Einbeck (red). „Amsel, Drossel, Fink und Star, ja die ganze Vogelschar“, so beginnt ein bekanntes Kinderlied. Der letztgenannte, der Star (Sturnus vulgaris) gilt als verbreiteter Allerweltsvogel. Doch auch die Bestände des hübschen Vogels mit dem schwarz-metallisch schimmernden Gefieder nehmen seit einigen Jahren ab. So sind Stare in der Roten Liste für niedersächsische Brutvögel als „gefährdet“ eingestuft. Immer weniger Hohlräume zum Brüten und Nahrungsmangel werden als Ursache vermutet.
Abwechslungsreiche Lebensräume
Umso wichtiger sind vielfältige, naturnahe und abwechslungsreiche Lebensräume. Stare gelten als sozial, gesellig und besonders anpassungsfähig und sind daher in ganz unterschiedlichen Umgebungen zu finden. Die offenen Landschaften mit Wiesen und Felder an den Leinepoldern kommen ihnen sehr entgegen. Sie sind aber auch in Gärten, in Städten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu beobachten.
Stimmen-Imitator
Im Frühling werben die Männchen um eine Partnerin. Zur Brutzeit schillert ihr Federkleid besonders schön, der Bauch ist dabei weiß gepunktet. Der Gesang der etwa 20 cm großen Vögel ist mannigfaltig und schwer zu beschreiben, ein Gemisch aus verschiedenen pfeifenden und schnalzenden Tönen, und erinnert zum Teil an ein schwatzhaftes Geplauder. Stare sind auch in der Lage, andere Vogelstimmen zu imitieren und können sogar menschliche Geräusche, wie ein Handyklingelton nachmachen. So hielt sich Wolfgang Amadeus Mozart drei Jahre lang einen solchen Vogel und stellte fest, dass dieser sogar Töne und ganze Melodienfolgen nachahmen konnte. Er war so fasziniert von dessen Gesangkünsten, dass er über diesen im Jahr 1784 ein Gedicht verfasste.
Nach erfolgreicher Paarung legt das Weibchen in einer Baumhöhle, aber gerne auch in hoch angebrachten Nistkästen bis zu 6 Eier, die es etwa zwei Wochen lang bebrütet. Nach etwa drei Wochen verlassen die Jungvögel bereits das Nest.
Faszinierende Schwärme
Außerhalb der Brutzeit im Spätsommer sind sie in großen Schwärmen unterwegs. Ihre Flugkünste am Himmel sind beeindruckend und faszinierend - in großen Gruppen, die aus Hunderten oder sogar Tausenden von Vögeln bestehen, fliegen Stare gemeinsam und formen dabei manchmal synchron besondere Muster, sogenannte „Murmurationen“. Greifvögel haben es somit viel schwerer, in der dichten Wolke eine Beute auszumachen.
Gemeinsame Nahrungssuche
Zusammen ist auch die Nahrungssuche einfacher, obwohl Stare nicht besonders wählerisch sind. Als Allesfresser suchen sie mit ihren spitzen Schnäbeln nach Insekten, Raupen und Würmer, aber auch Obst und Samen werden gerne genommen. Fällt ein kleiner Schwarm Stare im Garten ein, kann man beobachten, wie sie als Gruppe nebeneinander schreitend den Rasen durchkämmen und auch die ungeliebten Nacktschnecken nicht verschmähen. Ihnen wird auch nachgesagt, das Wohlbefinden von weidenden Schafen zu vergrößern, weil sie lästigen Insekten und Schmarotzern nachstellen.
Vom Zugvogel zum Teilzieher
Jetzt im Herbst ziehen viele Stare in wärmere Regionen, zum Beispiel nach Südeuropa oder ein Stück weiter nach Nordafrika. Immer mehr Stare bleiben auch hier und überwintern in milderen Wintern in Städten und Parks. Alle anderen kehren Anfang des Frühjahrs sie aus ihren Winterquartieren zurück und sind dann bald wieder als Flugkünstler über dem Leinepoldern zu sehen.
Aus Anlass des Vogelzuges bieten die Naturscouts Leinetal wieder öffentliche Führungen zu den vielen Vogelarten im Leinetal an, die bei uns als Weltenbummler zu Gast sind. Die Termine sind unter www.naturscouts-leinetal.de zu finden.
Foto: Andreas Ständer