Einbeck/Northeim (red). Der Klimawandel stellt auch die Feuerwehren vor neue Herausforderungen – und verändert die Ausbildung grundlegend. Am vergangenen Wochenende haben die Fachausbilder für Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, Jan-Eric Loy, Florian Koch und Dennis Bodenstein, mit der Schulung von Einsatzkräften begonnen. Im Fokus: der richtige und sichere Umgang mit Flächen- und Waldbränden – eine Gefahr, die längst nicht mehr nur im Hochsommer auftritt.
Waldbrandsaison beginnt immer früher
„Wir haben anscheinend gar keine richtigen Winter mehr“, stellt Jan-Eric Loy fest. Während Waldbrände früher eine klare „Saison“ in den Sommermonaten hatten, verlagern sich Brandereignisse zunehmend ins Frühjahr – und werden häufiger. Der Februar und März gelten als die trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Feuerwehren in Deutschland und Europa spüren die Auswirkungen deutlich: Bereits im März gab es die ersten Waldbrände – u. a. in Iserlohn (NRW), am Edersee in Hessen und in Niederösterreich, wo zwei Löschhubschrauber im Einsatz waren.
Auch im Landkreis Northeim kam es im März zu ersten Flächenbränden, unter anderem in Hardegsen und Moringen. „In den meisten Fällen handelt es sich um fahrlässiges Verhalten – das macht uns als Brandschützer sehr nachdenklich“, so Loy, der auch als Kreisbrandschutzerzieher tätig ist. Die klassische Warnsaison im Hochsommer sei längst überholt. Langanhaltende Trockenheit sorge mittlerweile fast ganzjährig für erhöhte Brandgefahr.
Neue Ausrüstung, neue Denkweise
Aktuell gilt in Südniedersachsen die Waldbrandgefahrenstufe 3 von 5, ebenso für den Grasland-Feuerindex. „Wir müssen unsere Einsatzkräfte gezielt auf diese neuen Herausforderungen vorbereiten“, betont Florian Koch, stellvertretender Bereitschaftsführer der Kreisfeuerwehrbereitschaft 1.
Die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden erfordert nicht nur spezielle Taktiken, sondern auch eine angepasste Ausrüstung: „Die übliche Schutzausrüstung mit schwerer Kleidung und Helm ist bei Gebäudebränden sinnvoll, führt bei Vegetationsbränden jedoch zu Hitzestress“, erklärt Koch. Stattdessen brauche es leichtere Schutzkleidung, spezielle Helme, Strahlrohre und Handwerkzeuge.
Theorie trifft Praxis in Hardegsen
In der ersten von insgesamt drei kreisweiten Praxisausbildungen in diesem Jahr konnten die Teilnehmenden in Hardegsen ihr Wissen auffrischen und erweitern. Nach einer theoretischen Einführung am Vormittag ging es am Nachmittag raus in die Natur. Dort lernten die Einsatzkräfte unter anderem das Schlagen von Brandschneisen sowie das richtige Vorgehen bei Flächenbränden. Ein eindrucksvoller Aha-Effekt: Vermeintlich gelöschte Brandstellen können durch Wind in kürzester Zeit wieder aufflammen.
Mehr als 1.500 Kräfte bereits geschult
Im Landkreis Northeim wurden bereits mehr als 1.500 Einsatzkräfte in der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung geschult. Zwei weitere zentrale Lehrgänge wie in Hardegsen stehen in diesem Jahr noch an, zahlreiche Zusatztermine vor Ort bei den Wehren sind bereits angefragt. Denn eines ist klar: Die Welt verändert sich – und die Feuerwehr passt sich an.
Fotos: Konstantin Mennecke/Kreisfeuerwehr