Kommentar von Hartmut Kölling
"Northeim (hakö). Die Politik steht vor großen Herausforderungen. Die Kreisstadt braucht dringend ein neues Image, um im Fachwerk5Eck nicht auf einem "Abstiegsplatz" zu landen und angeblich verloren gegangenen Boden gegenüber Einbeck gut zu machen und Touristen wieder anzulocken. Der Aufgabenkatalog für Rat und Verwaltung wächst. Jetzt sind kluge Entscheidungen gefragt, vor allem kurzfristig und sichtbar. Ran an die Hausaufgaben!
Wo bleiben die Lärmschutzwände im Zuge des Ausbaus der A7 am Freizeitsee mit seinem "großen Sandkasten", um die Anlieger am Nordhafen, das Restaurant und den Campingmobilplatz vor schier unerträglichem Verkehrslärm und "dicke Luft" zu schützen und Touristen ein idyllisches, ruhiges Ziel zu bieten?
Unglaublich die Blockade der Behörde gegen den Bau des NETTO-Supermarktes im Ortsteil Langenholtensen. Ein herber Schlag gegen eine Infrastruktur, vor allem auch gegen ältere Menschen gerichtet, die ihren Einkauf nur zu gern im unmittelbaren Nahbereich tätigen möchten. Was nun?
Erschreckend, geradezu blamabel ist der Dauerzustand der Leerstände in der einst blühenden Innenstadt. Der Münsterplatz als Eventbühne ruft nach Neugestaltung. Gerüchte reißen nicht ab, wonach der Northeimer Handball-Club die St. Blasienschänke als Vereinslokal, offen für jeden Gast, übernehmen möchte. Zu begrüßen wäre es.
Wann finden die Arbeiten am Trog am Bahnhof endlich ein Ende? Seit nunmehr vier Jahren ist die Situation für Anlieger/Bewohner und Unternehmen unerträglich. Firmen haben bereits eigene Zufahrten über Nachbargrundstücke, klagen über erhebliche Einnahmen-Verluste. Was ist nur los am Sollingtor im Northeimer Westen? Auch hier keine Einladung an Touristen, die Stadt von dieser Seite kommend zu besuchen. Alles dicht!
Dann der Streit um die neue Sporthalle. (Star-)Architekten aus der Region raufen sich inzwischen die Haare. Von kluger, kostengünstiger Planung mit Weitsicht keine Spur. Northeim ruft nach "Machern", wie sie zum Beispiel Einbeck zu haben scheint in Verwaltung, Marketing und vor allem auf beratender Seite der Groß-Industrie.
Die durch und durch marode Kulturstätte Waldbühne am noblen Hotel Freigeist zerfällt und ist längst kein Aushängeschild, zumindest ein Hingucker, mehr. Dort, wo einst unter anderem Joe Cocker, Roland Kaiser und vor 20 Jahren die Schürzenjäger vor großer Kulisse auftraten. Umgestürzte Baumriesen liegen quer. Insider befürchten ein "Plattmachen" der Waldbühne, um Hotel-Parkraum zu schaffen. Der Wald sieht teilweise fürchterlich aus. Wer ist dafür zuständig? Etwa Moringen? Auch das dürfte Besucher abschrecken: Seit Monaten beschmierte Hinweisschilder "Bogenschützen" an der Zufahrt von der Bundesstraße. Sieht das denn keiner?
Aufwachen, liebe Fachwerkstadt! Was ist eigentlich aus der Absicht geworden, nach einer englischen Partnerstadt Ausschau zu halten?
Und der in der breiten Öffentlichkeit immer wieder heiß diskutierte Vergleich mit der boomenden Bierstadt? Einbeck hat zwar den PS. Speicher, dafür Northeim das Theater der Nacht, meine ich. Einbeck hat zwar sein Eulenfest mit Top-Stars, Northeim dafür Top Fußballer und Handballer, die hochklassig groß aufspielen und längst der Stolz der Kreisstadt und der Fans aus der ganzen Region sind.
Die Bürger an der Rhume wünschen sich nur eins: Das hier Aufgezählte muß sich rasch zum Positiven wenden. Sie lieben ihre Stadt. Das hört man immer wieder, trotz Kritik. Die Hoffnungen liegen auch beim neuen, jungen Bürgermeister Simon Hartmann, seit einem Jahr im Amt. Northeim im Umbruch oder Aufbruch?"
Fotos: Hartmut Kölling