Silberborn (red). Eine lange Geschichte, die hat das Jugendfreizeitheim Silberborn hinter sich gebracht. Im Jahr 1949 wurden auf Anregung von Junglehrern aus dem Bereich Einbeck leerstehende Baracken in Silberborn gekauft. Der Oberkreisdirektor Schaefer bezahlte im Auftrage der Stadt Einbeck 14.000 DM. Das war die Geburtsstunde des Schullandheims Silberborn im Solling. Der Ort Silberborn gehörte damals zum Landkreis Northeim bis zur Gebietsreform 1974. Der Förderverein "Schullandheim Silberborn e.V." bestand bis 1961. Die Organisation und Betreuung lag in den Händen des Schulleiters Rektor Siefke der Einbecker Realschule. Die Wirtschaftsleiterin Frau Saalfeld (Tante Sally) verpflegte die Kinder bis 1961. 1961 wurde ein festes Gebäude für 695.000 DM gebaut, Die Bau- und Unterhaltungskosten wurden zur Hälfte von der Stadt Einbeck und dem Landkreis Einbeck finanziert. Seit der Bebietsreform 1974 ist der Landkreis Northeim der Träger vom Jugendfreizeitheim Silberborn bis heute.
Die Einbecker Junglehrer setzten die Ideen der folgenden Reformpädagogen im Schullandheim Silberborn um: Pestalozzi, Rousseau, Steiner, Montessorie, Freinet, Kerschensteiner und Lietz, der die Landschulheime gründete. Der gewählte Name war schon Inhalt. Land: Drückt die Distanz von der Stadt und die Nähe zur Natur aus. Schul: Die Erziehung hob den pädagogischen Schwerpunkt hervor. Heim: Der Ausdruck für die Beheimatung außerhalb der Familie. In den Landschulheimen erfahren die Kinder abseits der gewohnten Lernumgebung neue Erfahrungen bei Exkursionen und Projektagen.
Die Reformpädagogik entstand durch die kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Prozessen der Industrialisierung und der Technisierung. Die Reformpädagogen hinterfragten die Buchschulen und den Frontalunterricht. Der Ansatz der Reformpädagogen sieht wie folgt aus. Die Erlebnispädagogik befasst sich mit Gruppenerfahrungen in der Natur, um die Persönlichkeit und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Die Arbeitsschulpädagogik basiert auf der Anschauungspädagogik, wo eine aktive Auseinandersetzung und eigenständiges Tun beim Lernen stattfindet. Hier findet das Lernen mit allen Sinnen und aufgrund selbstgemachter Erfahrungen statt. Die Lerninhalte müssen einen Bezug zum realen alltäglichen Leben aufweisen. Die Kernaussage ist: Lernen mit Kopf, Herz und Hand (Den Gegenstand begreifen).
Diese reformpädagogischen Inhalte können im Jugendfreizeitheim Silberborn vorbildlich umgesetzt werden. Die Ansätze der Reformpädagogen werden von den Neurobiologen in der heutigen Zeit eindeutig bestätigt. Beim Frontalunterricht, wo hauptsächlich gesprochen wird, blieben nur circa zehn Prozent hängen. Wenn der Inhalt selbstständig erarbeitet wird, dann würden 80 Prozent hängen bleiben.
Gerade in der heutigen Zeit, wo der Klimawandel dieses Jahr für alle erlebbar wurde, ist es wichtiger denn je, dass die Kinder Lernerfahrungen in der Natur erleben dürfen.
In der Fernsehsendung von Markus Lanz am 14. August 2018 war der Wissenschaftler Harald Lesch (Lesch Kosmos) zu Gast. Er sagte, dass auf den Klimawandel schon 1972 durch das Buch Club of Rom hingewiesen wurde und erklärte welche Auswirkungen im täglichen Leben zu erwarten sind, wenn wir so weitermachen. Die amerikanischen Astronauten bewunderten in den 60er Jahren aus dem Weltall unsere Erde als einmaliges Paradies, das wir erhalten sollten. Der Generalsekretär der SPD Lars Kligbeil erwähnte in der Sendung, dass das Klima das Thema der Zukunft sei und die Erziehung und Bildung für unsere Kinder gut investiertes Geld ist.
2019 feiert das Jugendfreizeitheim Silberborn sein 70 jähriges Bestehen. Drei Generationen durften prägende Erlebnisse in Silberborn erleben. Eine Aussage von einem Unterzeichner des Bürgebegehrens Jugendfreizeitheim Silberborn: "Ich war als Kind in Silberborn. Meine Kinder waren in Silberborn. Ich möchte, dass meine Enkelkinder auch nach Silberborn fahren dürfen."
Foto: Heinz-Willi Elter