Einbeck (red). Einen stillen, aber eindrucksvollen Moment der Erinnerung erlebten am 27. Mai Schülerinnen und Schüler der IGS Einbeck und der polnischen Partnerschule „Skola podstawowa II. Jana Pawła“ aus Twardogóra: Im NEU-Deli-Kino sahen sie gemeinsam den Film „Die Kinder von Windermere“, eingebettet in das Projekt „Einbecker Schulen für die Demokratie“. Die bewegende Geschichte über jüdische Kinder, die den Holocaust überlebten und 1945 in England Aufnahme fanden, traf auf ein aufmerksames, berührtes junges Publikum.
Gedenkfilm und Workshop mit internationaler Beteiligung
Im Mittelpunkt stand das Schicksal des Shoa-Überlebenden Moritz Tuch, dessen Lebensgeschichte im Film erzählt und im Nachgang im Workshop vertieft wurde. Unter der Leitung von Theresa Lücking und Florian Fechner erarbeiteten 44 deutsche und polnische Jugendliche die historischen und ethischen Hintergründe des Films. Unterstützung kam von Dr. Dietmar Sedlaczek, dem ehemaligen Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen, der selbst eines der Windermere-Kinder interviewt hatte.
Moritz Tuch wurde 1939 als Elfjähriger von seiner Familie getrennt, überlebte mehrere Konzentrationslager – darunter zwei Jahre in Auschwitz – und fand nach dem Krieg Zuflucht in Windermere. Später wanderte er nach Uruguay aus und lebte bis zu seinem Tod 1989 in Winsen an der Luhe.
Emotionale Liveschaltung nach Montevideo
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Liveschaltung zu Bea Tuch, der Tochter von Moritz Tuch, nach Montevideo. In einem emotionalen Gespräch – auf Spanisch geführt und auf Deutsch und Polnisch übersetzt – zeigte sie sich tief berührt vom Engagement der Jugendlichen: „Ich bin dankbar, dass die Erinnerung an meinen Vater auf diese Weise weiterlebt.“
Demokratiebildung geht weiter
Der Film war der Auftakt einer ganzen Reihe demokratiefördernder Projekte mit den Einbecker Schulen. Geplant sind weitere Workshops zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus, Inklusion, Diskriminierung von Frauen, Social Media und Künstlicher Intelligenz. Die Pilotgruppe „Schulen für die Demokratie“ wird getragen von Lehrerinnen und Lehrern der IGS Einbeck, unterstützt von Dr. Dietmar Sedlaczek und den Einbecker Lichtspielfreunden. Eine Zusammenarbeit mit weiteren Schulen ist ausdrücklich gewünscht.