Bodenfelde (red). Mit Pferden, Schiffen und Kanonen gestalten über 400 Akteur/innen zu Pfingsten die traditionellen Festspiele in dem Weserort Bodenfelde in der Solling-Vogler-Region im Weserbergland. Der in seiner Art einmalige und größte Schüttenhoff Deutschlands findet nur alle fünf bis sechs Jahre in der Wesergemeinde statt und in diesem Jahr ist es wieder so weit.
Vom 17. bis 20. Mai steht die Gemeinde im Süden der Solling-Vogler-Region ganz im Zeichen der traditionsreichen Feierlichkeiten. Am 18. und 19. Mai erreichen diese mit den traditionellen Festspielen ihren Höhepunkt. Über 400 Einwohner/innen werden sich in farbenprächtige Kostüme kleiden und ein rasantes Theaterspiel aufführen, das sich quer durch den Ort zieht. Dabei gibt es dieses Jahr gleich drei Jubiläen zu feiern: Der Schüttenhoff Bodenfelde besteht seit 350 Jahren, 60 Jahre sind seit der Wiederaufnahme der Tradition vergangen und seit 50 Jahren ist das befreundete Heeresmusikkorps Kassel als Festkapelle dabei.
Im Mittelpunkt des viertägigen Festes stehen die historischen Festspiele, bei denen acht verschiedene Einheiten als Fußvolk, mit Pferden, Wagen, Schiffen und Kanonen nach alter Überlieferung eine symbolische Eroberung des Ortes nachspielen. Sie beginnen am Pfingstsamstag und -sonntag jeweils um 13 Uhr mit einer Paradeaufstellung aller Einheiten an der Weserschlagd, von wo sie durch den Ort in die Ausgangsstellungen ziehen. Kanonenschüsse in der Nähe des Freibades markieren den Beginn der Spiele, die sich mit Husarenattacken, Barrikadenstürmen und Friedensverhandlungen mit Gefangenenaustausch quer durch den Ort zurück zur Weser bewegen. Die Verteidigenden flüchten schließlich auf Schiffe und Häusernachbauten gehen in Flammen auf.
Im Anschluss vertragen sich alle wieder und nach einer bunten Parade feiern sie ab 20 Uhr gemeinsam mit den Besucher/innen im Festzelt. Eine Besonderheit gibt es am Pfingstmontag, wenn ab 13:30 Uhr die Frauen des Ortes beim Hexentanz durch die Straßen ziehen und sich Männer einfangen. Von 9 bis 12 Uhr können die Besucher/innen des Feszes bei einem gemeinsamen Frühstück dem Frühschoppenkonzert des dem Heeresmusikkorps (HMK) Kassel lauschen, wobei in den Pausen in humoristischenGerichtsverhandlungen Vorkommnisse während der Spiele gesühnt werden. Während der Festspiele können sich die Besucher/innen über Platzkonzerte des HMK freuen. Das Fest entstand 1674 durch eine Genehmigung des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg, der den Bodenfeldern erlaubte, ein eigenes Schützenfest auszurichten – damit die jungen Leute nach dem 30-jährigen Krieg wieder das Schießen lernten und ihr Geld nicht mehr zum Schützenfest im Nachbardorf Lippoldsberg trugen.
Aus dem einfachen Wettschießen entwickelten sich die Manöverspiele des Schüttenhoffs, deren Gewinner/innen von vornherein feststehen. Früher hatten viele Orte derartige Spiele, seit über 100 Jahren sind die Bodenfelder weithin die einzigen, die sich diese Tradition derart umfassend bewahrt haben. Weitere Informationen zu dem Traditionsfest sind unter www.Schuettenhoff.de erhältlich.
Foto: Solling-Vogler-Region im Weserbergland e.V.