Kreis Northeim (r). Die Einrichtung eines Frauenhauses im Landkreis Northeim wird Thema in der Sitzung des Kreistages am 4. Dezember sein. Eine derartige Einrichtung gibt es im Kreisgebiet bisher nicht. Schutzsuchende Frauen, die von Gewalt betroffen sind, müssen auf Angebote in Nachbarlandkreisen zurückgreifen.
Im Landkreis Northeim wurden im vergangenen Jahr 297 Fälle häuslicher Gewalt von der Polizei aufgenommen. Gleichzeitig muss auch von einer hohen Dunkelziffer von nicht bekannten Fällen ausgegangen werden. Jährlich werden durchschnittlich allein elf Frauen aus dem Landkreis Northeim an das Frauenhaus Göttingen verwiesen. Weitere Frauen aus dem Landkreis Northeim haben Zuflucht in Hameln, Hildesheim, Peine, Salzgitter und Wolfsburg gefunden. Erschreckend ist, dass die Zahl der abgewiesenen Frauen deutlich größer ist als die Zahl der Frauen, die - oft mit ihren Kindern - aufgenommen werden konnten.
„Es wird endlich Zeit, dass wir dieser unerträglichen Situation etwas entgegensetzen, und ein eigenes Angebot im Landkreis Northeim etablieren“, macht Landrätin Astrid Klinkert-Kittel deutlich und verweist darauf, dass der dringende Bedarf für ein wohnortnahes Angebot besteht.
Der Vorschlag der Landrätin an den Kreistag sieht vor, mittels einer Ausschreibung einen Träger zu finden, der bereit ist, ein Frauenhaus mit 8 Plätzen im Landkreis Northeim zu betreiben sowie die dafür notwendigen begleitenden Angebote vorzuhalten. Die Inbetriebnahme soll möglichst zum 1. Januar 2022 erfolgen.
Das Frauenhaus sollte eine gute Anbindung und Erreichbarkeit von Betreuungseinrichtungen, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und anderer Beratungsstellen bieten. Daneben ist eine entsprechende sozialpädagogische Betreuung, hauswirtschaftliche Unterstützung und tagesbegleitende Betreuung vorzusehen.
Zur Finanzierung eines Frauenhauses hofft der Landkreis auf Unterstützung von Bund und Land aus dortigen Fördertöpfen. Ob derartige Förderungen jedoch tatsächlich gewährt werden, ist von den vorhandenen Landes- bzw. Bundesmitteln abhängig und damit, insbesondere vor dem Hintergrund der erheblichen Mehrkosten im Rahmen der Corona-Pandemie, nicht sicher. Unabhängig davon sollen die erforderlichen Mittel im Kreishaushalt für das Jahr 2022 bereitgestellt werden.
„Aufgrund der dargestellten Situation sehe ich jedoch mit Blick auf die enormen Belastungen für die Frauen und deren Kinder hierzu keine Alternative“, rechtfertigt Landrätin Klinkert-Kittel die Finanzierung durch den Landkreis.