Kreiensen (hakö). Eigentlich möchte man solche Bilder nicht sehen. Bilder, die innerlich aufrühren und fassungslos machen, zeigte der NDR-TV-Beitrag "Hallo Niedersachsen" vor wenigen Tagen aus Kreiensen. Dort am Bahnhof des Einbecker Ortsteiles, bedeutender Eisenbahnknotenpunkt für das südliche Niedersachsen, gibt es keine öffentlichen Toiletten. Wer hier länger warten muß, bekommt ein Problem oder benutzt unerkannt dunkle Nieschen im Mauerwerk, wie die Kamera bewies.
"Eine ekelige Tatsache. Nach Jahrzehnten sieht das Mauerwerk des ehemaligen Prachtbaus heute auch dementsprechend aus. Die Säure frißt", betonte Bahnhofshelfer Robert Schirmer gegenüber News-Redakteur Hartmut Kölling. "Einfach nicht hinnehmbar". Das historische Gebäude ist verkauft, verrammelt und verschlossen. Die "hohe" Politik aus Landtag und Bundestag sei zum sofortigen Handeln aufgefordert, aber auch die Gremien im Kreistag und bei der Stadt Einbeck. Zudem fehle eine Aufsicht auf dem Bahnhofsgelände. Der 82jährige Schirmer hat viele Menschen kennengelernt, hat mit ihnen gesprochen auf der Durchreise. Die Bahnhofsmission ist noch immer ein wichtiger Anlaufpunkt, nicht nur für Pendler.
Zur Geschichte: Am 1. August 1854 hielt hier der erste fahrplanmäßige Zug. 1886 erfolgte der Baubeginn des historischen Bahnhofgebäudes auf Veranlassung des Herzogs von Braunschweig. Zwei Jahre zuvor speiste Königin Auguste Viktoria Luise mit Gefolge im alten Bahnhofgsebäude. 1888/1889 trafen sich Fürst Bismarck und der russische Zar Alexander III. im Fürstenzimmer. 2012/2014 erfolgte die Neugestaltung der "Bahnhofsstation Kreiensen". Und heute? Zweifellos ist die Politik gefordert in Hannover und Berlin. Der Image-Schaden ist schon jetzt groß.
Fotos: Hartmut Kölling