Landkreis Northeim (red). Qualität im Handwerk sichern: Ein „klares Bekenntnis zum Meisterbrief“ fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) von den Bundestagskandidaten im Kreis Northeim. Hintergrund sind Pläne der EU-Kommission: Sie will die Zugangsvoraussetzungen in Handwerksberufen europaweit angleichen. Darunter würden Qualität und Ausbildung leiden, befürchtet IG BAU-Bezirksvorsitzender Torsten Witt. Meisterbetriebe im Landkreis wären besonders betroffen.
„Wohin der Abbau von Standards führen kann, zeigt sich im Fliesenlegerhandwerk“, so Witt. Mit der Novelle der Handwerksordnung im Jahr 2004 wurde hier die Meisterpflicht abgeschafft. Seitdem ist die Zahl der Fliesenleger-Betriebe im Bereich der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen von 196 auf 365 im letzten Jahr angestiegen – ein Zuwachs von 86 Prozent. „Immer mehr Ein-Mann-Betriebe buhlen um Aufträge. Qualität und Ausbildung bleiben aber oft auf der Strecke“, kritisiert der Gewerkschafter.
Sollte der Trend die ganze Baubranche erfassen, drohe eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels. Denn die Handwerksmeister seien die tragende Säule der Berufsausbildung. Neue Zahlen der Handwerkskammer nennt Witt deshalb „beunruhigend“: Lediglich 48 bestandene Meisterprüfungen im Bau- und Ausbaugewerbe zählte die Kammer im vergangenen Jahr. Der Lehrlingsbestand in der Branche ging im Zehn-Jahres-Vergleich um 23 Prozent auf zuletzt 516 Azubis zurück.
Die IG BAU ruft die heimischen Bundestagskandidaten auf, sich für den Erhalt der Meisterpflicht im Handwerk einzusetzen. Bei den Fliesenlegern müsse sie dringend wieder eingeführt werden, so die Gewerkschaft.
Foto: IG Bau