Göttingen (red). Seit Mitte Mai laufen in Niedersachsen verdeckte Ermittlungen wegen des Verdachts der banden- und gewerbsmäßigen Geldwäsche und des Computerbetrugs. Die Zentrale Kriminalinspektion (ZKI) der Polizeidirektion Göttingen führt das Verfahren unter Leitung der Staatsanwaltschaft Göttingen gegen mehrere in Hann. Münden ansässige Personen.
Ausgangspunkt war eine Geldwäscheverdachtsmeldung einer Bank. Auffällige Finanzflüsse auf mehreren Konten hatten zur Anzeige geführt – es ging unter anderem um Gutschriften verschiedener Zahlungsdienstleister sowie Bargeldbewegungen unbekannter Herkunft.
Online-Wettbetrug durch Finanzagenten
Im Fokus der Ermittlungen steht der Verdacht, dass sogenannte Finanzagenten systematisch angeworben wurden, um ihre Personalien für die Eröffnung von Bankkonten bereitzustellen. Über diese Konten soll ein Tatverdächtigenkreis betrügerische Online-Wettgeschäfte abgewickelt haben. Die Konten dienten dabei der Verschleierung illegaler Geldströme. Den Agenten selbst wurde keine Verfügungsgewalt über die Konten eingeräumt – sie erhielten für die Kontoeröffnung jedoch teils hohe Geldsummen.
Laut ZKI bestehen deutliche Parallelen zu einem ähnlich gelagerten Verfahren aus dem Jahr 2021. Damals wurde gegen eine in Hann. Münden ansässige, türkischstämmige Familie ermittelt, die ein umfassendes Netzwerk aus Finanzagenten aufgebaut hatte. Auch in der aktuellen Struktur vermuten die Ermittler Verbindungen zu dieser Gruppierung.
Durchsuchungen in vier Objekten – IT-Auswertung läuft
Am heutigen Tag wurden sechs vom Amtsgericht Göttingen erlassene Durchsuchungsbeschlüsse an vier Objekten in Hann. Münden vollstreckt. Dabei wurden Beweismittel sichergestellt, die derzeit IT-forensisch ausgewertet und auf ihre Relevanz für das Verfahren geprüft werden.
Gegen die sogenannten Finanzagenten laufen gesonderte Ermittlungen wegen Beihilfe zum Betrug.
„Die Bekämpfung der Geldwäsche ist eine Schwerpunktaufgabe unserer ZKI. Durch den Rückfluss kriminell erlangter Geldwerte in den legalen Wirtschaftskreislauf entstehen hohe wirtschaftliche und soziale Schäden, die es mit aller Deutlichkeit zu bekämpfen gilt“, erklärte Thomas Breyer, Leiter der Zentralen Kriminalinspektion.
Die Ermittlungen dauern an.