Northeim (lpd). Die kommunalen Jugendpfleger*innen der Städte und Gemeinden im Landkreis Northeim haben sich am 20. und 21. November im Jugendfreizeitheim in Silberborn unter Leitung der Kreisjugendpflege mit Formen der kinder- und jugendgerechten Beteiligung auseinandergesetzt. Kooperationspartner der Fortbildung war der Verein Politik zum Anfassen e.V. aus Isernhagen bei Hannover. Der Verein führt bereits seit 2006 in vielen Kommunen erfolgreich Beteiligungsprojekte mit Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen durch.
Teilhabe und Partizipation von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen sind nicht nur im Kinder- und Jugendhilfegesetz und im Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz rechtlich fest verankert, sondern sind für die Kommunen wichtige Impulsgeber für eine kinder- und jugendgerechte Ausgestaltung ihres Gemeinwesens in der Zukunft.
Drängende Themen wie Stadt-, Bau-, Grünflächen-, Straßen-, Schulplanung, Schaffung von Freizeitangeboten, Mobilität in der ländlichen Region, demografische Entwicklung etc. fordern eine frühe Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ein.
Durch Partizipation erleben Kinder, Jugendliche und junge Menschen, das sie ernst genommen werden und sich auch an der Lösung von Aufgaben, die ihr unmittelbares Umfeld oder die Kommune betreffen, aktiv beteiligen können. Mitreden, Mitmachen, Mitbestimmen, Mitentscheiden und Mitverantworten sollte hierbei frühzeitig in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen gefördert werden, um Tendenzen von Politikverdrossenheit und Demokratiemüdigkeit wirksam zu begegnen. Beteiligung bedeutet auch politische Bildung und die Aneignung von vielfältigen Kompetenzen im Hinblick auf die eigene Interessenvertretung.
Im Rahmen der Fortbildung präsentierte der Verein den Fachkräften der Jugendarbeit in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden vor allem neue digitale Methoden der kinder- und jugendgerechten Beteiligung zum direkten Ausprobieren.
Mit der Mitmach- und Beteiligungs-App zur Kommunalpolitik „Pimp Your Town“ ist der Verein bereits 2011 als „Beste Bildungsidee Deutschlands“ ausgezeichnet worden. Hier können Kinder und Jugendliche kommunale Handlungsprozesse direkt erleben, da sie in die Rolle von Kommunalpolitiker*innen eintauchen und auch die Gremienarbeit bis hin zur Beschlussfassung direkt erleben. Beraten und unterstützt werden die Kinder und Jugendlichen hierbei von den „echten“, gewählten Kommunalpolitiker*innen.
Daneben präsentierte der Verein auch mit „VoxVote“ eine interessante Plattform für Onlineabstimmungen sowie weitere digitale Werkzeuge wie z.B. das Online-Quiz „Kahoot“ oder „Opin“ als Werkzeugbaukasten für Beteiligungsprojekte mit Kindern und Jugendlichen.
Obwohl bereits in zahlreichen Städten und Gemeinden Beteiligungsinitiativen bestehen bzw. Beteiligungsprojekte durchgeführt worden sind, wird der Bereich der Partizipation weiterhin noch nicht als Querschnittsaufgabe betrachtet. Kinder- und jugendgerechte Kommune bedeutet hiernach, die für den Partizipationsprozess notwendigen Grundlagen durch Politik und Verwaltung gemeinsam und einvernehmlich mit den Kindern und Jugendlichen zu entwickeln und in allen Bereichen von Politik und Verwaltung umzusetzen. Die kommunale Jugendpflege ist hierbei nur einer von vielen Partner*innen der Beteiligung.
Die zweitägige Veranstaltung konnte den Fachkräften der kommunalen Jugendarbeit somit wichtige Impulse und viele neue Ideen für die Umsetzung von Beteiligungsprojekten vor Ort in einer mehr und mehr digitalisierten Welt vermitteln.