Dassel (red). Friedhelm Flamme ist ein international gefragter Orgelsolist. Dass er auch ein Entertainer sein kann, wenn es darum geht, „sein“ Instrument Laien jeden Alters verständlich und mit viel Humor vorzustellen und zu erklären, bewies er in dieser Saison des internationalen Orgelfestivals Vox Organi bei den Sonderveranstaltungen „Vox Organi für Generationen“, die mit Unterstützung der Emmaus-Kirchengemeinde Dassel in der Laurentiuskirche in Dassel stattfinden konnten. An einem Nachmittag und zwei Vormittagen durften Bewohner der Mundus Seniorenwohnheime und Schüler der Paul-Gerhard-Schule Dassel die Orgel neu und ganz anders erleben.
Für die Senioren, die mit Blick auf den Solisten im vorderen Kirchenraum Platz genommen hatten, gab es kurze Erklärungen zum Instrument und verschiedenen zu Gehör gebrachten Stücken, vor allem aber Musik zum Aufhorchen, ertönten doch plötzlich die Titelmusiken der beliebten Serien „Derrick“, Bonanza und weiterer Fernseh-„Renner“ im ehrwürdigen Kirchenbau, und der Organist rief dem Publikum zu: „Wer erkennt die Melodie?“ Strahlende Gesichter und viele ihm zugerufene Antworten verrieten, dass alle sie erkannten. Berührend schön wurde der Nachmittag, als Flamme altbekannte Volks- und Kirchenlieder anstimmte und alle Besucher auf seine Einladung hin aus voller Kehle mitsangen. Im konzertanten Teil des Nachmittags durften die Gäste Musik von Pietro Alessandro Yon und Johann Sebastian Bach – darunter die berühmte Toccata und Fuge d-Moll – hören.
Viel Beifall wurde Friedhelm Flamme für die Gestaltung dieses schönen Sommernachmittags gezollt und eine begleitende Mundus-Mitarbeiterin rief ihm freudig begeistert zu: „Herr Flamme, Sie haben mich verblüfft!“
Eine Woche später hatten an zwei Vormittagen insgesamt 130 Schülerinnen und Schüler von Klasse 6 bis 12 ebenfalls Gelegenheit, die Orgel ganz neu kennen zu lernen. In mehreren zeitlichen Blöcken nahmen jeweils etwa dreißig bis vierzig Jugendliche zu Werkstattkonzerten auf der Empore der Laurentiuskirche Platz und ließen sich schnell animieren, alles zu fragen, was sie schon immer über das Instrument Orgel wissen wollten. „Wie werden die Töne erzeugt?“ „Was sind das für Tasten am Boden?“ „Warum gibt es mehrere Tastaturen?“ „Wie reinigt man eine Orgel?“, „Was kostet eine Orgel?“ Jede Frage wurde informativ, mit Humor und mit einem Musikbeispiel beantwortet. Schüler und Schülerinnen durften selbst an der Orgel Platz nehmen und Töne erzeugen, die kleinste Pfeife wurde kurzerhand ausgebaut, damit man einmal hineinblasen konnte, der Höhepunkt aber war das „In-die-Orgel-Klettern“.
Von links ging es in die Höhe, von rechts nach unten in den „Körper“ der Orgel. Solange Schlangen bildeten sich an den beiden Orgeltüren, dass schließlich eine begleitende Lehrerin zum baldigen Aufbruch mahnen musste.
Auch an diesen beiden Tagen gab es einen konzertanten Teil mit Werken von Bach, Posegga, Hyman, Lang, Improvisationen und – Highlight jeder Orgelvorführung – der Titelmelodie der „Sendung mit der Maus“.
Foto: Leine-Solling
„Das waren geglückte und beglückende Begegnungen“, so der Festivalleiter. „Vox Organi für Generationen soll nach Möglichkeit fester Bestandteil jeder Konzertsaison werden.“
Kurze Videoimpressionen von „Vox Organi für Generationen“ gibt es auf der Festivalwebsite
www.voxorgani.org unter dem Link „Videos“.