Potsdam/Einbeck (red). Es ist das Jahr 1977. Am Gleis ist bereits das sonore Dröhnen der Lokomotive zu hören. Wie ein fernes Donnern gleiten die Reisezüge über das Gleisbett. Am Berliner Bahnhof strömen immer mehr Menschen zum Bahnsteig – die Vorfreude, eine neue Region kennenzulernen, liegt in der Luft. Im Zug angekommen, machen es sich die Fahrgäste auf den roten Polstersitzen bequem und genießen die Reise, bis sie ihr Ziel erreichen.
Doch dieses Szenario ist auch heute noch erlebbar. Durch die Sonderfahrten des Unternehmens Wedler Franz Logistik (WFL) können Freunde historischer Verkehrsmittel eine authentische Reise in die Vergangenheit unternehmen. Eine dieser besonderen Fahrten wird am 31. Mai in Einbeck eintreffen – pünktlich zu den Nutzfahrzeugtagen, bei denen historische Lkw und Busse ausgestellt werden. Der Kreis schließt sich: Geschichte auf der Schiene trifft auf Geschichte auf Rädern.
„Wir saßen in einer Runde zusammen, als uns jemand fragte, ob wir schon einmal in Einbeck gewesen seien. Das mussten wir verneinen – der Name war uns nur durch das Einbecker Bier ein Begriff. Für uns auch ein guter Nebengrund, der Stadt einen Besuch abzustatten“, erzählt Torsten Richter scherzhaft, Ansprechpartner für die Disposition.
Bei der weiteren Recherche stießen die Veranstalter dann auf die Nutzfahrzeugtage im PS.SPEICHER, und so nahm die Planung der ersten Sonderfahrt von Berlin nach Einbeck Gestalt an. Von Berlin – über Magdeburg und Potsdam – führt die Strecke durch den landschaftlich schönen Harz bis nach Einbeck. Inklusive Reiseleitung und gastronomischer Versorgung. Die vielen Vorbuchungen zeigen das deutliche Interesse an dem Tagesausflug. Abends legt die Diesellok den gleichen Weg wieder zurück, sodass die Fahrgäste auch sicher nach Hause kommen.
Die Ziele, die für eine Sonderfahrt auserkoren werden, sollen interessant und auch mal unbekannt sein – etwas Neues für die Passagiere. Vor 21 Jahren wurde das Unternehmen mit der Faszination für nostalgische Lokomotiven gegründet, vor vier Jahren wurden die Sonderfahrten ins Leben gerufen. Seither finden 14 bis 15 Fahrten im Jahr zu den verschiedensten Zielen statt.
„Es verschlägt nicht nur Deutsche in die Reihen der Wagen, auch viele Engländer sind von den nostalgischen Transportmitteln begeistert. Sie rufen regelmäßig an, um sich zu erkundigen, mit welcher Lokomotive die Fahrt angetreten wird“, betont Richter. Die eingesetzten Lokomotiven stammen aus unterschiedlichen Epochen des 20. Jahrhunderts und spiegeln so die Vielfalt der historischen Eisenbahn wider. Laut Richter haben die Züge viel Charme.
„Die Fahrten sind gesellig. Viele lernen sich auch bei dem Ausflug kennen und melden sich bei späteren Fahrten zusammen als Gruppe an“, erklärt Richter. Hier trifft also Geselligkeit auf Geschichte, was zunehmend positiv angenommen wird. Vielleicht kann sich Einbeck als regelmäßiges Ziel etablieren. „Wir freuen uns schon auf Einbeck“, so Richter.
Mehr zu den Sonderfahrten – inklusive der Fahrt nach Einbeck – finden Interessierte hier: https://www.wfl-lok.de/sonderfahrten.html
Fotos: Torsten Richter/Wedler Franz Logistik