Northeim (lpd). Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November 2024, dem sogenannten „Orange Day“, werden von Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Mitgliedern des Netzwerkes Runder Tisch gegen häusliche Gewalt im Landkreis Northeim und Vertreter*innen der Polizeiinspektion Northeim wieder die Fahnen „Nein zu Gewalt“ der vor dem Kreishaus gehisst. Im Laufe des Tages finden außerdem verschiedene Aktionen statt.
Austausch am Northeimer Marktplatz
So werden am Northeimer Marktplatz von 13 bis 17 Uhr die Beratungsstelle gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen des Kinderschutzbundes, das Frauenhaus Northeim der Werk-statt-Schule e. V. und die Frauenberatungsstelle sowie die Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt des Landkreises Northeim für Fragen und Austausch zur Verfügung stehen. Die Polizeiinspektion Northeim unterstützt die Aktion durch orangefarbene Bänke, die auf dem Platz aufgestellt werden, mit der Aufschrift „Gewalt hat hier keinen Platz“.
Zur gleichen Zeit und am gleichen Ort kann außerdem eine Installation aus zahlreichen Schuhpaaren besichtigt werden, die von den oben genannten Einrichtungen organisiert wurde. Die Schuhpaare stehen symbolisch für Frauen, die aufgrund von häuslicher Gewalt ihr Leben verloren haben. Die Installation soll darauf aufmerksam machen, dass Gewalt gegen Frauen eine Realität ist, die noch immer viele Frauen betrifft und die tödliche Folgen haben kann. So sind im Jahr 2023 in diesem Kontext 360 Frauen getötet worden. Das entspricht fast jeden Tag einem Femizid in Deutschland. Das geht aus dem kürzlich erstmals vorgestellten Lagebild zu „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ des Bundeskriminalamtes hervor.
Zuletzt sind die Zahlen von häuslicher Gewalt deutschlandweit kontinuierlich angestiegen, auch im Landkreis Northeim sind die Zahlen weiterhin auf hohem Niveau. So wurden bis zum 8. November 2024 bereits 310 Fälle von häuslicher Gewalt durch die Beratungs- und Interventionsstelle häuslicher Gewalt der Kreisverwaltung (BISS) erfasst. Am Aktionstag am 25. November soll darum auch ein Banner nochmal explizit auf die komplexe Thematik aufmerksam machen. Dieses kann am Fahnenmast vor dem Kreishaus angeschaut werden.
Filmvorführung in der Neuen Schauburg Northeim
Am Abend des 25. November wird ab 19:30 Uhr dann der Film „Die Farbe Lila“ in der Neuen Schauburg in Northeim gezeigt. Der bewegende Film erzählt die Geschichte von Frauen, die sich in einer patriarchal geprägten Gesellschaft behaupten und für ihre Rechte kämpfen. Der Film regt zum Nachdenken an und verdeutlicht eindrucksvoll die Herausforderungen, mit denen viele Frauen konfrontiert sind. Die kostenfreie Filmvorführung wird von der Gleichstellungsstelle des Landkreises Northeim und dem Netzwerk „Runder Tisch gegen häusliche Gewalt“ organisiert. Es wird um eine Anmeldung per E-Mail unter
Stimmen zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen
„Dass der Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen noch immer seine traurige Berechtigung hat, zeigen nicht zuletzt die erschreckenden Zahlen zum Thema häusliche Gewalt. Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir Frauen, die unter Gewalt leiden, nicht allein lassen. Es ist unsere Pflicht, ihnen Gehör zu schenken und sie in ihrer schwierigen Situation zu unterstützen. Jeder Fall von häuslicher Gewalt ist ein Appell an uns alle, uns aktiv gegen Gewalt einzusetzen und ein sicheres Umfeld für alle Frauen und Mädchen zu schaffen.“, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Northeim, Julia Kögler erklärt: „Mich macht es traurig und wütend, dass die Fallzahlen Jahr für Jahr steigen, aber nicht ausreichend finanzielle Mittel von Bund und Land bereitgestellt werden. Die aktuelle politische Lage auf Bundesebene und die Lage in den Kommunen lässt zudem befürchten, dass weiter Mittel im Bereich Prävention und Bekämpfung von häuslicher Gewalt eingespart werden. Das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die sogenannte Istanbul-Konvention, wird nicht konsequent genug umgesetzt“.
„Das Ende einer Beziehung bedeutet oft nicht das Ende der Gewalt. Viele Täter versuchen weiterhin, auch nach dem Ende einer Beziehung, Kontrolle auszuüben, insbesondere durch die Instrumentalisierung von Sorge- und Umgangsrechten.“, so Lara Neumann von der BISS-Stelle des Landkreises Northeim. Ihre Kollegin Sophie Förster von der Frauenberatungsstelle ergänzt: „Um aus gewaltbelasteten Beziehungen auszubrechen und die damit verbundenen Ambivalenzen abzubauen, ist eine länger anhaltende Beratung unerlässlich. Frauen brauchen Raum, um ihre Gefühle zu sortieren und die nächsten Schritte zu planen. Wir sind hier, um ihnen diesen Raum zu geben und sie auf ihrem Weg zu unterstützen.“
Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen
Der Landkreis Northeim setzt sich aktiv dafür ein, das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen zu schärfen und Unterstützung für Betroffene anzubieten. Die Beratungs- und Interventionsstelle häuslicher Gewalt der Kreisverwaltung (BISS) ist eine Anlaufstelle für Frauen, die akut von häuslicher Gewalt betroffen sind. Die BISS-Stelle ist online unter landkreis-northeim.de/biss, per E-Mail unter