Dassel (red). Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung aus Northeim haben im vergangenen Monat in ihrer Freizeit bei der Moorrenaturierung geholfen. Seit zehn Jahren renaturieren die Niedersächsischen Landesforsten mehrere im Landkreis Northeim gelegene Waldmoore. Den Fortschritt der Wiederbelebung zeigte ihnen Naturschutz-Förster Kai Conrad aus nächster Nähe in zwei Mooren des Forstamtes Dassel. Unter seiner Anleitung griffen die Verwaltungsangehörigen dann selbst zu Säge und Astschere, um das Moor am Lakenteich von Birken zu befreien. Solche Pflegearbeiten sind in einigen Mooren notwendig, um ein erfolgreiches Torfmooswachstum in Gang zu setzen.
„Dichte Birkenverjüngung verbraucht viel Wasser und nimmt den Torfmoosen zusätzlich Licht, das sie zum Wachsen benötigen“, erklärte Förster Conrad den Grund für den Baumschnitt. Mit ihrem Einsatz konnten die Gäste aus der Kreisverwaltung nun ganz praktisch bei der Moorrenaturierung helfen. Das Forstamt stellte Astscheren und Handsägen zur Verfügung, womit die Gäste die bis zu fünf Meter hohen Birken „fällen“ konnten. Dabei wurde der Stamm aber nicht ganz durchtrennt, sondern nur in ein Meter Höhe abgeknickt. Ziel ist es, das Wiederausschlagen der Birken zu minimieren.
Über den raschen Arbeitsfortschritt staunte Waldökologe Conrad nicht schlecht, denn die Gäste kamen schneller voran als gedacht. Das lag sowohl am sonnigen Wetter als auch an der guten Stimmung unter den Beteiligten. Kai Conrad erläuterte am Beispiel des jüngst renaturierten Teichwiesenmoores, wie wichtig die Moore im Solling seien: Fast alle Moore wurden während der letzten Jahrhunderte entwässert und zersetzen sich seit dem kontinuierlich. Nur durch eine aktive Renaturierung werden die Moore wieder zu wertvollen Biotopen. Erst wenn die Entwässerungsgräben verschlossen und Fichten entfernt sind, kann das Moor wieder Wasser speichern und der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen – was wiederum den Treibhauseffekt vermindert. Die Besucher staunten nicht schlecht, als Conrad frisch ausgebohrten Torf in Händen hielt. Über 2000 Jahre alte Holz- und Pflanzenreste waren darin zu unterscheiden.
Nach getaner Arbeit belohnten sich die Gäste mit einem Rundgang um den malerischen Lakenteich. Kai Conrad berichtete von der Geschichte des Jahrhunderte alten Flossteiches und der Glashütte, die hier einst stand und nun als Ausgrabung zu besichtigen ist.
Die Landesforsten arbeiten bei ihren Renaturierungsprojekten eng mit den Landkreisen Northeim und Holzminden zusammen, denn viele Sollingmoore liegen in Schutzgebieten. Dass es jetzt auch zu dieser aussergewöhnlichen praktischen Zusammenarbeit kam, freute den Waldökologen. „Es ist schön zu sehen, wieviel Spaß es machen kann, an einem Strang zu ziehen und die Renaturierung der Moore im Solling gemeinsam voranzubringen“, lautete sein Resümee.
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