Northeim (lpd). Die notärztliche Versorgung im Kreisgebiet übernehmen derzeit die Krankenhäuser in Bad Gandersheim, Einbeck und Northeim. Außerdem betreibt der Landkreis in Uslar-Bollensen einen Notarzt-Standort. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel wird dem Kreistag jetzt vorschlagen, die notärztliche Versorgung ab 2020 durch den Landkreis eigenständig durchzuführen. Seit elf Jahren organisieren das Einbecker Bürgerspital sowie Helios Bad Gandersheim und Northeim die Dienstpläne von drei Standorten. In Uslar wiederum bestellt der Landkreis Northeim seit 2012 direkt entsprechende Ärzte auf Honorarbasis, nachdem das dortige Krankenhaus geschlossen wurde. Jährlich werden etwa 4.500 Notarzteinsätze im Kreisgebiet gefahren.
Da die Übertragung der notärztlichen Versorgung an die externen Partner zum 31. Dezember 2019 endet und nicht ohne weiteres verlängert werden kann, hat sich der Landkreis mit möglichen Alternativen auseinander gesetzt. Herausgekommen ist ein Konzept, dass dem Kreistag am 22. März zur Beschlussfassung vorliegen wird.
Nach dem Konzept der Kreisverwaltung soll die notärztliche Versorgung im gesamten Kreisgebiet mit Beginn des kommenden Jahres kommunalisiert werden. Das bedeutet, dass der Landkreis, wie am Standort Uslar, eigenständig für die Erstellung der Dienstpläne und das Vorhalten der erforderlichen Notarztkapazitäten zuständig sein würde. Dazu sollen bis zu 8 Ärztinnen und Ärzte fest angestellt und weitere 10 Stellen über einen ausgewählten Pool an Honorarärzten besetzt werden.
Die Vorteile liegen für Landrätin Astrid Klinkert-Kittel auf der Hand: „Durch die Kommunalisierung würde sich die Anzahl der einzusetzenden Notärzte von derzeit etwa 80 auf 20 reduzieren. Damit kann im Personalauswahlverfahren neben der fachlichen Eignung auch besonderer Wert auf Teamfähigkeit, Erfahrung und Kommunikation gelegt werden, was die Qualität der Patientenversorgung auf einem hohen Niveau gewährleisten kann.“
Der Ärztemangel im ländlichen Raum führt dazu, dass es derzeit häufiger zu gewissen Planungsunsicherheiten kommt: Teilweise steht erst kurz vor Dienstbeginn die genaue Besetzung feststeht. Krankenhäuser greifen dann neben festangestelltem Personal auf Honorarärzte oder eine sogenannte Notarzt-Börse zurück, über die kurzfristig und bundesweit Notärzte vermittelt werden.
Dr. Bodo Lenkewitz hat viele Jahre Erfahrung als Notarzt und ist gleichzeitig „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“ beim Landkreis Northeim. Das neue Versorgungskonzept ist in enger Abstimmung mit ihm entstanden. „Die fachlichen Anforderungen an die Notärzte sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, gleiches gilt für die Arbeitsbelastung. Ich bin davon überzeugt, dass der Landkreis Northeim als Arbeitgeber oder Auftraggeber so attraktiv ist, dass die Stellen problemlos und langfristig zu besetzen sind“, so Dr. Lenkewitz.
Bei der Erstellung des Konzeptes hat der Landkreis Northeim auch von Erfahrungen anderer Landkreise profitiert. So setzt beispielsweise der benachbarte Landkreis Goslar ein entsprechendes Modell seit Jahren erfolgreich um.
Für Jörg Richert, Erster Kreisrat und Leiter des Dezernats „Sicherheit und Ordnung“, spielt vor allem der direkte Kontakt zu dem dann überschaubarerem Team von Notärzten eine entscheidende Rolle: „Ein Team, bei dem die Personalfluktuation gering ist, kann sich besser weiterentwickeln. So wären wir zum Beispiel in der Lage, mögliche Defizite schnell zu erkennen und die Ärztinnen und Ärzte stets auf gleichem Level fortzubilden.
Über das Konzept und dessen Umsetzung wird der Kreistag voraussichtlich in seiner Sitzung am 22. März 2019 entscheiden.
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