Einbeck (red). Die Dohle (Corvus monedula) gehört zu den besonders interessanten und intelligenten Singvögeln. Sie sind gesellig und anpassungsfähig, was sie zu faszinierenden Beobachtungsobjekten macht. Im Leinetal, das für seine vielseitige Vogelwelt bekannt ist, kann man diese kleinen Rabenvögel häufig in größeren Gruppen sehen, wie sie sich auf Bäumen versammeln, um dort gemeinsam zu schlafen.
Mit einer Größe von etwa 35 cm ist die Dohle deutlich kleiner als andere Rabenvögel. Ihre Flügelspannweite beträgt zwischen 65 und 70 cm. Ihr schwarzes, glänzendes Gefieder bildet einen auffälligen Kontrast zu dem grauen Nacken und den perlgrauen Augen, die bei Jungvögeln noch blaugrau erscheinen. Diese markanten Merkmale machen die Dohle zu einem besonders hübschen Vogel.
Intelligente und gesellige Vögel
Trotz ihrer vorsichtigen Art sind Dohlen weniger scheu gegenüber Menschen als viele andere Singvögel. Sie können häufig in städtischen Gebieten und auf öffentlichen Plätzen beobachtet werden, wo sie aufmerksam nach Nahrung suchen. Ihre bevorzugte Kost besteht aus Früchten, Beeren, Insekten, Würmern, Schnecken oder auch kleinen Fischen – Dohlen sind wahre Allesfresser. Dabei haben sie ihren kräftigen, aber spitzen Schnabel und ihre schwarzen Füße stets im Einsatz, um in Wiesen und Grünland nach Nahrung zu suchen.
Dohlen sind äußerst gesellige Tiere und leben in festen sozialen Hierarchien. Ein erfahrener Männchenführer bestimmt die Rangordnung innerhalb der Gruppe, was von Konrad Lorenz in seinen Studien zur Dohle festgestellt wurde. Dohlen-Paare sind für ihr Leben lang miteinander verbunden und ziehen auch gemeinsam umher.
Brutverhalten und Lebensraum
Als Höhlenbrüter bevorzugen Dohlen Nistmöglichkeiten in Bäumen, Felsspalten oder verlassenen Gebäuden. Aufgrund der zunehmenden Knappheit solcher natürlichen Nistplätze nehmen Dohlen zunehmend Nistkästen oder Mauernischen als Alternativen an. Die Brutzeit beginnt im Frühling, wenn das Weibchen 4 bis 6 blaugrüne, gefleckte Eier legt. Nach einer Brutzeit von zwei bis drei Wochen schlüpfen die Jungen und verlassen nach etwa 30 Tagen das Nest. Die Eltern betreuen ihren Nachwuchs noch für einige Wochen weiter.
Ganzjährig in der Region zu beobachten
Dohlen sind in weiten Teilen Europas verbreitet, von Skandinavien bis zum Mittelmeer. Sie sind geschickte Flieger und bilden im Herbst und Winter größere Schwärme. Auch wenn einige Dohlen den Winter lieber im Mittelmeerraum verbringen, bleiben die meisten bei uns und sind das ganze Jahr über als Standvögel in ihrer Brutregion anzutreffen. In größeren Schwärmen fliegen Dohlen oft zusammen mit Saat- und Rabenkrähen, was sie vor größeren Greifvögeln wie Habichten oder Eulen schützt.
Obwohl Dohlen nicht als gefährdete Art gelten, sind ihre Bestände, wie bei vielen Höhlenbrütern, rückläufig. Das liegt vor allem an der zunehmenden Knappheit geeigneter Nistmöglichkeiten. Daher stehen Dohlen unter besonderen Schutz.
Die Naturscouts Leinetal bieten regelmäßig Führungen zu den besten Beobachtungsstellen, wo Interessierte mehr über diese faszinierenden Vögel erfahren und sie in ihrer natürlichen Umgebung erleben können. Weitere Informationen sind auf der Website der Naturscouts unter www.naturscouts-leinetal.de zu finden.
Foto: A. Ständer