat.

Ihre Romane sind schmal, ihre Sprache ist hochkonzentriert und verdichtet und erzeugt einen Echoraum, in dem sich die gesellschaftlichen Umstände der Epoche spiegeln. Die Lebensläufe, von denen sie erzählt, sind gelenkt von den zumeist gewaltvollen historischen Bedingungen. Sie sind verbürgt, und doch beharrt Ulrike Edschmid auf der Gattung des Romans, weil sie weiß, dass über die Biografien anderer Menschen und selbst über die eigene Biografie niemals Gewissheit herrscht. Mit Ulrike Edschmid wird eine Autorin mit dem Roswitha-Preis geehrt, die nicht nach Anerkennung strebt und keine Rechtfertigungen sucht, sondern gemeinsam mit ihren Leserinnen und Lesern nach Erkenntnis strebt.“

Die Verleihung wurde erneut durch die Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland, die Volksbank e.G. in Bad Gandersheim, die Paracelsus-Kliniken Bad Gandersheim sowie den Energienetz-Betreiber Avacon Netz GmbH gefördert. Der „Roswitha-Preis“ erinnert an die erste deutsche Schriftstellerin, die Kanonisse Roswitha von Gandersheim, die im 10. Jahrhundert im Stift Gandersheim Legenden, Dramen und historische Gedichte schrieb. Er ist der älteste Literaturpreis Deutschlands, der seit 1973 alljährlich ausschließlich an Frauen vergeben wird. Im Rahmen der Veranstaltung wurde daher auch das 50-jährige Bestehen dieser Auszeichnung gewürdigt. Dazu präsentierte Bürgermeisterin Schwarz die druckfrische Jubiläumsschrift „50 Jahre Roswitha-Preis“, deren Umsetzung vom Land Niedersachsen gefördert wurde. Hierin werden der Roswitha-Preis und alle bisherigen Preisträgerinnen genauer vorgestellt. Die Redaktion erfolgte durch das Mitglied der Preis-Jury, Christoph Schröder.

Foto: C. Zimmer