Einbeck (red). Ein junger Mann kniet vor einem Flipchart und zeichnet eine Möwe. 40 Schüler sitzen im Halbkreis um ihn herum. „Ein Elefant! Eine Giraffe!“. Der Illustrator nimmt es gelassen: „Ihr sollt doch herausfinden, aus welcher Stadt ich komme.“ Er zeichnet ein Gebäude und einen Dampfer hinter die Möwe. „Das ist die Elphi! Sie kommen aus Hamburg!“, ruft ein Junge aus dem Halbkreis.
In der vergangenen Stunde hat der junge Autor und Illustrator Tobias Krejtschi den Schülern des Jahrgangs 6 der IGS Einbeck erklärt, wie seine Bücher entstehen. Dabei schreibt er den Text und illustriert sein Buch auch selbst. Er stellt den Schülern die Geschichte von „Nils Randers“ vor, einem Seenotretter, der für einen unbekannten Seemann aufs Meer fährt und sein Leben für ihn riskiert. „Das ist wie die Feuerwehr, die riskieren auch ihr Leben für andere“, überlegt Connor. „Auch, wenn man nichts dafür bekommt, gilt es, im Leben manchmal ein Held für andere zu sein“, gibt Krejtschi den Schülern mit auf den Weg.
Zum 6. Mal findet im Landkreis Northeim die „Kinder- und Jugendbuchwoche der GEW“ statt. Schulen können sich hier um Lesungen von Jugendbuchautoren bewerben. „Für unsere Schule ist das eine tolle Gelegenheit, Bücher von einer anderen Seite kennen zu lernen.“, erklärt Fachleiterin Theresa Lücking von der IGS Einbeck. „Wir möchten, dass unsere Schüler nicht nur über die Handlungen nachdenken, sondern auch über den Autor von Büchern. Dass man hautnah Autoren im Haus hat, ist ein großer Gewinn und bleibt sicher den Schülerinnen und Schülern im Gedächtnis.“
Anders als Tobias Krejtschi, der durch seine Illustrationen das Aussehen seiner Bücher bestimmt, kann Kathrin Schrocke aus Augsburg nicht mal über den Titel ihrer Bücher entscheiden. „Dafür gibt es eine Marketingabteilung in den Verlagen“, erklärt sie den Schülern des Jahrgangs 8. Während Krejtschi seine Möwe malt, liest sie vor den älteren Schülern, die in den bequemen Sesseln des Wilhelm-BendowTheaters sitzen. Die Autorin liest aus ihrem Buch „Freak City“, erzählt aber auch viel aus dem Berufsalltag einer Autorin. Auch für die Schü- ler, für die Bücher vielleicht nicht die erste Wahl bei der Freizeitgestaltung sind, ist das spannend. „Was verdienen Sie als Autorin an einem Buch?“, wird Schrocke gefragt. Etwas erstaunt reagieren die Schüler, als sie erfahren, dass die Autoren pro Buch nicht einmal einen Euro verdienen.
Ist Autor sein also ein Traumberuf? „Toll ist, dass mir keiner sagt, wann ich aufstehen und woran ich arbeiten soll“, bemerkt Tobias Krejtschi dazu.
Den Schülern der IGS überlässt er zwei spontan gezeichnete Bilder. Studienrätin Lücking freut sich sehr über dieses Andenken: „Die bekommen nun einen Ehrenplatz in der Schule.“
Fotos: IGS