Northeim (lpd). Im August dieses Jahres hatte der Kreistag des Landkreises Northeim ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Entlastung der Hebammen beschlossen. Dieses wurde den Hebammen nun auf einer Fachveranstaltung vorgestellt und positiv aufgenommen.
19 Hebammen sind der Einladung des Landkreises Northeim ins Kreishaus gefolgt. Die Arbeit der Hebammen sei für junge Familien - vor allem für Mütter - gerade in der Zeit nach der Geburt immens wichtig, sagte Dörte Rojahn, Leiterin des Fachbereiches Kinder und Familie. Man wolle mit den Maßnahmen, die Landrätin Astrid Klinkert-Kittel erarbeitet hat, zeigen, wie wichtig die Hebammen für den Landkreis Northeim sind und ihnen mit dem Programm Wertschätzung entgegenbringen. Ingrid Lohmann, Kommunalpolitikerin und Kreissprecherin des Hebammenverbandes Niedersachsen für den Landkreis Northeim und den Altkreis Osterode, freute sich über das große Interesse. Sie habe an der Ausarbeitung der Maßnahmen im Sinne der Hebammen mitgewirkt und hoffe, dass diese zu einer Entlastung beitragen. Sie freue sich, dass der Landkreis die Probleme in der Versorgung erkannt hat und so engagiert angegangen sei.
Michaela Unger, Mitarbeiterin im Fachbereich Kinder und Familie, stellte die Maßnahmen im Einzelnen vor. Neben einem Gründungszuschuss über 3000 Euro für Hebammen, die sich im Landkreis niederlassen, gibt es für Berufseinsteigerinnen oder Wiedereinsteigerinnen die Möglichkeit, von einer erfahrenen Hebamme als Mentorin begleitet und unterstützt zu werden. Eine der Maßnahmen stoß auf besonderes Interesse bei den Hebammen: Diese sollen künftig für ihre Wochenbettbetreuung einen Zuschuss in Höhe von 20 Euro pro betreute Mutter erhalten. „Dies ist eine Maßnahme, mit der man zeigt, dass unsere Arbeit bei den Familien tatsächlich sehr ernst genommen und als wichtig erachtet wird“, so eine Hebammenvertreterin. Zusätzlich soll es Zuschüsse für die Fortbildungen der Hebammen in Höhe von 300 Euro im Jahr geben.
Auf breite Zustimmung traf der vom Landkreis entwickelte praxisnahe Abrechnungsbogen. Die Hebammen zeigten sich mit diesem sehr zufrieden und stellten fest, dass er ohne großen Aufwand auszufüllen sei.
Weiterer Programmpunkt war die Vorstellung des Projektes „Hedi - Hebammenversorgung digital“ durch die Gesundheitsregion Göttingen und die Firma aidminutes aus Hamburg, an dem sich der Landkreis Northeim beteiligt. Es ist geplant, mit Hilfe einer App einen vereinfachten Zugang zu Informationen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sowie zu regionalen Hilfsangeboten zu ermöglichen. Ziel ist es, die Inhalte der Hedi-App mit Übersetzungshilfen in relevanten Sprachen, in einfacher Sprache sowie mit Erklärvideos anzubieten, um möglichst viele Frauen zu erreichen. Die Hebammen wurden eingeladen, sich an der Entwicklung der App zu beteiligen. Ein erster Workshop findet am 26. November in Northeim statt.
Der Fachbereich Gesundheitsdienste stellte zudem das 2018 eingeführte Stillmonitoring für den Landkreis vor. Bisher lägen keine umfassenden Stilldaten in Deutschland vor, erklärte Mitarbeiterin Mylena Meyer-Erlach. Der Landkreis beteilige sich deshalb an der bundesweiten, auf Dauer angelegten Bestandsaufnahme zum Stand des Stillens. Der Landkreis erfasst im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen das Stillverhalten der Mütter. In der Auswertung der ersten Abfragerunde wurde deutlich, dass im Jahr 2012/2013 rund 80 Prozent der Mütter ihre Kinder gestillt haben. Mütter, die durch eine Hebamme begleitet wurden, haben deutlich häufiger gestillt als Mütter ohne Hebammenbegleitung.
Der Abrechnungsbogen zum Maßnahmenkatalog sowie die Richtlinie zur Hebammenentlastung stehen als Download unter www.landkreis-northeim.de/fruehehilfen unter dem Reiter „Für Fachkräfte“ zur Verfügung. Weitere Informationen erhalten Sie auch bei Michaela Unger unter der Tel. 05551/ 708 224.
Foto: Landkreis Northeim