Dassel/Holzminden. Positive Fundamentaldaten gepaart mit politischer Unsicherheit prägen das Bild an den Kapitalmärkten im Jahr 2025. In Summe überwiegen die Chancen die Risiken, sagt Folkert Groeneveld, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank in Südniedersachsen. Er sieht interessante Möglichkeiten bei Aktien und Industriemetallen.
Groeneveld rechnet für 2025 mit einem moderaten Wirtschaftswachstum. Die stärkste Zugkraft entwickelten die USA, denn dort zeigten sich die Effekte der staatlichen Förderprogramme der vergangenen Jahre, die Reindustrialisierung sei in vollem Gange, und die Investitionstätigkeit nehme zu. Allerdings dürfte der Kurs des designierten US-Präsidenten das Wachstum ab dem zweiten Halbjahr 2025 etwas dämpfen und die Inflation erhöhen. Insgesamt geht der Vorstandsvorsitzende von einer Zunahme der Wirtschaftsleistung in den USA in der Bandbreite um 1,5 Prozent in den nächsten beiden Jahren aus.
In Europa und besonders in Deutschland werde die erwartete Handels- und Sicherheitspolitik Trumps die Exportindustrie treffen. Dort sei die Wachstumsdynamik wegen fehlender Investitionen ohnehin schwach. Besonders die Kernländer des Euroraums zeigten wenig Dynamik, die Peripherie laufe besser. „Insgesamt erwarten wir im Euroraum 2025 ein Wachstum von 0,7 Prozent (2026: 0,7 Prozent), in Deutschland von 0,2 Prozent (2026: 0,2 Prozent)“, so Groeneveld.
Inflationsrückgang kommt zum Ende
Keine weitere Entspannung, aber auch keine erneute Verschärfung erwartet die VR-Bank bei der Inflation. In den USA rechnet man für 2025 mit einer Inflation von 2,6 Prozent, im Euroraum könnte die Inflation hingegen angesichts der schwachen Konjunktur auf 2,1 Prozent kommen.
„Den wichtigsten Notenbanken öffnet sich damit ein weiterer Spielraum für Leitzinssenkungen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werde nach Einschätzung von Experten Leitzinssenkungen um 75 Basispunkte bis zur Jahresmitte 2025 vornehmen und danach auf Sicht fahren. Im Euroraum dominiere hingegen die Wachstumsschwäche klar das Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB), und man rechne mit fünf Leitzinssenkungen der EZB im Jahr 2025. Sollten Inflationsthemen doch in Europa wieder im späteren Jahresverlauf in den Vordergrund rücken, kann die EZB auch wieder etwas zurückhaltender diesbezüglich werden.
Unternehmensanleihen im Fokus
Bei Staatsanleihen dürften die steigende Staatsverschuldung und das Ende des Inflationsrückgangs in den USA auf längere Sicht renditetreibend wirken, vor allem bei längeren Laufzeiten. Gleichzeitig unterstützt die nachlassende Wachstumsdynamik den Rentenmarkt. Groeneveld rechnet infolgedessen mit leicht steigenden Renditen am langen Ende der Zinsstrukturkurve, während am kurzen Ende Rückgänge durch die erwarteten Zinsentscheidungen der FED wahrscheinlich seien. Insgesamt werde die Zinsstrukturkurve in den USA und in Europa dadurch etwas steiler. „Wir favorisieren weiterhin Unternehmensanleihen guter Bonität gegenüber Staatsanleihen, um Renditeziele zu erreichen“, sagt er.
Aktien interessant
Bei Aktien sorgten eine moderat wachsende Weltwirtschaft, graduell sinkende Zinsen und moderat steigende Unternehmensgewinne für ein solides Fundament für weitere Kurssteigerungen. Dabei verbreiterten sich die Gewinnanstiege auf mehr Sektoren und Unternehmen. „Bei globalen Aktien halten wir Kurszuwächse im mittleren einstelligen Bereich für durchaus möglich“, so Groeneveld und ergänzt: „Der Auswahl einzelner Aktien sollte vor dem Hintergrund der neuen US-Regierung künftig noch mehr Beachtung geschenkt werden.“ Klar ist, dass die in 2024 erlebten Kursentwicklungen in dieser Breite nicht wieder für 2025 erwartet werden dürfen – für eine Vermögensbildung sind Aktien aber unserer Ansicht nach unverändert unerlässlich.
Rohstoffe als Stabilitätsanker
Rohstoffe bieten einen Diversifikationseffekt und dürften mittelfristig von der grünen Transformation profitieren. Angesichts der unsicheren Weltlage sollten vor allem Edelmetalle eine stabilisierende Wirkung in einem Portfolio entwickeln können. „Dazu zählt insbesondere Gold, auch wenn dieses schon teuer ist“, so Groeneveld. Die Nachfrage nach Industriemetallen sei durch den Bedarf zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und die zyklische Stabilisierung der chinesischen Volkswirtschaft gut unterstützt. Der Ölpreis sei dagegen angesichts schwacher Fundamentaldaten - einer nur moderat wachsenden Wirtschaft bei ausreichendem Fördervolumen - unter Druck, wobei geopolitische Verschärfungen immer wieder zu Preisspitzen führen dürften.
Aussichtsreiche Perspektiven
In Summe schätzt der Vorstandsvorsitzende die Perspektiven an den Kapitalmärkten als aussichtsreich ein. „Die Wertentwicklung dürfte aber im Vergleich zu den Vorjahren abflachen und die Schwankungsanfälligkeit steigen“, ergänzt er und nennt als Belastungsfaktoren die Situation im Nahen Osten und in Osteuropa, die neue US-Regierung und die politische Unsicherheit in Kerneuropa. Dem stünden Unterstützungsfaktoren wie das Wachstum der Weltwirtschaft und die sinkenden Leitzinsen gegenüber.
Die VR-Bank berät Kunden und Interessierte gerne, wie sie diese Einschätzung in ihrer Geldanlage umsetzen können.