Northeim (lpd). Im Rahmen des Bündnisses gegen Depressionen Südniedersachsen lädt der Sozialpsychiatrische Verbund zu dem Vortrag „Depressionen erkennen und verstehen“ ein. In zwei Vortragsveranstaltungen berichtet der Oberarzt der Paracelsus-Roswithaklinik Bad Gandersheim, Helmut Platte in einem anschaulichen Vortrag über die Krankheit und gibt den Teilnehmenden in einer anschließenden Fragerunde die Möglichkeit für einen offenen Austausch.
Die Vorträge finden statt am:
- Dienstag, der 5. Oktober 2021, ab 19 Uhr im Alten Rathaus in Uslar
- Dienstag, der 12. Oktober 2021, ab 19 Uhr in der BBS in Einbeck
Die Teilnahme ist kostenfrei. Aufgrund der aktuellen Hygienevorschriften und der begrenzten Teilnehmerzahl wird um Voranmeldung per E-Mail an
Als Vorgeschmack auf den Vortrag hat der Sozialpsychiatrische Verbund bereits beim Vortragenden zum Thema Depressionen nachgefragt und einige Tipps, Erfahrungen und Ratschläge in einem kurzen Interview zusammengefasst:
Wie erkenne ich eine Depression?
Bestimmte Anzeichen sprechen dafür, dass eine depressive Erkrankung vorliegt und nicht nur eine vorübergehende Niedergeschlagenheit. Die drei wichtigsten Anzeichen bzw. Hauptsymptome, sind:
- Eine gedrückte, depressive Stimmung, oft einhergehend mit innerer Leere und der Unfähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen sowie dem Gefühl, sich wie versteinert zu fühlen
- Interessenverlust und Freudlosigkeit. Hobbys, der Beruf, Freizeitaktivitäten oder gemeinsame Unternehmungen mit der Familie oder Freunden machen keine Freude mehr.
- Antriebsmangel und Ermüdbarkeit
Wenn zwei dieser drei Anzeichen länger als 2 Wochen bestehen, kann dies auf eine Depression hinweisen.
Wie werden Depressionen behandelt?
Erster Ansprechpartner für die Diagnostik und Behandlung ist der Hausarzt. Bei Bedarf überweist er an einen Facharzt oder psychologischen Psychotherapeuten. Unterstützung und Beratung bietet auch der Sozialpsychiatrische Dienst des Landkreises Northeim. In Notfällen stehen psychiatrische und psychosomatische Kliniken bereit. Der Wegweiser „Psychisch krank – und nun?“ bietet eine aktuelle und umfangreiche Übersicht über Kontaktadressen in der Region.
Die wichtigsten Säulen der Behandlung sind die Psychotherapie in Form regelmäßiger Gespräche und die Pharmakotherapie mit Antidepressiva. Mit einer Behandlung, die auf die persönlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen des Einzelnen abgestimmt ist, können ca. drei Viertel der Patienten innerhalb von vier bis sechs Monaten wieder vollständig genesen. Dabei ist der Krankheitsverlauf von Person zu Person sehr unterschiedlich.
Was sagen Sie Betroffenen?
Informieren Sie sich, z. B. durch die Patientenleitlinie „Unipolare Depression“ und bei dem Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen. Nehmen Sie bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch. Der wichtigste Schritt ist der Gang zum Arzt oder Psychotherapeuten. Selbsthilfegruppen oder Beratungsangebote können (auch für Angehörige) eine wichtige zusätzliche Hilfe sein. Betroffene müssen sich nicht schämen. Eine Depression ist, ebenso wie eine körperliche Erkrankung, keine Frage von Schuld: Niemand würde zögern, wegen Rückenschmerzen den Arzt aufzusuchen.
Was raten Sie Angehörigen und Freunden?
Ermutigen Sie die betroffene Person professionelle Hilfe anzunehmen. Je mehr Sie informiert sind, umso leichter können Sie den Erkrankten verstehen. In ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Depression entwickeln Angehörige oft selbst Schuldgefühle oder gar Ärger über den Erkrankten. Hält die depressive Episode länger an, können sich bei den Angehörigen Überlastung und Erschöpfung einstellen, wenn sie dem Betroffenen eine Vielzahl alltäglicher Aufgaben abnehmen. Geben Sie auf sich Acht, damit Ihnen Ihre Kraft erhalten bleibt. Nehmen Sie gegebenenfalls selbst Hilfe in Anspruch.
Wie würden Sie folgenden Satz beenden: Eine Depression ist…
…eine Krankheit, die jeden treffen kann, die viele Gesichter hat und die gut behandelbar ist.
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