Göttingen (red). Erstmals seit 20 Jahren ist die Zahl der Arbeitslosen in der Region in einem Oktober im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, erläutert: „Normalerweise sinkt die Arbeitslosigkeit immer im Oktober, durchschnittlich um etwa 350 Menschen. Das hängt mit saisonalen Aspekten zusammen: Zum einen geht die Zahl der jungen Arbeitslosen unter 25 Jahren zurück, da im Oktober das Studium beginnt und diejenigen, die nur eine Übergangbeschäftigung gesucht haben, sich abmelden. Zum anderen haben wir nach den Herbstferien, auch bereits mit Blick auf Weihnachten, meistens eine spürbare Belebung auf der Nachfrageseite. Beide saisonalen Trends sehen wir auch in diesem Jahr, sie sind aber nicht so stark ausgeprägt, als dass sie die steigenden Zugänge in Arbeitslosigkeit ausgleichen könnten.“
Im Oktober waren im Agenturbezirk Göttingen 16.465 Menschen bei der Agentur für Arbeit und den regionalen Jobcentern arbeitslos gemeldet. Das waren 258 (1,6%) mehr als im September und 1.115 (7,3%) mehr als vor Jahresfrist. Zur Altersgruppe der 15- bis 25-jährigen zählten im Oktober 1.633 junge Arbeitslose, 85 (4,9%) weniger als im September, aber 78 (5,0%) mehr als im Vorjahresmonat.
Die Zahl der neu gemeldeten Arbeitsstellen betrug im Oktober 834. Das waren 85 mehr als im September und 34 weniger als im Vorjahresmonat. Der Bestand an offenen Stellen lag im Oktober bei 4.873 Angeboten. Das waren 82 (1,7%) weniger als im September und 645 (11,7%) weniger als im Oktober 2023.
„Die Entwicklung der letzten Monate zeigt, dass sich mittlerweile Konjunktureintrübung, Transformationsprozesse, insbesondere im Kontext der Energie- und Mobilitätswende, sowie Konsumzurückhaltung auch auf dem Arbeitsmarkt unserer Region bemerkbar machen. So haben beispielsweise seit Jahresbeginn rund 9.700 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, etwa 500 mehr als im Vorjahreszeitraum. Auf der anderen Seite haben im selben Zeitraum aber auch 500 Menschen mehr eine neue Beschäftigung aufgenommen, insgesamt knapp 7.900 Personen. Berufliche Aus- und Weiterbildung ist eine wichtige Möglichkeit, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Rund 3.000 Arbeitsuchende nutzten im vergangenen Monat die breite Palette von Qualifizierungsangeboten, mit der Arbeitsagentur und Jobcenter Arbeitsuchende unterstützen können“, erklärte die Arbeitsmarktexpertin.
Nicht alle Branchen sind in gleicher Weise von Transformationsprozessen und anderen wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen. Das zeigt ein Blick auf die Beschäftigungssituation in der Region. Im März zeigten sich Beschäftigungsverluste insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe. Hier waren im Vergleich zum Vorjahresquartal 1.215 Arbeitnehmende weniger beschäftigt. Auch in der Zeitarbeit und im Baugewerbe ging die Zahl der Beschäftigten zurück (um 250 bzw. 233 Mitarbeitende). Beschäftigungszuwächse gab es hingegen im Gesundheitswesen (361 Arbeitnehmende), in der Öffentlichen Verwaltung (245) sowie im Gastgewerbe (143). Nicht jeder Beschäftigungsabbau ist allerdings Transformationsprozessen oder notwendigen Einsparungen geschuldet. Mancher Arbeitsplatz bleibt aufgrund fehlender Arbeits- und Fachkräfte unbesetzt.
Insgesamt waren im März 179.652 Menschen bei Unternehmen im Agenturbezirk Göttingen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 907 bzw. 0,5% weniger als im Vorjahresquartal. Weiterhin der beschäftigungsstärkste Wirtschaftszweig in der Region ist das Gesundheits- und Sozialwesen mit 40.660 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Mitarbeitenden. Das Verarbeitende Gewerbe zählt 34.209 Beschäftigte und der Bereich Handel; Instandsetzung und Reparatur von Kfz folgt mit 20.937.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Wirtschaftsbereichen
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal absolut, absteigend sortiert.
Stand Ende März 2024
Unterbeschäftigung
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden1. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im Oktober 19.797. Damit stieg der Wert um 565 bzw. 2,9% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen
Der Arbeitsagenturbezirk Göttingen umfasst den Landkreis Göttingen und Northeim. Während die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat im Landkreis Northeim leicht rückläufig war, stieg sie im Landkreis Göttingen an. In beiden Landkreisen waren im Oktober allerdings mehr Menschen arbeitslos gemeldet als vor Jahresfrist.
Im Landkreis Northeim waren im Oktober insgesamt 4.365 Menschen bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter arbeitslos gemeldet. Das waren 90 bzw. 2,0% weniger als im September, allerdings 454 bzw. 11,6 % mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote beträgt aktuell 6,2 % und liegt damit 0,6 Prozentpunkte über der Oktober-Quote 2023.
Im Landkreis Göttingen liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei 7,0%, der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt hier 0,3 Prozentpunkte. Im zurückliegenden Monat waren im Landkreis Göttingen 12.100 Menschen bei den Jobcentern und der Arbeitsagentur gemeldet, 348 mehr als im September (+3,0%). Gegenüber Oktober 2023 stieg die Zahl um 661 bzw. 5,8%.
Arbeitslosenzahl | Veränderung gegenüber Vormonat | Veränderung gegenüber Vorjahr | Arbeitslosenquote (Vorjahreswert) | |
Agentur für Arbeit Göttingen | 16.465 | +258/ +1,6 % | +1.115/ +7,3 % | 6,7 % (6,3 %) |
Landkreis Göttingen | 12.100 | +348/ +3,0 % | +661/ +5,8 % | 7,0 % (6,7 %) |
Landkreis Northeim | 4.365 | -90/ -2,0 % | +454/ 11,6 % | 6,2 % (5,6 %) |
________
1 Dazu gehören Personen, die mit Arbeitsmarktmaßnahmen wie zum Beispiel beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten oder Gründungszuschuss gefördert werden, oder sich in einem arbeitsmarktpolitischen Sonderstatus befinden. Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten zur Föderstatistik können sich hier in den kommen Monaten noch Änderungen ergeben. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, da diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.
Fotos: Argentur für Arbeit Göttingen