Landkreis Northeim (red). Am heutigen Donnerstag, 4. Juli, ist es so weit, dann besuchen wieder „Tschernobylkinder“ die Familien im Kirchenkreis Leine-Solling. 20 Gäste aus Weißrussland werden in diesem Sommer erwartet. Sie kommen im Rahmen der Aktion „Tschernobyl-Hilfe“ der hannoverschen Landeskirche, an der sich 17 Kirchenkreise beteiligen.
„Unter unseren Gästen sind 13 Kinder, zwei Dolmetscherinnen, vier Eltern sowie eine junge Erwachsene“, berichtet Cornelia Jäger. In einem Team bereitet sie die Unterbringung vor Ort vor. „Einige Kirchenkreise pausieren oder sind ganz ausgeschieden, dadurch hat sich die Kinderzahl in der Landeskirche reduziert. „Die Lage in Belarus wird aber leider nicht besser, sowohl die wirtschaftliche als auch die gesundheitliche“, so Cornelia Jäger: „Mir und dem Team ist es wichtig, weil wir wissen, dass die Kinder diese Erholungszeit brauchen. Die Verstrahlung ist nicht weg, und die Neuerkrankungen nehmen nicht ab, sondern immer weiter noch zu wie Schilddrüsenkrebs und Leukämie. Zum Teil sind die Kinder auch durch Allergien betroffen.“
Zum Programm gehören neben der Unterbringung in Familien auch Ausflüge in einen Freizeitpark, ein Tierparkbesuch und gemeinsame Nachmittage. „Uns ist es auch wichtig, dass wir durch die Kinder eine andere Verbindung zu Weißrussland aufbauen, weil so auch Freundschaften entstehen“, berichtet Jäger. So sei eine Dolmetscherin dabei, die mit ihrem Sohn komme. „Mit drei Jahren war sie das erste Mal als Mutter-Kind-Einladung hier, mehr als 15 Mal war sie bereits bei uns zu Gast.“ Auch in anderen Familien entstanden viele Beziehungen. „Früher hielten wir über Briefe Kontakt, heute über Skype. Es ist immer schwieriger Gasteltern zu finden.“
„Die Katastrophe von Tschernobyl vor 33 Jahren ist kein einmaliges Ereignis, das auf einen Tag beschränkt ist“, sagt Superintendent Jan von Lingen: „Diese Katastrophe hört nicht auf, denn die Schäden wirken fort, da die Böden radioaktiv belastet sind.“ Von Lingen dankte den Gasteltern für ihre Bereitschaft, die Kinder aufzunehmen: „Vier Wochen saubere Luft und eine ausgewogene Ernährung mit unbelasteten Lebensmitteln tun den Kindern gut und bessern nachweislich das Blutbild.“
Die Gastkinder kommen aus dem Gebiet Gomel im Süden Weißrusslands. Es grenzt unmittelbar an den Unglücksreaktor von 1986. Den Flug und die nötigen Versicherungen für Kinder, Mütter und Dolmetscher bezahlt die evangelische Landeskirche. In ganz Niedersachsen beteiligen sich mehrere hundert Gastfamilien. 17 Kirchenkreise machen bei der diesjährigen Aktion der Landeskirche mit. Bereits zum 29. Mal findet die Hilfsaktion der Die Arbeitsgemeinschaft „Hilfe für Tschernobyl-Kinder" statt. 28.000 Menschen waren bereits zu Gast.