Uslar (red). Seit dem frühen Mittelalter waren in den dunklen Stunden des Tages Nachtwächter unterwegs, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Mit Hellebarde, Tutehorn und Laterne bewaffnet, sollten sie die Bürger vor lichtscheuem Gesindel und Feuergefahren schützen. Bei der Nachtwächter-Führung, zu der die Touristik-Information Uslar für Freitag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr einlädt, schlendert Dr. Wolfgang Schäfer mit den Teilnehmern durch das abendliche Uslar und erzählt von der Geschichte der Kriminalität in der Kleinstadt sowie vom wenig bekannten Nachtleben von Kaufleuten, Handwerkern und Arbeitern. So informiert er an der Stadtmauer von der Selbstverteidigung der Bürger in Kriegs- und Notzeiten.
Außerdem berichtet Dr. Schäfer über Kneipen und Kaschemmen und vom großen Durst der Sollinger im 19. Jahrhundert. Im früheren Gefängnis am Schloss konnten die Randalierer ihren Rausch ausschlafen. Ein anderer Schwerpunkt der Führung ist die Nachtarbeit. Nicht nur Dienstmägde, Müller und Bäcker waren bis tief in die Nacht bzw. bereits am frühen Morgen auf den Beinen, sondern auch in Zeiten der Hochkonjunktur die Zigarrendreher und die Tonpfeifenmacher. In der Hauptsaison vor Weihnachten schufteten später Beschäftigte der Ilse-Möbelwerke in einer zwölfstündigen Wechselschicht.
Im Nebenberuf waren die Uslarer Nachtwächter oft als Ausrufer der Stadtverwaltung tätig. Einer von ihnen, „Redner Bode“, bekannt als wortmächtiger Verkünder neuester Nachrichten, wurde vor einigen Jahren mit einem Denkmal auf der Langen Straße verewigt.
Die Teilnahme an dem Stadtrundgang beträgt 4 Euro. Anmeldungen werden erbeten in der Touristik-Information Uslar unter der Tel.-Nr. 0 55 71/3 07-2 20 oder per E-Mail an
Foto: Touristik-Information Uslar