Einbeck (red). Am Freitag, dem 17. September, veranstaltete die Verkehrswende-Initiative Einbeck auf dem Möncheplatz den ersten Park(ing) Day in Einbeck. Am Nachmittag gestaltete die Gruppe mehrere Auto-Parkplätze am Möncheplatz um zu einem Begegnungsort für Anwohner*innen und Passant*innen. Unter dem Motto „Platz für Menschen statt für Autos“ entstand dort, wo sonst Fahrzeuge parken, ein sogenanntes „Pop-Up Wohnzimmer“ mit Kinderprogramm, Kaffee und Kuchen und Livemusik vom Musik-Duo l’eumelyra. Im Rahmen der angemeldeten Versammlung fand auch eine Kundgebung statt. Ziel des Aktionstages ist es, durch eine temporäre Umnutzung von Auto-Parkplätzen den Diskurs darüber anzuregen, wie diese Flächen effizienter und attraktiver genutzt werden können.
Die Aktion stieß auf reges Interesse vonseiten der Passant*innen auf dem Weg in die Einbecker Innenstadt. Neben dem gebotenen vielfältigen Programm lud die Initiative auch dazu ein, sich vor Ort über die Möglichkeiten einer neuen Flächennutzung für Einbecks Innenstadt auszutauschen. Mit der Frage „Wie wollen wir öffentlichen Raum gestalten?“ wurden auf einem Flipchart konkrete Ideen und Visionen der Besucher*innen und Passant*innen für eine Umgestaltung des Möncheplatzes gesammelt. Vorschläge wie Abenteuerspielplatz, Gemeinschaftsgarten oder Kletterpark zeigen: Grüner sollte es werden, weniger Asphalt, mehr Aufenthaltsqualität und Spaß. Und natürlich: weniger Autos. „Acht Parkplätze, je 5 m mal 2,50 m, das sind ganze 100 Quadratmeter Fläche! So groß wie eine 3-Zimmer-Wohnung! Der Aktionstag hat mir vor Augen geführt, wie wertvoll dieser Raum mitten in Einbeck ist, und was hier statt Parkplätzen alles möglich wäre!“, bemerkte Luise Laser, eine Teilnehmerin des Park(ing) Days.
Den Anwohner*innen, Familien und Tourist*innen bleibt die Nutzung zentraler innerstädtischer Bereiche wie den Möncheplatz bisher praktisch vorenthalten, weil die Fläche dem Abstellen von wenigen Fahrzeugen vorbehalten bleibt. Dabei besteht mit dem Parkplatz am Köppenweg bereits eine nahegelegene Alternative zum Parken. Eine weitgehende Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt im Sinne einer umfassenden Verkehrswende für Einbeck macht den öffentlichen Raum außerdem für alle Verkehrsteilnehmenden sicherer. Kinder oder Menschen mit eingeschränktem Seh- und Hörvermögen werden manche Stadtgebiete überhaupt dann erst sorgenfrei betreten können, wenn der Autoverkehr dort verbannt oder stark eingeschränkt wird.
Während der Kundgebung zum Aktionstag sprach Thomas Meyer zudem von den stadtplanerischen Hintergründen, die einen künftigen Rückbau versiegelter Flächen in Einbeck notwendig machen werden. „Es braucht eine zugängliche Mobilität für alle, und das heißt kostenloser ÖPNV und zwar klimaneutral.
Ein Bruch mit dem bestehenden Dogma des motorisierten Individualverkehrs würde auch bedeuten, dass wir eine große Menge an Raum gewinnen würden […] konkret hieße das, dass Flächen, die momentan als Straßen, Parkplätze oder Parkhäuser fungieren, bald Parks, Gemeinschaftsgärten oder Kulturräume sein könnten.“
Eine Umgestaltung innerstädtischer Auto-Parkplätze, wie dem Möncheplatz ist nicht nur interessant, weil es die Aufenthaltsqualität Einbecks erhöht. Angesichts von Hitzesommern und immer häufiger auftretender Starkregenereignissen ist unerlässlich, dass Einbeck seinen Anteil an versiegelter Fläche verringert. Asphaltierte Flächen, wie der Parkplatz am Möncheplatz fördern den sogenannten städtischen Hitzeinsel-Effekt, das bedeutet: Im Sommer steigen die Temperaturen hier wesentlich höher als auf unversiegelten Flächen im Umland. Rekordtemperaturen fordern schon heute in Deutschland jährlich tausende Hitzetote, zumeist ältere Menschen. Außerdem können asphaltierte Flächen bei starkem Regen kein Wasser aufnehmen, sodass das Risiko zu einem Überfluten der Kanalisation und folgender Überschwemmung im Stadtgebiet steigt. Eine Entsiegelung und Begrünung schafft Lösungen für beide Extremsituationen.
Die Verkehrswende-Initiative Einbeck hat sich im Frühjahr dieses Jahres formiert als loser Zusammenschluss interessierter Anwohner*innen für eine inklusivere und nachhaltigere Verkehrsinfrastruktur in Einbeck. Bereits seit März organisiert sie hierzu jedem letzten Freitag im Monat eine Fahrrad-Demo in Einbeck. Mittelfristig soll ein Verkehrswendeplan für Einbeck und Umgebung entwickelt werden mit konkreten Forderungen an die Stadt für eine zukunftsweisende Umgestaltung der Verkehrsinfrastruktur. Interessierte sind herzlich eingeladen sich mit einzubringen.
Foto: Verkehrswende-Initiative Einbeck