Hardegsen (red). Im Europäischen Naturschutzgebiet Weper müssen Nadelbäume weichen, um Laubbäumen und zahlreichen Straucharten mehr Wuchsraum und Licht zu geben. Das Niedersächsische Forstamt Dassel lässt in den kommenden Wochen Wald- und Schwarzkiefern auf der Weper fällen. Ziel ist es, die Entwicklung naturnaher Wälder zu fördern. Die einst gepflanzten Nadelhölzer sind Baumarten, die nicht zur natürlichen Waldgesellschaft auf dem Weper-Höhenzug gehören. Die Niedersächsischen Landesforsten pflegen regelmäßigen die Trockenrasen-Lebensräume und halten sie waldfrei.
Die bewaldeten Bereiche des Schutzgebietes sollen Buchen, Eschen, Ahorne, Hainbuchen oder Birken besiedeln. Die Kiefern waren als Pionierwald aufgeforstet worden, nachdem immer weniger Haustiere die Weper beweideten. Die erste Waldgeneration hat jetzt ausgedient. Forstleute fördern stattdessen Laubwald oder Sträucher wie die Haselnuss oder den Seidelbast. Langfristig entwickeln sie das Naturschutzgebiet nach einem Managementplan weiter.
Naturschutzgebiet mit wechselvoller Geschichte
Die Weper hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor 500 Jahren war sie überwiegend mit Buchenwald bedeckt, später wurde sie immer intensiver beweidet. Vor 200 Jahren wurden viele Bereiche sogar abgeholzt, weil man Weideflächen für die Schafhaltung schaffen wollte. Nur einige Jahrzehnte später machte das aus wirtschaftlicher Sicht bereits keinen Sinn mehr. Chronischer Holzmangel einer schnell wachsenden Bevölkerung war der Grund, warum die kahlen Bereiche wieder aufgeforstet wurden. Dazu eignete sich besonders die Schwarzkiefer, die als robuste Pionier-Baumarten auch auf trockenen Kalkböden gedeiht. Diese Kiefern-Pflanzungen waren jedoch von Anfang an als Übergangslösung gedacht. Langfristig wollten Forstleute wieder Laubwälder auf der Weper wachsen sehen.
Spezialtechnik zur Baumernte
Ein weiterer Schritt zum ursprünglichen Laubwald erfolgt in den kommenden Wochen. Im Fokus stehen dabei Flächen, die ab 2023 als sogenannte Flächen für natürliche Waldentwicklung (NWE-Flächen) aus der Nutzung genommen werden. Arbeiten in Gebieten mit natürlicher Waldentwicklung müssen nun vordringlich erfolgen, weil nach 2022 keine Eingriffe auf diesen Flächen mehr möglich sein werden.
„Die Ernte der Bäume auf der Weper ist besonders anspruchsvoll, denn es handelt sich zum Teil um steile Hänge und empfindliche Böden. Daher setzen wir in diesen Bereichen einen Seilkran ein, der die Bäume an einem durch die Luft gespannten Seil entlang aus dem Bestand zieht. Das geerntete Holz verarbeitet anschließend ein deutsches Unternehmen“. Erläutert Johannes Wobst, der das Forstamt Dassel leitet.
Das Forstamt Dassel hat die Waldarbeiten mit der Naturschutzbehörde des Landkreises Northeim abgestimmt. Die Naturschutzverwaltung unterstützt die Pflegearbeiten. Sie fördern die Entwicklung zu naturnahen Wäldern und das schreibt die neue Weper-Schutzgebietsverordnungen vor. Die Maßnahmen waren bereits im Managementplan vorgesehen, den die Landesforsten vor acht Jahren erstellt hatten. Auch nach Abschluss der Fällarbeiten werden noch Wald- und Schwarzkiefern auf der Weper stehen, denn die Räumung findet nur auf Teilbereichen des Gebietes statt. Die Pflege und Entwicklung der Weper mit ihren wertvollen Kalkmagerrasen und vielfältigen Wäldern ist eine Daueraufgabe, die einen langen Atem benötigt.
Das Forstamt bittet Besucher der Weper um Verständnis für zeitweise Einschränkungen.
Foto: NLF